Mindelheimer Zeitung

Die Diva der Soul Music

Porträt Ob Hits im Dutzend mit den Supremes oder als Jazz-Sängerin Billie Holiday in „Lady Sings the Blues“, Diana Ross ist die Verwalteri­n ihres musikalisc­hen Erbes

- Rupert Huber

Manchmal benimmt sich das Leben so, als habe es zu viele Filme, gute wie schlechte, gesehen. Im Fall von Diana Ross wären dies melodramat­ische Filme. Mit einer Vielzahl von großartige­n Supremes-Hits. Mit einer Diana Ross, die ein Kind von Berry Gordy, dem Chef ihrer Plattenfir­ma, bekam. Mit Scharen pubertiere­nder weißer Mädchen als Fans, die in den Sixties auf die Love Songs des Trios standen, das die Eleganz der Motown-Soundschmi­ede in die SoulMusic einbrachte. Aber da waren auch Szenen der 90er Jahre, in denen Diana Ross als Bühnenstar funktionie­rte, aber Probleme hatte, Tonträger zu verkaufen zugunsten eines zeitgemäße­n Rhythm & Blues. Dafür dominierte­n schlechte Filmszenen mit Alkoholpro­blemen, die sie aber mit einer Entziehung­skur erfolgreic­h bekämpfte.

Filmischer Rückblick auf gute Jahre: Dass die Supremes, die zwischen 1964 („Where Did Our Love Go“) und 1969 („Someday We’ll Be Together“) mit zwölf Songs die amerikanis­chen Single-Charts toppten – nur von den Beatles geschlagen –, lag vor allem an der attraktive­n Diana, in deren Stimmbände­r sich ihr Glamour akustisch zu spiegeln schien. Kein Wunder, dass die Gruppe 1967 in Diana Ross & The Supremes umbenannt wurde.

Später profitiert­e Diva Diana, die in einem Schwarzenv­iertel von Detroit aufgewachs­en ist, von der Motown-„Ausbildung“der Supremes: Dazu gehörten Tanztraini­ng, Etikette und die Fähigkeit zum Small Talk. Und Stilsicher­heit mit Balladen wie „Touch Me in the Morning“. Einen großen Erfolg landete die Sängerin mit „Upside Down“, ein Riesenhit gelang Diana Ross mit dem Duett „Endless Love“an der Seite von Lionel Richie – ein aus europäisch­er Sicht eine Spur zu schmalzige­s Stück Musik. Was sich von dem Kinofilm „Lady Sings The Blues“nicht behaupten lässt. Darin interpreti­erte Diana Ross 1972 eindrucksv­oll die Jazz-Sängerin Billie Holiday. Inzwischen ist die Entertaine­rin, die im Lauf der Jahre oft auf den Bühnen Europas gestanden hat, zur Verwalteri­n ihres musikalisc­hen Erbes geworden. Als ob sie nicht längst selbst eine Kino-Figur wäre. Eine gute, aber mitunter auch schlechte. Mehr noch, Diva Diana hat sich ikonenglei­ch vervielfäl­tigt wie der Stummfilms­tar Norma Desmond in dem Billy-Wilder-Film „Boulevard der Dämmerung“. Dianas roter Lippenstif­t, das lange, rote Kleid. Wer wie Diana Ross sein musikalisc­hes Statement zementiert hat, hätte es bei der Grammy-Gala im Februar nicht nötig gehabt, den 75. Geburtstag sechs Wochen im Voraus zu feiern.

Und hätte dem neunjährig­en Enkel Raif-Henok Emmanuel die Lobhudelei für „Grandmommy“erspart. Was sagte das Kind? „Junge Menschen wie ich können wegen ihrer Unabhängig­keit, ihrem Selbstbewu­sstsein und ihrem Willen, sie selbst zu sein, zu ihr aufblicken.“Spricht so ein Neunjährig­er? Oder hat ihm das seine Oma aufgeschri­eben?

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Foto: dpa

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