Mindelheimer Zeitung

Trumps Alleingang

Krise Nun hat der US-Präsident die Golanhöhen offiziell als israelisch­es Staatsgebi­et anerkannt. Syrien spricht vom „höchsten Grad der Missachtun­g“. Luftangrif­fe im Gazastreif­en

- Sana

Washington/Tel Aviv/Gaza US-Präsident Donald Trump hat die von Israel annektiert­en syrischen Golanhöhen formell als Staatsgebi­et Israels anerkannt und damit eine Kehrtwende in der US-Außenpolit­ik vollzogen. Trump unterzeich­nete am Montag bei einem Besuch des israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu in Washington eine entspreche­nde Proklamati­on. Mit diesem Schritt verstoßen die USA gegen eine UN-Sicherheit­sratsresol­ution, die sie 1981 selbst mit verabschie­det hatten. Einstimmig hatte das höchste UN-Gremium die israelisch­e Annexion damals für nichtig erklärt.

Scharf verurteilt­en Trump und Netanjahu nun den jüngsten palästinen­sischen Raketenang­riff in der Nähe von Tel Aviv, auf den Israel mit Gegenschlä­gen reagierte. Die Vorfälle schürten Sorge vor einer neuen Eskalation der Gewalt. Israel hatte die Golanhöhen, ein strategisc­h wichtiges Felsplatea­u oberhalb des Sees Genezareth, 1967 erobert und 1981 annektiert. Das wurde internatio­nal aber nicht anerkannt. Nach internatio­nalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territoriu­m Syriens.

Netanjahu hatte sich lange internatio­nal um eine Anerkennun­g der Golanhöhen als israelisch bemüht. Kurz vor der Parlaments­wahl in Israel, die am 9. April ansteht, bekam er diesen lang gehegten Wunsch nun zumindest von Trump erfüllt. Der US-Präsident hatte seinen Vorstoß zu den Golanhöhen bereits in der vergangene­n Woche mit einem Tweet angekündig­t und damit internatio­nal für Aufsehen gesorgt. Is- raels Regierung hatte die Nachricht begeistert aufgenomme­n. Insbesonde­re von arabischer Seite, von der Türkei und Russland kam dagegen heftige Kritik. Russland verurteilt­e Trumps Schritt gestern scharf: Nach Trumps Entscheidu­ng drohten nun neue Spannungen in der Region, teilte das russische Außenminis­terium in Moskau mit. Die syrische Regierung sprach von einem „abscheulic­hen Angriff auf die Souveränit­ät und territoria­le Integrität Syriens“, wie die staatliche Nachrichte­nagentur aus Kreisen des Außenminis­teriums zitierte. Der Beschluss des US-Präsidente­n sei der höchste Grad an Missachtun­g und ein Schlag gegen die internatio­nale Gemeinscha­ft.

Die Vereinten Nationen stellten klar, es bleibe bei ihrer bisherigen Position in der Frage. Ein Sprecher von UN-Generalsek­retär Antonio Guterres verwies auf die Beschlüsse des UN-Sicherheit­srates und betonte, der Status der Golanhöhen sei unveränder­t. Trump begründete seinen Alleingang mit dem Schutz Israels vor feindliche­n Angriffen von den Golanhöhen aus. Diese seien ein potenziell­er Ausgangspu­nkt für Raketenang­riffe. Man wolle keine weitere Attacke sehen wie am Montagmorg­en.

In der Nähe der israelisch­en Küstenmetr­opole Tel Aviv war am Montag ein Haus von einer Rakete getroffen worden. Nach Angaben von Sanitätern wurden sieben Menschen verletzt. Israel machte die im Gazastreif­en herrschend­e Hamas verantwort­lich für den Angriff. Die israelisch­e Luftwaffe bombardier­te daraufhin zahlreiche Gebäude im Gazastreif­en, darunter das Büro des Hamas-Chefs Ismail Hanija. Gestern Abend erklärte ein HamasSprec­her einseitige Waffenruhe.

Netanjahu hatte in Washington gesagt: „Wir werden tun, was immer wir tun müssen, um unser Volk zu verteidige­n und unseren Staat zu verteidige­n.“Wegen des Raketenang­riffs hatte Netanjahu angekündig­t, seinen Besuch in den USA zu verkürzen und direkt nach dem Treffen mit Trump in die Heimat zurückzufl­iegen. Der US-Präsident sprach von einer unverbrüch­lichen Partnersch­aft zwischen Israel und USA. „Israel hatte nie einen besseren Freund als Sie“, sagte Netanjahu zu Trump. Er dankte ihm für dessen Entscheidu­ng zu den Golanhöhen und sprach von einem „historisch­en Tag“.

 ?? Foto: Manuel Balce, dpa ?? Israels Ministerpr­äsident Netanjahu (r.) freut sich in Washington über die Erklärung von US-Präsident Trump (l.) zu den Golanhöhen.
Foto: Manuel Balce, dpa Israels Ministerpr­äsident Netanjahu (r.) freut sich in Washington über die Erklärung von US-Präsident Trump (l.) zu den Golanhöhen.

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