Mindelheimer Zeitung

Schneider war ein Vordenker

Mitgründer der Schneider-Werke tot

- (AZ)

Türkheim Der Mitbegründ­er der Schneider-Werke in Türkheim, Bernhard Schneider, ist vor wenigen Tagen gestorben. Der 84-Jährige hat zusammen mit seinem Bruder Albert die Firma aus dem Allgäu zu einem Unternehme­n mit Weltruhm gemacht. Die beiden Brüder galten als Visionäre, wie es sie selbst im erfinderis­chen Deutschlan­d nur selten gibt.

Lange Zeit waren die Produkte des Unternehme­ns aus deutschen Wohnzimmer­n kaum wegzudenke­n. In den 60er Jahren entwickelt­en die Schneider-Werke etwa eine Musikvitri­ne mit Plattenwec­hsler, in den 70er Jahren folgte mit dem „Schneider-Powerpack“eine HiFi-Anlage. 1983 brachten die beiden Brüder den Schneider-Fernseher auf den Markt. Ende der 80er Jahre entwickelt­en sie dann mit dem Schneider-PC einen Computer. Wie ideenreich die Schneiders waren, lässt sich auch daran erkennen, dass sie schon 1992 einen Fernseher herstellte­n, dessen Einzelteil­e komplett abbaubar waren.

In der Hochphase hatten die Schneider-Werke bis zu 850 Angestellt­e und gingen 2001 auch an die Börse. Der Betrieb arbeitete damals an der Laser-Technik der Zukunft, die gestochen scharfe Fernsehbil­der auf Bildschirm­e projiziere­n sollte. Er kooperiert­e außerdem mit Firmengröß­en wie Daimler, Siemens, BMW und Osram.

Doch irgendwann – die Brüder hatten sich zu dem Zeitpunkt schon aus der Geschäftsf­ührung zurückgezo­gen – endete der Erfolg. Die Allgäuer Firma konnte nicht mehr mit der Entwicklun­g der Computerte­chnik mithalten. Ein nötiger Umbau der Firmenstru­ktur wäre teuer gewesen und die Banken wollten dem Betrieb kein neues Geld mehr geben. Und so musste die Firma 2002 Insolvenz anmelden. Der chinesisch­e Konzern TCL kaufte schließlic­h die Namensrech­te. Auch er stellte aber 2005 den Betrieb ein und entließ die letzten 120 Mitarbeite­r. Die Firmenplei­te war ein schwerer Schlag für die beiden Brüder. Das Schicksal ihrer Mitarbeite­r ging den beiden sehr nahe.

Viel Persönlich­es war über Bernhard Schneider nie zu erfahren. Er hat sich schon während seiner Zeit an der Unternehme­nsspitze eher aus der Öffentlich­keit zurückgeha­lten. Und so wurde er am Freitag auch – wie es ein Wunsch war – im engsten Kreis beigesetzt.

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Bernhard Schneider

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