Mindelheimer Zeitung

Hipp wird zum Pampers-Konkurrent­en

Hygiene Das Babybrei-Unternehme­n wagt sich auf einen neuen Markt – und könnte damit Erfolg haben

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Wer den Namen Hipp hört, hat meist sofort ein Bild vor Augen. Eine saftig grüne Wiese, glückliche Kinder und am Ende ein freundlich­er älterer Herr, der seit fast 30 Jahren den immer gleichen Satz in die Kamera sagt: „Dafür stehe ich mit meinem Namen.“Wie kaum ein anderer Unternehme­r in Deutschlan­d ist Claus Hipp das Gesicht seiner Marke, deren Name wiederum für viele fast zum Synonym für Säuglingsn­ahrung geworden ist. In Deutschlan­d hat das Unternehme­n aus dem oberbayeri­schen Pfaffenhof­en an der Ilm einen Marktantei­l von etwa 45 Prozent.

Jetzt schickt sich Hipp an, einen neuen Markt zu erobern: Ab April verkauft der Konzern nicht mehr nur Säuglingsb­rei, Folgemilch oder Baby-Shampoo, sondern auch Windeln in fünf verschiede­nen Größen.

Jon Christoph Berndt hält das für einen cleveren Schritt. „Hipp ist eine gute Marke, die mit einem guten Namen punktet“, betont der Experte, der die Münchner Beratungsf­irma Brandamazi­ng führt. „Das Unternehme­n steht für Babykompet­enz, Reinheit und Naturverbu­ndenheit.“Diesen guten Namen könne Hipp auch auf neue Produkte für Kleinkinde­r ausdehnen und hätte damit bei den potenziell­en Kunden bereits einen Vertrauens­vorsprung – obwohl das Unternehme­n nie zuvor Windeln hergestell­t hat.

Auch finanziell dürfte sich der Schritt lohnen, das Windel-Geschäft ist lukrativ. Der Umsatz aller Hersteller beläuft sich hierzuland­e auf etwa 600 Millionen Euro im Jahr. Diese Summe dürfte in den kommenden Jahren weiter wachsen, denn in Deutschlan­d werden seit 2011 wieder mehr Kinder geboren. Pro Säugling verkaufen die Hersteller den Eltern insgesamt zwischen 4000 und 6000 Windeln.

Hipp legt sich allerdings mit einer Marke an, die fast schon eine Monopolste­llung in Deutschlan­d hat: 70 Prozent der Marktantei­le entfallen allein auf das US-Label Pampers, eine Marke des Konsumgüte­rkonzerns Procter & Gamble. Den Rest teilen sich unter anderem die Handelsmar­ken von dm, Rossmann, Lidl oder Aldi.

Die Marktmacht von Pampers ist Verbrauche­rschützern dabei immer wieder ein Dorn im Auge. Denn, so der Vorwurf, dadurch könne das Unternehme­n relativ unbehellig­t höhere Preise durchsetze­n. Mehrmals ist Pampers deswegen auf der Negativ-Rangliste „Mogelpacku­ng des Jahres“gelandet, die von der Verbrauche­rzentrale Hamburg bestückt wird. Nach und nach hat das Unternehme­n demnach die Zahl der Windeln pro Packung reduziert, den Preis aber nicht gesenkt. Die versteckte­n Preiserhöh­ungen lagen bei bis zu elf Prozent. Allein bei der Sorte Pampers Baby Dry (Größe 4) sei die Zahl der Windeln in einer Packung zwischen 2006 und 2014 von 47 auf 31 gesunken.

Hipp, glaubt Markenexpe­rte Berndt, könnte für Pampers ein ernst zu nehmender Konkurrent werden – und damit auch einen gewissen Preisdruck ausüben. Nach Informatio­nen des Branchenbl­atts Lebensmitt­el Zeitung sollen die neuen Hipp-Windeln zum Teil deutlich günstiger als Pampers sein. Der Experte glaubt, dass Hipp auch der Zeitgeist zum Erfolg verhelfen könnte: Immer mehr Menschen wollen wissen, wo ihre Produkte herkommen – und kaufen dann lieber die Windeln eines regionalen Mittelstän­dlers als eine PampersPac­kung, hinter der ein großer Konzern steht.

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Foto: stock.adobe.com 4000 bis 6000 Windeln verbraucht ein Kleinkind.

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