Die Kirche steckt tief in der Krise
Die evangelische Kirche in Bayern und ganz Deutschland steht vor höchst unsicheren Zeiten. Das teilt sie mit der katholischen Kirche. Hier wie dort macht sich der Priester- und Gläubigenmangel immer deutlicher bemerkbar. Hier wie dort lösen Umstrukturierungen Befürchtungen aus. In einem Papier zum Reformprozess „Profil und Konzentration“der evangelischen Kirche steht etwa, man müsse „weg vom kräftezehrenden Anspruch der geistlichen RundumVersorgung“. Hier wie dort erreichen die Kirchen ihre Mitglieder nicht mehr (so wie einst). Hier wie dort setzt ihnen der Missbrauchsskandal zu, indem er ihre Glaubwürdigkeit erschüttert. Die Krise ist dramatisch.
Dabei gilt: Alles hängt mit allem zusammen. Wie will die evangelische Kirche Klimaschutz predigen, wenn sie Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen nicht glaubhaft aufarbeitet und zu verhindern weiß? Zumal das Problem größer sein könnte als angenommen. Kürzlich zeigte eine – umstrittene – Studie auf, dass die Dunkelziffern in beiden Kirchen wohl gleich hoch sind. Sie gehen jeweils in die Zehntausende. Jemand wie Landesbischof Bedford-Strohm, der auch EKDRatsvorsitzender ist, scheint sich dessen bewusst. Doch eine umfassende, unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, nur als Beispiel, ist die evangelische Kirche der Öffentlichkeit weiter schuldig. Im Gegensatz zur katholischen. Die Zukunft beider Kirchen wird davon abhängen, was jetzt – etwa in Lindau – entschieden wird.