Augsburger Experten ermitteln
Havarie Die Motoren des Kreuzfahrtschiffs Viking Sky stammen vom Hersteller MAN. Am Wochenende sind drei davon ausgefallen. 1300 Menschen waren in Seenot. Wie kam es dazu?
Molde Ingenieure des Augsburger Motorenherstellers MAN sollen in Norwegen herausfinden, warum das Kreuzfahrtschiff Viking Sky mit Über 1300 Passagieren in Seenot geriet. Am Montag waren die vier Experten auf dem Weg nach Skandinavien, wie MAN-Sprecher Jan Dietrich Müller gegenüber unserer Redaktion bestätigte.
Das Unternehmen hat die Motoren des Schiffs hergestellt. Die Ingenieure sollten noch am Montag an Bord gehen und untersuchen, warum sie sich am Samstag auf See abgeschaltet haben. Die rätselhafte Frage: Wie konnten drei der vier Schiffsmotoren gleichzeitig ihren Dienst versagen? Dabei arbeiten sie zusammen mit Vertretern der Werft sowie dem Kreuzfahrtanbieter Viking Ocean Cruises. Einen Anfangsverdacht gebe es nicht, so der MAN-Sprecher weiter. Erst eine genaue Fehleranalyse könne darüber Auskunft geben, weshalb die Motoren ausfielen.
Mit ersten Ergebnissen sei dem- erst in den kommenden Tagen zu rechnen, erklärte Müller. Bisher sei es zu keinem ähnlichen Fall mit den Motoren gekommen.
Die Viking Sky geriet auf einer zwölftägigen Kreuzfahrt während eines schweren Sturms in den gefährlichen Gewässern vor der norwegischen Küste in Seenot. Zur Zeit der Havarie befanden sich 915 Passagiere und 458 Besatzungsmitglieder an Bord. Fast 500 Menschen mussten in einer dramatischen Aktion mit dem Hubschrauber an Land gebracht werden. Zu den Gästen zählten überwiegend Briten und Amerikaner, aber auch zwei Frauen mit deutschem Pass.
Die restlichen Menschen konnten das Schiff am Sonntagnachmittag verlassen, nachdem es mit Hilfe von Schleppern und wiedererlangtem eigenen Antrieb die norwegische Kleinstadt Molde, südwestlich von Trondheim, erreicht hatte.
Fast 40 Personen mussten bislang in Krankenhäusern behandelt werden. Für das Vorgehen der Schiffscrew sowie der Rettungsteams, Freiwilligen und anderen Einsatz- kräfte gab es viel Lob, unter anderem von den Passagieren selbst. Einer der Fahrgäste schrieb noch während der Evakuierung auf Twitter, die Besatzung mache einen fantastischen Job und sorge dafür, dass alle ruhig und versorgt seien. Die Zeitung Verdens Gang schrieb am Montag: „Allen Beteiligten an der Rettungsaktion gebührt großer Dank.“
Anhaltspunkte, dass die Viking Sky Vorschriften missachtet habe, gibt es bislang nicht. Die Polizei wollte darüber hinaus auch die Motorhavarie eines weiteren Schiffes in dem Küstengebiet untersuchen. Auch der Frachter Haglan Captain war während des Sturms havariert. Das Schiff befand sich auf dem Weg zur Viking Sky, als es selbst Motorschäden erlitt und deshalb Schlagseite bekam.
Nicht nur MAN, sondern auch die Polizei der Provinz Møre og Romsdal leitete nach dem dramatischen, aber am Ende glimpflichen Zwischenfall Untersuchungen ein. Es handele sich um einen routinemäßigen Vorgang, erklärte sie laut norwegischen Medien. Ein Vernach dacht, dass sich jemand strafbar gemacht habe, bestehe nicht. Die Passagiere traten derweil nach und nach die Rückreise in ihre Heimatländer an.
Auch die staatliche Havariekommission ging am Montag an Bord des Schiffes, um zu überprüfen, wie es am Samstag zu den schwerwiegenden Motorproblemen kommen konnte. Zwischenzeitlich drohte das Schiff während des Sturms in dem berüchtigten Küstengebiet Hustadvika auf Grund zu laufen. Dort ist es schon häufiger zu Schiffsunfällen gekommen.
Kapitäne der Reederei Hurtigruten hatten sich nach Angaben eines Firmensprechers wegen des Wetters und der Vorhersagen entschlossen, das Gebiet vorübergehend zu meiden. Ein Schiff legte deshalb später als geplant ab, damit es erst am Sonntagmorgen durch die Hustadvika musste, eines blieb ganz im Hafen, wie Kommunikationschef Rune Thomas Ege am Montag sagte. Die Gäste des zweiten Schiffes seien stattdessen per Flugzeug befördert worden.