Neue Absturz-Theorie
Boeing War die hohe Geschwindigkeit schuld?
Chicago Bei der Suche nach der Absturzursache zweier Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max 8 ist ein neuer Fachbegriff aufgetaucht: Ein sogenannter Blowback könnte für die Unglücke mit hunderten Opfern mitverantwortlich sein.
Das Phänomen tritt dann auf, wenn Flugzeuge in zu geringer Höhe zu schnell unterwegs sind. Denn dort herrscht hoher Luftdruck. Bei überhöhter Geschwindigkeit schaffen es die Motoren nicht mehr, dem entgegenströmenden Druck Stand zu halten. Dieser Moment sei „tödlich“, sagte der schwedische Luftfahrtexperte und Ex-Kampfpilot Björn Fehrm jetzt dem Spiegel. In einem Zwischenbericht zum Absturz der Boeing im Oktober 2018 in Indonesien ist zu lesen, dass die Piloten ihr Flugzeug tatsächlich vor dem Crash beschleunigt hatten.
Das sei eine Routine-Maßnahme gewesen, um sich aus der kritischen Fluglage zu befreien, erklärte der Experte. Sie führte aber auch dazu, dass das Phänomen des Blowbacks auftrat – und die Technik wehrlos gegen die Kraft der Luftmassen machte. US-Luftfahrtexperten stützen Fehrms Theorie.
Endgültige Absturzberichte für beide Unglücke, bei denen insgesamt 346 Menschen starben, liegen noch nicht vor. Erste Auswertungen ergaben aber, dass es bei den Abstürzen Ähnlichkeiten gegeben haben könnte. Ermittler vermuten, dass eine von Boeing für die neue Flugzeugreihe entwickelte Steuerungssoftware ein Auslöser des Absturzes gewesen ist. Sie drückt den Flieger nach unten, wenn sich seine Nase zu weit in die Höhe neigt. Das kann passieren, weil Boing bei der 737 Max 8 extrem große Triebwerke installiert hat, die ihr einen mitunter gefährlichen Auftrieb verschaffen. Nach den Abstürzen hatte der Hersteller empfohlen, Flugzeuge dieses Typs vorerst am Boden zu lassen. Weltweit wurden mehrere hundert aus dem Verkehr gezogen.
Am Montag musste das Unternehmen einen erneuten Zwischenfall verkraften. Auf der französischen Inselgruppe Neukaledonien im Pazifik ist eine Passagiermaschine der US-Fluggesellschaft United Airlines vom Typ Boeing 787-900 außerplanmäßig gelandet. Nach Informationen der Lokalzeitung Les Nouvelles Calédoniennes hatte sich im Cockpit des Dreamliners mit 257 Passagieren an Bord Rauch entwickelt. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand.