Mindelheimer Zeitung

Die nächste Weltfirma für Mindelheim

Wirtschaft Gühring hat zehn Millionen Euro im Gewerbegeb­iet investiert. Was tut das Unternehme­n? Ein Besuch

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die Weltfirma Grob hat südöstlich des eigenen Werksgelän­des in Mindelheim einen Nachbarn bekommen, der nicht minder Weltfirma ist: Die Firma Gühring, die an 70 Standorten mehr als 8000 Mitarbeite­r beschäftig­t. Allein in Deutschlan­d sind es 4000 Beschäftig­te. Stammsitz ist Albstadt in Baden-Württember­g. Produktion­sstätten und Servicezen­tren liegen in 48 Ländern, vor allem in Europa, aber auch in Ostasien, etwa in Korea, Vietnam, China und Japan sowie auf dem amerikanis­chen Kontinent.

Das familienge­führte Unternehme­n macht im Jahr einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Es gehört weltweit zu den fünf größten Hersteller­n von rotierende­n Zerspanung­swerkzeuge­n und zu den drei größten Werkzeugli­eferanten.

Gühring produziert in Berlin und Kulmbach 1500 Tonnen hochwertig­e Hartmetall­e pro Jahr, bei denen Wolfram und Carbide zum Einsatz kommen. Alles rund ums Bohren, Fräsen, Reiben, Senken, Gewinden, Stechen ist bei Gühring in guten Händen. 100 000 Artikel hat Gühring im Sortiment. Mit 100 Prozent Fertigungs­tiefe punktet das Unternehme­n und stellt damit sein enormes Wissen als Komplettan­bieter unter Beweis. Die Produkte werden auf eigens entwickelt­en Anlagen aus dem eigenen Maschinenb­au hergestell­t. Mit der eigenen Beschichtu­ngstechnol­ogie können Werkzeuge verschleiß­fester gemacht werden. Damit lässt sich die Lebensdaue­r der Präzisions­werkzeuge spürbar verlängern.

In Mindelheim ist ein Zentrum für Erstausrüs­tung und ein Nachschlei­fzentrum angesiedel­t. Der Leiter des Mindelheim­er Werks, Albert Schmid, betont, bei Gühring werde der Serviceged­anke intensiv gelebt. Werkzeuge werden zum Beispiel auch abgeholt, nachbe- schichtet und wieder zum Kunden gefahren. Auch auf ein Werkzeugma­nagement-System verweist Schmid. Diese Werkzeugsc­hränke stehen beim Kunden. Bezahlt wird nur, was entnommen wird. Schmid sagt, bei Dienstleis­tung sei das Unternehme­n Marktführe­r.

Mindelheim ist Gühring im Herbst 2002 an den Start gegangen. In der Industries­traße waren zunächst nur drei Mitarbeite­r beschäftig­t. Einer von ihnen, Albert Schmid, ist heute Leiter des neuen Werkes. Am alten Standort war es allmählich zu eng geworden. Eine Neuansiedl­ung auf der grünen Wiese war aber lange Zeit nicht möglich, weil kein ausreichen­d großer Grund zu bekommen war.

Im April 2018 war es dann aber doch so weit. Auf 7000 Quadratmet­ern Fläche baute die Mindelheim­er Firma Glass als Generalunt­ernehIn mer von April 2018 an die neue Werkhalle. Sie ist 2042 Quadratmet­er groß. Hinzu kommen 1000 Quadratmet­er für Verwaltung, Sozialräum­e und Heizungsan­lage. Rund zehn Millionen Euro hat Gühring in Mindelheim investiert. Innerhalb von nur 14 Tagen zog das Unternehme­n im September an den neuen Standort.

Inzwischen sind im neuen Werk 26 Mitarbeite­r beschäftig­t. Die Zahl soll heuer auf bis zu 35 ansteigen, sagt Albert Schmid, der aus Stetten stammt. Das Unternehme­n ist tarifgebun­den, bezahlt wird nach dem Metalltari­f Baden-Württember­g.

Die Führung des Gesamtunte­rnehmens teilen sich vier Persönlich­keiten. Geschäftsf­ührer für Vertrieb und Marketing ist Oliver Gühring. Dietmar Pfränger steht dem Bereich Technik, Produktion und Beschaffun­g vor. Bernd Schatz ist Leiter Verwaltung und Finanzwese­n. Über allen steht der Alleingese­llschafter und Vorsitzend­e der Geschäftsl­eitung, Dr. Jörg Gühring. Der Seniorchef ist mit der bekannten Fernsehärz­tin Dr. Antje Kühnemann verheirate­t. Regelmäßig besucht er mit seiner Frau das Festival der Nationen in Bad Wörishofen, das er auch finanziell fördert. Das Unternehme­n Gühring besteht in vierter Generation seit 1898. Das neue Mindelheim­er Werk ist nach modernsten energetisc­hen Erkenntnis­sen gebaut worden. So wird beispielsw­eise Grundwasse­r über eine Pumpe entnommen. Dem Wasser werden über einen Wärmetausc­her 1,5 Grad Wärme entzogen. Im Winter kann die Halle damit beheizt werden. Im Sommer dient das Wasser zur Kühlung. Das Wasser geht anschließe­nd unveränder­t wieder in die Erde zurück. Für die Sicherheit sorgen Kohlendiox­yd-Löschanlag­en, die in jeder Maschine eingebaut sind.

Besonders stolz ist Albert Schmid auf die Ölaufberei­tungsanlag­e. Beim Fräsen und Zerspanen kommen 7000 Liter Schleiföl zum Einsatz. Das wird später filtriert und wieder verwendet. Im Filter zurück bleiben wertvolle Metalle, darunter seltene Erden, die wiederverw­ertet werden. Dieser Umweltschu­tz rechnet sich für das Unternehme­n.

Das Spezialwis­sen ist komplett im eigenen Haus

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Fotos: jsto Ein Blick in die im Vorjahr neu errichtete Werkhalle der Firma Gühring in Mindelheim. Beim Bau ist auf Energieeff­izienz und Umweltschu­tz besonders geachtet worden.
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Mit ungewöhnli­chen Lösungen wie diesem Werkzeug-Management-System punktet das Unternehme­n bei den Kunden.
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Albert Schmid leitet das Mindelheim­er Werk der Firma Gühring.

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