Die nächste Weltfirma für Mindelheim
Wirtschaft Gühring hat zehn Millionen Euro im Gewerbegebiet investiert. Was tut das Unternehmen? Ein Besuch
Mindelheim Die Weltfirma Grob hat südöstlich des eigenen Werksgeländes in Mindelheim einen Nachbarn bekommen, der nicht minder Weltfirma ist: Die Firma Gühring, die an 70 Standorten mehr als 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Allein in Deutschland sind es 4000 Beschäftigte. Stammsitz ist Albstadt in Baden-Württemberg. Produktionsstätten und Servicezentren liegen in 48 Ländern, vor allem in Europa, aber auch in Ostasien, etwa in Korea, Vietnam, China und Japan sowie auf dem amerikanischen Kontinent.
Das familiengeführte Unternehmen macht im Jahr einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Es gehört weltweit zu den fünf größten Herstellern von rotierenden Zerspanungswerkzeugen und zu den drei größten Werkzeuglieferanten.
Gühring produziert in Berlin und Kulmbach 1500 Tonnen hochwertige Hartmetalle pro Jahr, bei denen Wolfram und Carbide zum Einsatz kommen. Alles rund ums Bohren, Fräsen, Reiben, Senken, Gewinden, Stechen ist bei Gühring in guten Händen. 100 000 Artikel hat Gühring im Sortiment. Mit 100 Prozent Fertigungstiefe punktet das Unternehmen und stellt damit sein enormes Wissen als Komplettanbieter unter Beweis. Die Produkte werden auf eigens entwickelten Anlagen aus dem eigenen Maschinenbau hergestellt. Mit der eigenen Beschichtungstechnologie können Werkzeuge verschleißfester gemacht werden. Damit lässt sich die Lebensdauer der Präzisionswerkzeuge spürbar verlängern.
In Mindelheim ist ein Zentrum für Erstausrüstung und ein Nachschleifzentrum angesiedelt. Der Leiter des Mindelheimer Werks, Albert Schmid, betont, bei Gühring werde der Servicegedanke intensiv gelebt. Werkzeuge werden zum Beispiel auch abgeholt, nachbe- schichtet und wieder zum Kunden gefahren. Auch auf ein Werkzeugmanagement-System verweist Schmid. Diese Werkzeugschränke stehen beim Kunden. Bezahlt wird nur, was entnommen wird. Schmid sagt, bei Dienstleistung sei das Unternehmen Marktführer.
Mindelheim ist Gühring im Herbst 2002 an den Start gegangen. In der Industriestraße waren zunächst nur drei Mitarbeiter beschäftigt. Einer von ihnen, Albert Schmid, ist heute Leiter des neuen Werkes. Am alten Standort war es allmählich zu eng geworden. Eine Neuansiedlung auf der grünen Wiese war aber lange Zeit nicht möglich, weil kein ausreichend großer Grund zu bekommen war.
Im April 2018 war es dann aber doch so weit. Auf 7000 Quadratmetern Fläche baute die Mindelheimer Firma Glass als GeneralunternehIn mer von April 2018 an die neue Werkhalle. Sie ist 2042 Quadratmeter groß. Hinzu kommen 1000 Quadratmeter für Verwaltung, Sozialräume und Heizungsanlage. Rund zehn Millionen Euro hat Gühring in Mindelheim investiert. Innerhalb von nur 14 Tagen zog das Unternehmen im September an den neuen Standort.
Inzwischen sind im neuen Werk 26 Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl soll heuer auf bis zu 35 ansteigen, sagt Albert Schmid, der aus Stetten stammt. Das Unternehmen ist tarifgebunden, bezahlt wird nach dem Metalltarif Baden-Württemberg.
Die Führung des Gesamtunternehmens teilen sich vier Persönlichkeiten. Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing ist Oliver Gühring. Dietmar Pfränger steht dem Bereich Technik, Produktion und Beschaffung vor. Bernd Schatz ist Leiter Verwaltung und Finanzwesen. Über allen steht der Alleingesellschafter und Vorsitzende der Geschäftsleitung, Dr. Jörg Gühring. Der Seniorchef ist mit der bekannten Fernsehärztin Dr. Antje Kühnemann verheiratet. Regelmäßig besucht er mit seiner Frau das Festival der Nationen in Bad Wörishofen, das er auch finanziell fördert. Das Unternehmen Gühring besteht in vierter Generation seit 1898. Das neue Mindelheimer Werk ist nach modernsten energetischen Erkenntnissen gebaut worden. So wird beispielsweise Grundwasser über eine Pumpe entnommen. Dem Wasser werden über einen Wärmetauscher 1,5 Grad Wärme entzogen. Im Winter kann die Halle damit beheizt werden. Im Sommer dient das Wasser zur Kühlung. Das Wasser geht anschließend unverändert wieder in die Erde zurück. Für die Sicherheit sorgen Kohlendioxyd-Löschanlagen, die in jeder Maschine eingebaut sind.
Besonders stolz ist Albert Schmid auf die Ölaufbereitungsanlage. Beim Fräsen und Zerspanen kommen 7000 Liter Schleiföl zum Einsatz. Das wird später filtriert und wieder verwendet. Im Filter zurück bleiben wertvolle Metalle, darunter seltene Erden, die wiederverwertet werden. Dieser Umweltschutz rechnet sich für das Unternehmen.
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