Wer droht Augsburg mit einem Anschlag?
Bombendrohungen gegen mehrere Städte. Die Polizei tappt noch im Dunkeln
Eine Serie von Bombendrohungen in ganz Deutschland gibt der Polizei Rätsel auf: In Augsburg und fünf weiteren deutschen Städten sind am Dienstagvormittag Rathäuser, Verwaltungsgebäude und auch ein Kindergarten nach DrohNachrichten evakuiert worden. Die Einrichtungen waren über mehrere Stunden lahmgelegt, nach und nach gab es am Mittag jedoch Entwarnung. Gefunden wurde nichts. In Augsburg mussten am Morgen etwa 500 Beschäftigte der Stadt ihre Büros verlassen, nachdem in der Verwaltung eine Droh-Mail auffiel, die in der Nacht eingegangen war. Die Polizei sperrte die Gebäude ab und durchsuchte sie mit Hunden. Betroffen waren neben dem Rathaus auch mehrere Verwaltungsgebäude, darunter die städtischen Bürgerbüros, in denen Pass- und Führerscheinangelegenheiten erledigt werden. Hunderte Bürger mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Auch zwei Straßenbahnlinien vor dem Rathaus wurden für etwa drei Stunden unterbrochen, der Rathausplatz wurde von der Polizei abgeriegelt. Der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sagte, er könne es nicht verstehen, dass jemand eine Kommune bedrohe. Leidtragende seien Mitarbeiter und die Bevölkerung. Die Evakuierungen seien angesichts der Bedrohungslage der richtige Schritt gewesen, auch wenn man nichts gefunden habe. „Wir wollten auf Nummer sicher gehen“, so Gribl. Die Polizei in Augsburg machte keine Angaben zum konkreten Inhalt des Schreibens und zu einen möglichen Verfasser. Man wolle die Ermittlungen nicht gefährden. Die Kriminalpolizei in Augsburg stehe mit den Dienststellen in anderen betroffenen Städten im Informationsaustausch. Aus zwei weiteren Städten verlautete, dass die dortigen Droh-Mails keine Unterschrift tragen und Absender nicht nachvollziehbar seien. Falsche Bombendrohungen werden meist als „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“verfolgt. Dem Täter droht eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Betroffen waren neben Augsburg Göttingen, Kaiserslautern, Chemnitz, Neunkirchen im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein. Auch in Heilbronn und in Schwerin gingen bei den Stadtverwaltungen Drohungen ein, sie wurden aber nicht als ernsthaft eingestuft und führten daher auch nicht zu Evakuierungen. Seit Monaten beschäftigt eine deutschlandweite Serie von DrohSchreiben mutmaßlicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte die Justiz. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die in dem Fall federführend ermittelt, spricht inzwischen von mehr als 100 Fällen. Ob die Drohungen vom Dienstag damit in Zusammenhang stehen, ist noch unklar. Auch ist offen, ob die aktuellen Droh-Schreiben überhaupt auf rechtsextreme Verfasser schließen lassen. Das Bundeskriminalamt habe noch keine zentralen Ermittlungen dazu übernommen, betonte eine Sprecherin. Es gebe zwar einen Informationsaustausch, zuständig seien jedoch die Behörden vor Ort. Empfänger der früheren DrohSchreiben sind neben öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern oder Finanzämtern auch Anwaltskanzleien oder Verlage. Die Absender drohen mit Bomben oder, wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner von der Linkspartei, „Bürger auf offener Straße zu exekutieren“. Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden bislang allerdings nicht gefunden.
Gibt es einen Zusammenhang zu einer Droh-Serie?