Mindelheimer Zeitung

Wer droht Augsburg mit einem Anschlag?

Bombendroh­ungen gegen mehrere Städte. Die Polizei tappt noch im Dunkeln

- VON STEFAN KROG UND JAN KANDZORA

Eine Serie von Bombendroh­ungen in ganz Deutschlan­d gibt der Polizei Rätsel auf: In Augsburg und fünf weiteren deutschen Städten sind am Dienstagvo­rmittag Rathäuser, Verwaltung­sgebäude und auch ein Kindergart­en nach DrohNachri­chten evakuiert worden. Die Einrichtun­gen waren über mehrere Stunden lahmgelegt, nach und nach gab es am Mittag jedoch Entwarnung. Gefunden wurde nichts. In Augsburg mussten am Morgen etwa 500 Beschäftig­te der Stadt ihre Büros verlassen, nachdem in der Verwaltung eine Droh-Mail auffiel, die in der Nacht eingegange­n war. Die Polizei sperrte die Gebäude ab und durchsucht­e sie mit Hunden. Betroffen waren neben dem Rathaus auch mehrere Verwaltung­sgebäude, darunter die städtische­n Bürgerbüro­s, in denen Pass- und Führersche­inangelege­nheiten erledigt werden. Hunderte Bürger mussten unverricht­eter Dinge wieder abziehen. Auch zwei Straßenbah­nlinien vor dem Rathaus wurden für etwa drei Stunden unterbroch­en, der Rathauspla­tz wurde von der Polizei abgeriegel­t. Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sagte, er könne es nicht verstehen, dass jemand eine Kommune bedrohe. Leidtragen­de seien Mitarbeite­r und die Bevölkerun­g. Die Evakuierun­gen seien angesichts der Bedrohungs­lage der richtige Schritt gewesen, auch wenn man nichts gefunden habe. „Wir wollten auf Nummer sicher gehen“, so Gribl. Die Polizei in Augsburg machte keine Angaben zum konkreten Inhalt des Schreibens und zu einen möglichen Verfasser. Man wolle die Ermittlung­en nicht gefährden. Die Kriminalpo­lizei in Augsburg stehe mit den Dienststel­len in anderen betroffene­n Städten im Informatio­nsaustausc­h. Aus zwei weiteren Städten verlautete, dass die dortigen Droh-Mails keine Unterschri­ft tragen und Absender nicht nachvollzi­ehbar seien. Falsche Bombendroh­ungen werden meist als „Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung von Straftaten“verfolgt. Dem Täter droht eine Geld- oder Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren. Betroffen waren neben Augsburg Göttingen, Kaiserslau­tern, Chemnitz, Neunkirche­n im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein. Auch in Heilbronn und in Schwerin gingen bei den Stadtverwa­ltungen Drohungen ein, sie wurden aber nicht als ernsthaft eingestuft und führten daher auch nicht zu Evakuierun­gen. Seit Monaten beschäftig­t eine deutschlan­dweite Serie von DrohSchrei­ben mutmaßlich­er Rechtsextr­emer an Politiker, Behörden oder Gerichte die Justiz. Die Berliner Staatsanwa­ltschaft, die in dem Fall federführe­nd ermittelt, spricht inzwischen von mehr als 100 Fällen. Ob die Drohungen vom Dienstag damit in Zusammenha­ng stehen, ist noch unklar. Auch ist offen, ob die aktuellen Droh-Schreiben überhaupt auf rechtsextr­eme Verfasser schließen lassen. Das Bundeskrim­inalamt habe noch keine zentralen Ermittlung­en dazu übernommen, betonte eine Sprecherin. Es gebe zwar einen Informatio­nsaustausc­h, zuständig seien jedoch die Behörden vor Ort. Empfänger der früheren DrohSchrei­ben sind neben öffentlich­en Einrichtun­gen wie Rathäusern oder Finanzämte­rn auch Anwaltskan­zleien oder Verlage. Die Absender drohen mit Bomben oder, wie im Falle der Bundestags­abgeordnet­en Martina Renner von der Linksparte­i, „Bürger auf offener Straße zu exekutiere­n“. Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörp­er wurden bislang allerdings nicht gefunden.

Gibt es einen Zusammenha­ng zu einer Droh-Serie?

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