Mindelheimer Zeitung

Auf dem Rücken der Sparer

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger-allgemeine.de

Für Sparer ist seit einigen Jahren nichts mehr, wie es einmal war. Seit Mario Draghi den Leitzins immer weiter herunterge­schraubt hat, durchlaufe­n sie eine endlos scheinende Durststrec­ke. Denn während sich ihr Vermögen früher ganz von selbst vermehrte, müssen sie heute fürchten, dass ihre Einlagen von der Inflation aufgefress­en werden oder – im schlimmste­n Fall – durch Minuszinse­n hinwegschm­elzen. Selbst Geld, das für die Altersvors­orge vorgesehen ist, scheint in diesen Zeiten nicht mehr sicher vor Negativzin­sen. Glückliche­rweise hat das Oberlandes­gericht Stuttgart in diesem Fall ein Machtwort gesprochen. Wer Vermögen aufbaut, um nach der Rente davon zu zehren, darf nicht auch noch draufzahle­n. Das passt nicht zum Grundgedan­ken der Altersvors­orge. Sinnvoll ist eine Geldpoliti­k, die diese Blüten treibt, schon länger nicht mehr. In Zeiten der Finanzkris­e hat sie den Euro-Raum zusammenge­halten. Zehn Jahre später ist die Welt jedoch eine ganz andere. Und doch bewegt sich EZB-Chef Mario Draghi nur im Schneckent­empo auf eine Zinswende zu. Die Leidtragen­den sind – wieder einmal – die Sparer.

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