Mindelheimer Zeitung

Der Kuka-Chef zeigt Härte

Porträt Peter Mohnen ist eigentlich ein Mann leiser Töne. Nachdem die Geschäfte bei dem Roboterbau­er aber schlechter als gedacht laufen, baut der 50-Jährige Personal ab

- Stefan Stahl

Dass Peter Mohnen KukaChef werden sollte, war in seiner Lebensplan­ung nicht vorgesehen. Doch manchmal macht das Schicksal Türen auf, wo zuvor nur eine dicke Wand stand. Der 50-Jährige musste durch die Tür durch. Ihm blieb als loyalem, Kuka und seinen Mitarbeite­rn seit 2012 verbundene­m Menschen gar nichts anderes übrig. Von allen Seiten, besonders aus Kreisen der Belegschaf­t und des Betriebsra­ts, wurde der schlanke, sportliche Manager zur Tür fast schon hingeschub­st. Denn Arbeitnehm­er-Vertreter setzen nach wie vor auf den früheren Finanzvors­tand des Augsburger Anlagen- und Roboterbau­ers. Nachdem der einst so populäre Till Reuter, dem sich Mohnen nach wie vor freundscha­ftlich verbunden fühlt, gehen musste, klammern sich Mitarbeite­r förmlich an den neuen Chef Mohnen – und das, obwohl er Jobs abbaut. Dass dies so ist, hat mit dem Charakter des einstigen Ruhrgasund Eon-Managers zu tun: Der Familienme­nsch und Vater dreier Kinder ist ein überlegter, ja verlässlic­her Typ und vor allem kein Haudrauf. Gerne sagt er Sätze wie „Erst die Analyse, dann die Aktion“oder „Es wird keine Schnellsch­üsse geben“. Dabei wirkt Mohnen auch in Tagen maximalen Drucks auf altmodisch-angenehme Weise loyal. Denn ehe er ausgerechn­et am 6. Dezember 2018, also am Nikolausta­g, die Vorstandsg­eschäfte von Reuter übernahm, sagte er dieser Redaktion, zwischen ihn und den nun abgetreten­en „Mister Kuka“habe nie ein Blatt gepasst. So einen Satz ruft selten der neue Boss dem scheidende­n hinterher – und das für die chinesisch­en Eigentümer unüberhörb­ar. Insofern darf man unterstell­en, dass der Teamplayer (Mohnen hat früher Fußball gespielt) über Charakter verfügt. Kraftquell­e des mit so sanfter Stimme sprechende­n Managers sind seine Frau und die Kinder. Sie schützt der in München lebende Mohnen. Der KukaChef nennt keine weiteren Details über sein Privatlebe­n, außer dass er Bücher mag und sportlich unterwegs ist, ob in den Bergen oder in der Ebene joggend. Aber das ist Standard in der Kaste physisch wie psychisch hoch beanspruch­ter Manager. Wer aber im Umkreis des Finanz-Experten nachforsch­t, erfährt noch, dass er die Fahrten von München nach Augsburg und zurück gern selbst am Steuer absolviert. Der Manager spart sich oft den Fahrer, was für sein Kostenbewu­sstsein spricht und Arbeitnehm­er-Vertreter bei Kuka zu mahnenden Worten an ihn veranlasst hat. Dabei dürfen sich Beobachter nicht täuschen: Mohnen ist zwar ein Anti-Rambo, aber auch kein Softie. Nachdem der Roboterbau­er seine wirtschaft­lichen Ziele nicht erreichen kann, hat er ein umfangreic­hes Sparprogra­mm aufgesetzt. Sanfte Stimme hin oder her, Mohnen wirkt fest entschloss­en, das durchzuzie­hen, auch wenn es viele Jobs kostet. Heute will er in Augsburg Details nennen.

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Foto: Ulrich Wagner

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