Mindelheimer Zeitung

Deutsche Waffen für Jemen-Krieg

Rüstungsex­porte für 400 Millionen Euro

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Berlin Nach wochenlang­em Streit hat die Bundesregi­erung den Rüstungsex­portstopp für Saudi-Arabien um sechs Monate bis zum 30. September verlängert. Für diesen Zeitraum würden grundsätzl­ich auch keine Neuanträge genehmigt, teilte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Donnerstag­abend nach einer Sitzung der entscheide­nden Minister mit Kanzlerin Angela Merkel mit. Für Saudi-Arabien gilt seit Mitte November ein kompletter Exportstop­p, der nach der Ermordung des saudischen Regierungs­kritikers Dschamal Kaschoggi verhängt wurde.

Ausgangspu­nkt für diesen Streit ist der Jemen-Krieg. Saudi-Arabien hatte 2015 eine Allianz arabischer Länder geformt, um die jemenitisc­he Regierung in ihrem Kampf gegen die vom Iran geförderte­n schiitisch­en Huthi-Rebellen zu unterstütz­en. Der Krieg hat in dem bitterarme­n Land auf der arabischen Halbinsel die derzeit größte humanitäre Krise weltweit ausgelöst. Die SPD drang vor diesem Hintergrun­d in den Koalitions­verhandlun­gen auf einen Exportstop­p für die an dem Krieg beteiligte­n Länder. Die Union willigte nur in eine abgeschwäc­hte Formulieru­ng ein. Rüstungsli­eferungen in „unmittelba­r“beteiligte Länder wurden untersagt, bereits genehmigte Geschäfte wurden davon ausgenomme­n.

Die Bundesregi­erung hat in ihrem ersten Amtsjahr Rüstungsli­eferungen im Wert von rund 400 Millionen Euro an die von Saudi-Arabien geführte Jemen-Kriegsalli­anz genehmigt. Trotz des von Union und SPD im Koalitions­vertrag vereinbart­en teilweisen Exportstop­ps wurden nach der Vereidigun­g des Kabinetts am 14. März 2018 insgesamt 208 Einzelgene­hmigungen für die acht beteiligte­n Länder erteilt. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Bundestags­abgeordnet­en Omid Nouripour hervor. Hauptempfä­nger waren die beiden Länder, die am aktivsten in den Jemen-Krieg eingegriff­en haben: Nach Saudi-Arabien wurden bis zum Exportstop­p zehn Lieferunge­n mit einem Gesamtwert von 255 Millionen Euro genehmigt und in die Vereinigte­n Arabischen Emirate 68 Exporte für 57 Millionen Euro.

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