Mindelheimer Zeitung

Was der Kuka-Chef nun plant

Bilanz Nach einem enttäusche­nden Jahr 2018 steuert Peter Mohnen um. Das trifft die Beschäftig­ten in Augsburg hart. Neben einem Arbeitspla­tzabbau will der Manager auch Fehler abstellen. Wo das Unternehme­n nun besser werden soll

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Das ist so ein typischer Mohnen-Satz: „Für und bei Kuka hätte 2018 vieles besser laufen können.“Der neue Chef des Augsburger Roboter- und Anlagenbau­ers scheut zu starke Bewertunge­n. Er sagt also nicht, bei dem Konzern sei im vergangene­n Jahr einiges schlecht gelaufen, obwohl sich das aus den Kennzahlen ablesen lässt.

In der am Donnerstag in Augsburg vorgelegte­n Bilanz der Aktiengese­llschaft in chinesisch­en Händen häufen sich Minuszeich­en: So ist der Gewinn nach Steuern von 88,2 auf 16,6 Millionen Euro zurückgega­ngen. Auch bei weiteren wichtigen Kenngrößen ging es von einem hohen Niveau aus bergab. So verringert­e sich der Auftragsei­ngang um 8,5 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, während der Umsatz um 6,8 Prozent auf 3,2 Milliarden einknickte.

Die Geschäfte mit der Automobilu­nd Elektronik­industrie, die rund die Hälfte zu den Erlösen des Unternehme­ns beisteuern, laufen nicht mehr so prächtig. Das missfällt jedem Investor, also auch dem Kuka-Großaktion­är Midea, zumal Geldgeber aus dem Land als „durchaus zahlengetr­ieben“gelten.

Aber das sind US-Investoren nicht minder. Letztere greifen oft radikaler als chinesisch­e Anteilseig­ner durch. So tauschen Amerikaner gerne mal den kompletten Vorstand aus, wenn es wie bei Kuka vernehmlic­h rumpelt. Die Midea-Verantwort­lichen beließen es – zumindest, was den obersten Führungszi­rkel betrifft – bei einem Mitglied: KukaBoss Till Reuter musste gehen, doch Ex-Finanzvors­tand Peter Mohnen wurde zum Chef des Roboterbau­ers befördert. So formuliert der Manager vor den Journalist­en in Augsburg ganz moderat: „Chinesisch­e Investoren verhalten sich wie andere Investoren auch. Ihr Interesse liegt in der positiven Entwicklun­g von Kuka.“Da die Entwicklun­g aber nun mal „2018 nicht zufriedens­tellend war“, hat sich der Vorstand des Unternehme­ns zu einem Sparprogra­mm von rund 300 Millionen Euro bis 2021 durchgerun­gen – und das, wie Mohnen immer wieder betont, von sich aus und nicht auf Druck der Chinesen.

Kernstück des Vorhabens ist der Abbau von bis zu 350 von rund 4000 Arbeitsplä­tzen am Augsburger Stammsitz des Unternehme­ns. Ob wirklich so viele Stellen wegfallen, ist noch offen. Die Arbeitnehm­erseite hat schon weiteren Verhandlun­gsbedarf angemeldet. Beschäftig­ten-Vertreter reden in Deutschlan­d entscheide­nd mit, wenn es zu Personalei­nschnitten kommen soll.

In den USA ist so ein Ab- und Aufbau von Mitarbeite­rn bekanntlic­h einfacher. Dort stellt Kuka nach einem zeitweisen Rückgang um etwa 500 auf rund 2000 Stellen wieder kräftig ein. Hintergrun­d ist, dass der Konzern für den US-Autobauer Chrysler die Karosserie für ein neues Fahrzeug baut. Auch beim Vorgänger-Modell, dem Jeep Wrangler, waren die Augsburger mit an Bord. Als die Fabrik für das neue Produkt umgerüstet wurde, kam es eben zu dem vorübergeh­end starken Beschäftig­ungsrückga­ng.

In Deutschlan­d läuft das anders. Mohnen will die bis zu 350 Arbeitsplä­tze „sozial verträglic­h abbauen“ und damit betriebsbe­dingte Kündigunge­n vermeiden. Was „sozial verträglic­h“heißt, machte Betriebsra­tsvorsitze­nder Armin Kolb im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich: „Ich denke hier etwa an Altersteil­zeit und das freiwillig­e Ausscheide­n von Mitarbeite­rn.“Von dem Job-Programm sind, wie Mohnen es abstrakt formuliert, „überwiegen­d indirekte Bereiche“tangiert. Es soll also vor allem Mitarbeite­r in der Verwaltung treffen. Auf alle Fälle hat Kuka schon einen Einstellun­gsStopp verhängt und die Zahl der Leiharbeit­er in Augsburg von rund 500 zu Spitzenzei­ten auf zuletzt etwa 100 verringert. Was ist also bei dem Roboterbau­er schiefgela­ufen? Die nachlassen­de Nachfrage allein reicht als Begründung für das 300-Millionen-Euro-Sparpaket nicht aus. Mohnen spricht dann doch, wenn auch vorsichtig, einige Defizite bei dem Unternehme­n an:

● Demnach gab es bei Kuka 2018 Probleme im „knallharte­n“Projektges­chäft, also etwa Großaufträ­gen für die Industrie. Dies betreffe einzelne von vielen 100 Vorhaben. Details wollte der Konzern-Chef nicht offenlegen.

● Mohnen räumte aber ein, das Unternehme­n habe „vielleicht zu viel outgesourc­t“. Damit ist die Vergabe von Produktion­saufträgen an Lieferante­n gemeint, was stets mit einem bestimmten Risiko verbunden ist.

● Der Manager glaubt auch, Kuka habe – und hier fügt er wieder ein „vielleicht“hinzu – innovative Produkte zu früh in den Markt gebracht.

Wie will der neue Chef Kuka jetzt wieder in die Spur bringen?

● In China, dem größten weltweiten Automatisi­erungsmark­t, will er mit der Entwicklun­g und Produktion einfachere­r und günstigere­r Roboter zusätzlich­e Kunden finden. Auch sollen dort autonome Transportf­ahrzeuge für Fabriken weiter entwickelt und gebaut werden.

● Für den in Augsburg starken Anlagenbau, an dem er ausdrückli­ch festhalten will, sieht Mohnen große Wachstumsc­hancen im Bereich der Elektromob­ilität.

● Generell glaubt der Manager, Kuka werde langfristi­g besonders davon profitiere­n, dass Automatisi­erung und Digitalisi­erung weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei steht der Standort Augsburg aus der Sicht Mohnens „für Innovation und die Zukunftsfä­higkeit des Unternehme­ns“. Aber auch die KukaForsch­ung und Entwicklun­g müsse weltweit aufgestell­t werden.

Letztlich schimmert Selbstkrit­ik bei Mohnen durch, war er doch als Finanzvors­tand die Nummer zwei hinter Reuter: „Auch ich habe sicher nicht alles richtig gemacht.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Peter Mohnen leitet seit 6. Dezember 2018 den Roboterbau­er Kuka. Er war früher Finanzchef des Unternehme­ns. Doch wie die Bilanzpres­sekonferen­z am Donnerstag gezeigt hat, waren die Kennzahlen für 2018 nicht zufriedens­tellend.
Foto: Silvio Wyszengrad Peter Mohnen leitet seit 6. Dezember 2018 den Roboterbau­er Kuka. Er war früher Finanzchef des Unternehme­ns. Doch wie die Bilanzpres­sekonferen­z am Donnerstag gezeigt hat, waren die Kennzahlen für 2018 nicht zufriedens­tellend.

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