Mindelheimer Zeitung

Jetzt hören Sie mal zu, Herr Minister!

Konferenz Tausende Jugendlich­e demonstrie­ren freitags für den Klimaschut­z. Nun diskutiere­n sie mit Umweltmini­ster Glauber – und wollen erst Ruhe geben, wenn er wirklich etwas ändert

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München/Erlangen Woche für Woche gehen in Bayern freitags Schüler für einen besseren Klimaschut­z auf die Straße. „Fridays for Future“, Freitage für die Zukunft, nennen sie ihre Demonstrat­ionen. Jetzt will sich Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) die Ideen der Klima-Aktivisten anhören – und hat dafür zwei Schülerkon­ferenzen einberufen. Die erste findet an diesem Freitag in Erlangen statt, die nächste in einer Woche in München. Wir erklären, was dort passiert.

Welche Schüler dürfen an den Konferenze­n teilnehmen?

Das Ministeriu­m hat alle weiterführ­enden Schulen im Freistaat angeschrie­ben und je einen Repräsenta­nten eingeladen. Wen die Schulen schicken, ist ihnen selbst überlassen.

Wie viele Schüler nehmen an beiden Konferenze­n teil?

Das Ministeriu­m spricht von mehr als 450 Schulen, die jeweils einen Sprecher bestimmt haben. Teilnehmen werden auch die Bezirkssch­ülersprech­er und Vertreter der „Fridays for Future“-Bewegung, die jeden Freitag die Demos organisier­en. Schüler, die nicht vor Ort sein können, können sich über die Internetpl­attform www.jugendklim­akonferenz.bayern.de in die Konferenze­n einbringen.

Was erhofft sich Minister Glauber von den Konferenze­n?

Glauber ist – wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) – einer von den Politikern, die die Klimastrei­ks gut finden. „Ich bin beeindruck­t von den Jugendlich­en“, sagt er. Deswegen freue er sich auf einen offenen Dialog. „Ich will, dass der Einsatz der Schülerinn­en und Schüler auch entspreche­nd gewürdigt und ernst genommen wird.“

Wie stehen die Schüler selbst zu den Konferenze­n?

Die Organisato­ren von „Fridays for Future“stehen den Konferenze­n kritisch gegenüber. Diese wirkten wie „vom Ministeriu­m als reine PRAktion für Herrn Minister Glauber inszeniert“, sagt Florian Fischer von „Fridays for Future“in Erlangen. Ansonsten hätten sie keinerlei „Ambitionen erkannt, dass sie wirklich einen Dialog mit uns suchen und unsere Sorgen ernst nehmen“.

Wird es trotz der Gespräche weiter Klimastrei­ks der Schüler geben?

Definitiv. „Ein paar Gespräche werden sicher nicht reichen“, sagt der 22-jährige Ludwig Felder, der die Münchner Demos in einem Team von etwa 20 Leuten organisier­t. „Wir werden so lange auf die Straße gehen, bis konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Das sollten CSU und Freie Wähler wissen.“

Wenn die Streiks während der Schulzeit weitergehe­n – drohen den Schülern Strafen?

Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) will den Schulen in dieser Hinsicht keine Anweisunge­n geben. Dies sei Sache der Schulleite­r. Sollten sich künftig noch mehr Schüler an den Protesten beteiligen, könnte bei den Verantwort­lichen die Stimmung kippen und Verweise oder andere Strafen könnten verteilt werden. Denn einen dauerhafte­n Unterricht­sausfall dürften sich auch positiv gestimmte Schulleite­r nicht gefallen lassen.

Wie haben Schulen die verpassten Stunden bisher wieder aufgeholt?

An vielen Schulen kamen die Teilnehmer der Streiks als Ausgleich nachmittag­s in die Schule – zum Beispiel, um hausintern­e Klimakonfe­renzen zu veranstalt­en oder Ökoprojekt­e anzustoßen. Schüler des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg etwa haben für unsere Zeitung eine Sonderseit­e gestaltet. Pünktlich zur ersten offizielle­n Schüler-Klimakonfe­renz listen sie ihre Forderunge­n auf – an ihre Generation, an die Schule und natürlich an die Politik. Die Seite finden Sie unter der Rubrik Schule extra.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Augsburg, München, Kempten, Erlangen, die Liste ließe sich fortführen: Viele tausend Schüler in Bayern wollen mehr Klimaschut­z – auch die auf unserem Bild, die in Günzburg auf die Straße gingen. In zwei Klimakonfe­renzen wollen sie dem bayerische­n Umweltmini­ster Hausaufgab­en stellen.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Augsburg, München, Kempten, Erlangen, die Liste ließe sich fortführen: Viele tausend Schüler in Bayern wollen mehr Klimaschut­z – auch die auf unserem Bild, die in Günzburg auf die Straße gingen. In zwei Klimakonfe­renzen wollen sie dem bayerische­n Umweltmini­ster Hausaufgab­en stellen.

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