Mindelheimer Zeitung

Schulgeld für Heilberufe: Der Staat stockt auf

Gesundheit Ob das neue Angebot ausreicht, die Ausbildung für alle kostenlos zu machen, steht allerdings noch nicht fest. Minister hofft, dass 90 Prozent der Schulen mitmachen

- VON ULI BACHMEIER

München Die versproche­ne Schulgeldf­reiheit für Heilberufe wird kommen, aber vermutlich nicht für alle 82 privaten Schulen in Bayern. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte bei den Haushaltsb­eratungen im Landtag, er gehe davon aus, dass etwa 90 Prozent der Schulen das verbessert­e Angebot der schwarz-orangen Staatsregi­erung annehmen werden. Grüne, SPD und FDP konnten sich mit ihren Forderunge­n nach einer noch weitergehe­nden Aufstockun­g der Mittel nicht durchsetze­n.

In vielen Heilberufe­n wie zum Beispiel bei Physiother­apeuten oder Logopäden herrscht Mangel. Um eine Ausbildung attraktive­r zu machen, soll den Auszubilde­nden das Schulgeld, das im Schnitt 350 Euro pro Monat beträgt, erlassen werden. Darum wollte sich eigentlich die Bundesregi­erung kümmern. Weil aber in Berlin nichts vorangeht, haben CSU und Freie Wähler in Bayern versproche­n, schon mal in Vorleistun­g zu gehen. Doch auch hier hakt es.

Ein erstes Angebot des Kultusmini­steriums wurde, wie berichtet, von vielen Trägern der privaten Berufsfach­schulen als unzureiche­nd abgelehnt. Jetzt hat das Kultusmini­sterium sein Angebot für die Jahre 2019 und 2020 deutlich erhöht – um 22 auf insgesamt 46 Millionen Euro. Ein entspreche­nder Antrag von CSU und Freien Wählern wurde gestern im Haushaltsa­usschuss einstimmig beschlosse­n, nachdem zuvor deutlich weitergehe­nde Anträge aus den Reihen der Opposition von den Regierungs­fraktionen abgelehnt worden waren. Heftig umstritten allerdings blieb, ob die Erhöhung der Mittel ausreichen­d ist und ob der Beschluss noch rechtzeiti­g kommt, um mehr Auszubilde­nde zu gewinnen.

Claudia Köhler (Grünen), Harald Güller (SPD) und Matthias Fischbach (FDP) forderten, die Staatsregi­erung müsse ihr Verspreche­n zu 100 Prozent erfüllen. Dazu hätten für die Jahre 2019 und 2020 allerdings geschätzt bis zu 60 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden müssen.

Piazolo wies das zurück. Der Staat, so argumentie­rte er, könne den Schulen nur ein Angebot machen. Ob sie es annehmen, sei ihre Sache. Um Schulgeldf­reiheit flächendec­kend garantiere­n zu können, müsste man die Schulen verstaatli­chen. Der Abgeordnet­e Tobias Gotthardt (Freie Wähler) sprang seinem Minister zur Seite. Er sehe nicht ein, so Gotthardt, „dass wir hier irgendwelc­he Höchstprei­se abdecken, die Private verlangen“.

Die Grünen-Abgeordnet­e Köhler kritisiert­e die zeitliche Verzögerun­g, die durch die langen Verhandlun­gen mit den Schulträge­rn entstanden ist. Mittlerwei­le sei man schon im April, die Anmeldunge­n für die Schulen seien schon gelaufen und es seien weniger Anmeldunge­n, sagte Köhler. Damit werde das Ziel verfehlt, mehr Auszubilde­nde zu gewinnen. Piazolo entgegnete, dass den Schulen das Geld rückwirken­d zum 1. Februar erstattet werde. Die Angebote aber könnten ihnen erst im Mai vorgelegt werden, wenn der Haushalt endgültig beschlosse­n sei.

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Foto: Dieter Kroll, dpa Physiother­apeuten sind gefragt. Um die Ausbildung für junge Menschen attraktive­r zu machen, soll das Schulgeld erlassen werden.

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