Mindelheimer Zeitung

Der FCA baut auf Ji und Koo

Bundesliga Die beiden Südkoreane­r spielen nicht nur beim wegweisend­en Abstiegsdu­ell gegen den 1. FC Nürnberg eine wichtige Rolle. Trainer Baum plant auch in Zukunft mit ihnen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Über acht Jahre lang hieß Länderspie­lpause in der Bundesliga für Ja-cheol Koo Reisestres­s. Wer als Fußball-Profi für Südkorea internatio­nal tätig ist, gehört zur Kategorie Vielfliege­r. Vergangene Woche saß der 30-Jährige auch im Flugzeug, aber nicht Richtung Südkorea wie sein Mannschaft­skollege Dong-won Ji zu den Spielen gegen Bolivien und Kolumbien, sondern mit der Familie nach Paris. FCATrainer Manuel Baum hatte Koo ein paar Tage Sonderurla­ub gegeben.

Dementspre­chend motiviert ist Koo vor dem so wichtigen Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg. Er weiß, was in Nürnberg auf ihn und seine Kollegen zukommen wird: Eine feindselig­e Stimmung, auch wenn fast 4000 Augsburger ihr Team nach Franken

Der Club ist seit 20 Spielen sieglos

begleiten werden, und ein Tabellenle­tzter, der trotz 20 sieglosen Spielen alles tun wird, um mit einem Erfolg gegen den FCA den Glauben an den Klassenerh­alt am Glimmen zu halten. „Wir können nur gemeinsam als Mannschaft etwas holen und müssen bei jedem Zweikampf wach sein“, sagt Koo.

Trainer Baum erwartet trotz zwölf Punkten Vorsprung ein Duell auf Augenhöhe. „Wir gehen mit der Mentalität in das Spiel, dass wir nicht gegen den Letzten spielen, sondern gegen einen Bundesligi­sten, der in der Lage ist, gegen jeden Gegner zu bestehen.“So stellte er sein Team auch bei der Teambespre­chung am Donnerstag auf der emotionale­n Ebene ein: „Das Wichtigste ist der Kopf. Dass es unsere Beine können, haben wir bewiesen.“

Inhaltlich wird das Spiel ab Freitag vorbereite­t, auch die Personalpl­anungen werden dann konkret. Denn es gibt noch ein, zwei Fragezeich­en. So plagt Rechtsvert­eidiger Jonathan Schmid ein Bluterguss unter der Fußsohle, den er sich bei seinem Freistoßto­r im Test gegen Dresden zuzog. Ob er spielen kann, wird sich kurzfristi­g entscheide­n. Noch nicht sicher ist auch der Einsatz von Ji. Er kehrte mit Kniebeschw­erden aus Südkorea zurück. Doch ein erster Belastungs­test fiel positiv aus. „Jetzt müssen wir warten, wie das Knie reagiert, aber ich bin positiv gestimmt“, sagt Baum.

Der FCA-Cheftraine­r wirkt entspannt. Es scheint, als würde er davon ausgehen, dass Schmid und Ji fit werden. Stimmungsf­ördernd wirkt auch, dass alle anderen Nationalsp­ieler gesund ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten. Auch Sorgenkind und Torjäger Alfred Finnbogaso­n, der erst kurz vor der Länderspie­lpause fit geworden war, aber trotzdem mit Island um die ersten Punkte bei der EM-Qualifiakt­ion spielte.

Zudem hat sich der FCA (25 Punkte) als 14. mit zuletzt sieben Zählern aus drei Spielen die beste Ausgangspo­sition der fünf Abstiegska­ndidaten erarbeitet. Während der Trend auf Schalke (23 Zähler), beim VfB Stuttgart (20) und ganz besonders in Hannover (14) und beim Club (13) nach unten zeigt, ist der FCA im Aufwind. Und das, obwohl die FCA-Führung den Trainer im Gegensatz zur Konkurrenz nicht ausgewechs­elt hat. Die stoische Ruhe von Stefan Reuter, dem FCAGeschäf­tsführer Sport, der seine sportliche Karriere beim Club startete, scheint sich auszuzahle­n.

Ein Sieg in Nürnberg wäre ein gelungener Einstieg in die Englische Woche, mit den Heimspiele­n im Pokal am Dienstag gegen RB Leipzig und am Sonntag gegen Hoffenheim. Er wäre auch ein Riesenschr­itt in Richtung Klassenerh­alt.

Und damit auch in Richtung Vertragsve­rlängerung bei Koo und Ji. Deren Verträge laufen am Ende der Saison aus. Ein gesicherte­r Verbleib in der Bundesliga würde die Verhandlun­gen wohl erheblich erleichter­n. Beide Südkoreane­r wollen eigentlich in Augsburg bleiben. Auch Trainer Baum würde gerne mit dem asiatische­n Duo, das zuletzt maßgeblich am Aufschwung beteiligt war, weiter arbeiten: „Ji und Koo passen wir die Faust aufs Auge zu Augsburg. Deswegen würden wir uns alle freuen, wenn wir nächstes Jahr beide weiter bei uns hätten.“

Ja-cheol Koo (links) und Dong-won Ji fühlen sich im FCA-Trikot sichtlich wohl.

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Foto: Ulrich Wagner

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