Mindelheimer Zeitung

Einmal Held und zurück

Fußball Timon Wellenreut­her spielte gegen Ronaldo und galt als nächster Manuel Neuer. Einige Höhen und Tiefen später landete er in Holland – wo er sein Glück gefunden hat

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Tilburg Er war 19 und plötzlich Fußballsta­r. Mit Schalke spielte Timon Wellenreut­her beim FC Bayern, gegen Dortmund, gewann mit 4:3 in der Champions League bei Real Madrid mit Cristiano Ronaldo. Er schien am Ziel, lebte seinen Traum. Zehn Spiele, ein paar starke Paraden und einige Patzer später war der Traum zu Ende. Er wurde kritisiert, von Schalke erst nach Mallorca verliehen und dann verkauft. Jetzt ist Wellenreut­her 23. Normalerwe­ise liegt noch ein ganzes Fußballerl­eben vor ihm. Doch hinter Wellenreut­her liegt auch schon eine ziemlich lange Berg- und Talfahrt.

„Ich habe schon viel erlebt und kann viel erzählen“, sagt der inzwischen als Stammtorhü­ter von Willem II Tilburg in der ersten niederländ­ischen Liga spielende Wellenreut­her. Ganz geradlinig laufe es eben nie bei ihm, „aber das wäre ja auch langweilig“. Langweilig war sein Weg nie. Obwohl er für viele in den vergangene­n Jahren vom Radar verschwund­en schien. Doch wenn sein Name fällt, denkt man an den 10. März 2015, als sich Wellenreut­her im Bernabeu-Stadion von Madrid Cristiano Ronaldo und Co. scheinbar ohne Lampenfieb­er entgegenst­ellte. Beim 0:2 im Hinspiel hatte er einen Freistoß Ronaldos aus dem Winkel geholt. „Das war keine Riesenpara­de“, sagt er heute. „Ein normaler Ball. Nur, dass er von Cristiano geschossen wurde. Deshalb wurde das gehyped.“

Gehyped wurde auch Wellenreut­her. Er war durch Verletzung­en von Ralf Fährmann und Fabian Giefer zum Zug gekommen. Mancher sah in ihm schon einen neuen Manuel Neuer. Dann patzte er beim 0:3 gegen Dortmund, sogar zweimal beim 2:2 gegen Hertha BSC und wurde als Flutschfin­ger bezeichnet. „Ich musste erfahren: Im einen Spiel bist du der Held. Dann machst du einen Fehler und bist der Buhmann. Das ist schon krass im Fußball. Damit muss man umgehen können.“Vor allem als Teenager, der sich am Ziel seiner Träume wähnte.

Ihm ist klar, dass alles nicht so extrem ausgefalle­n wäre, hätte er woanders gespielt. „Auf Schalke ist alles extremer“, sagt er. „Das habe nicht nur ich erfahren müssen. Aber das Emotionale ist auch das Geile an diesem Verein.“Doch die Hoffnung auf eine zweite Chance auf Schalke erfüllte sich nicht. Obwohl er sich mit starken Leistungen beim spanischen Zweitligis­ten RCD Mallorca bewiesen hatte und sein Verein ihn nicht zu Olympia ließ. Aber an Fährmann kam Wellenreut­her nicht vorbei. Also ging er in die Niederland­e, nach Tilburg. War Stammtorhü­ter, verlor den Stammplatz und wurde sogar suspendier­t. Warum, weiß er nach eigener Auskunft „bis heute nicht“. Er kämpfte sich zurück und führte den Klub Ende Februar mit drei gehaltenen Elfmetern gegen Alkmaar zum ersten Mal seit 2005 in das Pokalfinal­e.

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Foto: Kay Int Veen, dpa Timon Wellenreut­her hat wieder Grund zum Jubeln. Er führte seinen Verein mit drei gehaltenen Elfmetern ins Pokalfinal­e.

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