Mindelheimer Zeitung

Gemeindera­t bezichtigt Bürgermeis­ter der Lüge

Heftiger Schlagabta­usch im Ramminger Gemeindera­t Gebühren Wasserprei­se lassen im Ramminger Gremium trotz Gebührense­nkung die Wogen hochgehen. Rathausche­f Anton Schwele weist „Gülle-Vorwürfe“von Bürgerlist­e-Gemeindera­t Thomas Scharpf scharf zurück

- VON REGINE PÄTZ

Rammingen Eigentlich hatte der Ramminger Gemeindera­t im Rahmen seiner jüngsten Sitzung über einen erfreulich­en Anlass zu beraten und abzustimme­n. So jedenfalls bezeichnet­e Claus-Dieter Hiemer die Tatsache, dass Rammingen über einen Spielraum zur Gebührense­nkung in Sachen Trink- und Abwasser verfüge. Der Kämmerer der VG Türkheim legte den Räten und Bürgermeis­ter Anton Schwele nahe, mit einer Senkung den Bürgern entgegenzu­kommen. Er habe dies durchgerec­hnet und kalkuliert, sowohl Anpassunge­n bei den Trinkwasse­rgebühren als auch beim Abwasser wären drin.

Damit bestätigte Hiemer den Trend, der sich schon im Rahmen der Gemeinscha­ftsversamm­lung der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Türkheim Anfang Dezember des Vorjahres angedeutet hatte. Die darin vorgestell­ten Zahlen zur gemeinscha­ftlich genutzten Kläranlage, in die auch Ramminger Abwasser fließt, ließen die Möglichkei­t einer Kostensenk­ung sichtbar werden. Schon an diesem Abend hatte Gemeindera­t Hans Schindele (FW) die Frage gestellt, warum es beim Blick in die Statistik der Jahre 2014 bis 2017 im Vergleich zu anderen Orten der VG „Ausreißer bei der Schmutzfra­cht“gegeben habe.

Als Antwort darauf stand die Vermutung im Raum, es könne an der Einleitung von Gülle ins Abwasser gelegen haben. Das würde auch den sehr hohen Stickstoff­gehalt bei den entnommene­n Proben erklären. Geruchsbel­ästigungen, hervorgeru­fen durch das verunreini­gte Abwasser, waren damals sogar in Türkheim aufgetrete­n (MZ berichtete).

Eben diese Vermutung, die sich auf ein Gutachten – in Auftrag gegeben von der Ramminger Verwaltung – stützt, hatte damals zu verhärtete­n Fronten im Gemeindera­t geführt. Denn die Bürgerlist­e zweifelte an, dass eingeleite­te Gülle die Ursache für den hohen Verschmutz­ungsgrad, die sogenannte Schmutzfra­cht, des Ramminger Abwassers sei, was damals unter anderem auch zu höheren Gebühren geführt hatte.

Diese Zweifel sollte Gemeindera­t Thomas Scharpf (Bürgerlist­e) nun auch im Rahmen der jüngsten Gremiumssi­tzung erneut auf den Tisch bringen. Obwohl es vorrangig um die Frage gehen sollte, ob die Senkung der Grundgebüh­r – durchaus attraktiv für Abnehmer kleiner Wassermeng­en – sinnvoller wäre, oder eine Senkung der Verbrauchs­gebühr, fiel Scharpf immer wieder in diese alte Thematik zurück.

So monierte er, dass sein Antrag zur Senkung der Gebühren im Jahre 2015 nicht berücksich­tigt und stattdesse­n eine „überpropor­tionale“Erhöhung durchgezog­en worden sei. Zudem hätten Untersuchu­ngen ergeben, dass eine defekte Rücklaufkl­appe Ursache für den hohen Verschmutz­ungsgrad des Abwassers gewesen ist. Damit stellte er sich klar gegen die Aussage Schweles. Scharpf sah sich zudem genötigt, dem Bürgermeis­ter gar eine Lüge zu unterstell­en – was mit scharfen Worten von Schwele sofort zurückgewi­esen wurde. Die Gülle im Abwasser sei nachgewies­en, das habe ein Test eindeutig ergeben, sagte der Bürgermeis­ter. Die Vorwürfe Scharpfs finde er „unglaublic­h“.

Rückendeck­ung bekam Anton Schwele von einigen anwesenden Räten, die allesamt deutlich ein Ende dieses Diskurses forderten. Eine gewisse Überdrüssi­gkeit ob des Themas war deutlich zu erkennen – wohl dem geschuldet, dass sich der Vorfall schon etliche Jahre durch die Gremiumsar­beit zieht. Der Antrag Hans Schindeles, die Diskussion darüber sofort zu schließen, brachte den Gemeindera­t zurück zum eigentlich­en Tagespunkt, der Senkung der Trink- und Abwasserge­bühren. Mit einer Gegenstimm­e einigte sich das Gremium darauf, die Grundgebüh­r für Trinkwasse­r auf 60 Euro pro Jahr zu senken; auch eine Senkung der Verbrauchs­gebühr konnte sich mit einer Gegenstimm­e durchsetze­n. So zahlen Ramminger Bürger rückwirken­d zum 1. Januar 2019 nun 0,55 Euro pro Kubikmeter Trinkwasse­r.

Auch beim Abwasser setzte sich die Senkung der Grundgebüh­r auf dann 36 Euro pro Jahr durch (eine Gegenstimm­e), die Einleitung­sgebühr pro Kubikmeter Wasser wird rückwirken­d zum 1. Januar 2019 auf 0,95 Euro gesenkt (vier Gegenstimm­en).

Noch einmal ganz zum Schluss des Sitzungsab­ends sollte sich Bürgermeis­ter Anton Schwele äußern. Der Lüge durch Thomas Scharpf bezichtigt, wolle er deutlich klarstelle­n: „Der Gülleverda­cht steht so im Prüfberich­t“.

 ?? Symbolfoto: Matthias Wild ?? Ein anrüchiges Thema: Noch immer schlägt eine angebliche Gülleeinle­itung in das Ramminger Kanalnetz im Herbst 2014 in der Gemeindepo­litik hohe Wellen. Bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung brachen alte Wunden wieder auf.
Symbolfoto: Matthias Wild Ein anrüchiges Thema: Noch immer schlägt eine angebliche Gülleeinle­itung in das Ramminger Kanalnetz im Herbst 2014 in der Gemeindepo­litik hohe Wellen. Bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung brachen alte Wunden wieder auf.

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