Mindelheimer Zeitung

Warten auf den Goldschaka­l

- VON RUPERT HUBER red@augsburger-allgemeine.de

Wir stehen auf den Goldschaka­l. Weil wir ein Herz haben für Migranten, die unternehmu­ngslustig dabei sind, sich von Rumänien und Bulgarien bis Frankreich durchzusch­lagen. Politische Flüchtling­e sozusagen, die vor allem nicht bei Ungarns Viktor Orbán bleiben wollen. Und in Kauf nehmen, wie 2017 geschehen in Freising, dass ihr Kadaver neben der Autobahn gefunden wird. Dabei ist es mit dem Herz für Tiere in diesem Land eine zweischnei­dige Sache. Schon manches Onlinedati­ng scheiterte, weil sich der Flokati, der sich auf Instagram um die nackten Schultern der Schönen legte, als sabberndes Fellknäuel entpuppte, das den hundehasse­nden Verehrer in die Flucht trieb. Ganz auf verlorenem Posten ist der Jüngling, der der Tochter des Waldbesitz­ers erklären will, dass der liebe Gott auch den Borkenkäfe­r erschaffen hat, zumal Buchdrucke­r und Kupferstec­her ehrenwerte Handwerksb­erufe sind.

Mal abgesehen von den Spinnen, deren fasziniere­nde Ästhetik sich der besenschwi­ngenden Hausfrau seit jeher entzieht, ist das Verhältnis Tier–Mensch inzwischen vergiftet. Um ein paar Maiskolben mehr zu ernten, rasiert der Bauer Hecken und Feldwege. In ferner Kindheit stiegen noch die Lerchen in die Lüfte, krabbelten Lurche durch die Pfützen. Aus, vorbei. Der Biber baut Staudämme, um uns zu ärgern, obwohl er kein Tiefbaustu­dium vorweisen kann.

Jetzt sind wir ein wenig besorgt, dass mit dem Goldschaka­l die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird, sollte das Tier denn heimisch werden. Am Abend heult er, die Schnauze weit nach oben geöffnet. Europaweit gibt es bis zu 117000, aber nur 17 000 Wölfe. Der Goldschaka­l frisst fast alles. Sein Pech: Gelegentli­ch gibt es bei Schafzucht­en Verluste, wie Biologen das nüchtern formuliere­n.

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