Warten auf den Goldschakal
Wir stehen auf den Goldschakal. Weil wir ein Herz haben für Migranten, die unternehmungslustig dabei sind, sich von Rumänien und Bulgarien bis Frankreich durchzuschlagen. Politische Flüchtlinge sozusagen, die vor allem nicht bei Ungarns Viktor Orbán bleiben wollen. Und in Kauf nehmen, wie 2017 geschehen in Freising, dass ihr Kadaver neben der Autobahn gefunden wird. Dabei ist es mit dem Herz für Tiere in diesem Land eine zweischneidige Sache. Schon manches Onlinedating scheiterte, weil sich der Flokati, der sich auf Instagram um die nackten Schultern der Schönen legte, als sabberndes Fellknäuel entpuppte, das den hundehassenden Verehrer in die Flucht trieb. Ganz auf verlorenem Posten ist der Jüngling, der der Tochter des Waldbesitzers erklären will, dass der liebe Gott auch den Borkenkäfer erschaffen hat, zumal Buchdrucker und Kupferstecher ehrenwerte Handwerksberufe sind.
Mal abgesehen von den Spinnen, deren faszinierende Ästhetik sich der besenschwingenden Hausfrau seit jeher entzieht, ist das Verhältnis Tier–Mensch inzwischen vergiftet. Um ein paar Maiskolben mehr zu ernten, rasiert der Bauer Hecken und Feldwege. In ferner Kindheit stiegen noch die Lerchen in die Lüfte, krabbelten Lurche durch die Pfützen. Aus, vorbei. Der Biber baut Staudämme, um uns zu ärgern, obwohl er kein Tiefbaustudium vorweisen kann.
Jetzt sind wir ein wenig besorgt, dass mit dem Goldschakal die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird, sollte das Tier denn heimisch werden. Am Abend heult er, die Schnauze weit nach oben geöffnet. Europaweit gibt es bis zu 117000, aber nur 17 000 Wölfe. Der Goldschakal frisst fast alles. Sein Pech: Gelegentlich gibt es bei Schafzuchten Verluste, wie Biologen das nüchtern formulieren.