Mindelheimer Zeitung

Söder warnt vor historisch­em Versagen

Der CSU-Chef will sich bei der Europawahl Ende Mai klar gegen Nationalis­ten und Populisten stellen: Ein starkes Bayern könne es nur in einem starken Europa geben

- VON HENRY STERN

Nürnberg So viel Europa-Freude war schon lange nicht mehr bei der CSU. Und das nicht nur, weil der Europa-Parteitag der Partei am Samstag ausgerechn­et im Saal „Brüssel“der Nürnberger Messe stattfand. „Multilater­alismus im europäisch­en Verbund ist die richtige Antwort auf die Herausford­erungen der Zeit“, beteuerte CSU-Chef Markus Söder bereits vor Beginn des Delegierte­ntreffens. Im Sommer – auf dem Höhepunkt des AsylStreit­s mit der CDU – hatte Söder noch über ein „Ende des geordneten Multilater­alismus“nachgedach­t.

Inzwischen zelebriert die CSU wieder große Einigkeit mit der CDU. Sogar ein gemeinsame­s Wahlprogra­mm wurde erstellt, das der CSU-Parteitag in Nürnberg einstimmig annahm. Vor fünf Jahren, zur letzten Europa-Wahl, hatte die CSU noch auf einen eigenen Bayernplan gesetzt – und sich mit mäßigem Erfolg an einer Dafür-und-Dagegen-Doppelstra­tegie in Sachen Europa versucht.

Söder will deshalb auch in Nürnberg keinen Zweifel lassen, dass er seine Lektionen gelernt hat. „Hätten wir schon im letzten Jahr so ein gemeinsame­s Programm beschlosse­n, wäre vieles anders gelaufen“, sagte er. Die Menschen wollten eine „klare Linie“, gerade von der CSU. Der Kurs eines „Sowohl-als-Auch“in den Seehofer-Jahren sei deshalb ein „Problem“gewesen. „Und anders als vor fünf Jahren hat die CSU Großes im Auge“, fügte Söder mit Blick auf die Europawahl an: „Kleines Karo wird nichts bringen.“Dies gelte umso mehr, weil sich die Welt seit 2014 massiv verändert habe: „Wir erleben das ja“, erklärte Söder: „Die Amerikaner drohen, die Chinesen kaufen und die Russen infiltrier­en.“Die Großmächte versuchten, Europa gezielt zu schwächen. Es sei deshalb nicht irgendeine Europawahl, die in nicht einmal zwei Monaten ansteht: „Wenn wir jetzt versagen, versagen wir nicht nur bei einer Wahl“, warnt der CSU-Chef: „Unser Versagen könnte historisch sein.“

Es gehe um eine grundlegen­de Richtungse­ntscheidun­g: „Entweder Europa verabschie­det sich von der Weltbühne – oder Europa kommt kraftvoll zurück“, warnt Söder. Doch ein starkes Bayern könne es nur in einem starken Europa geben. „Die Menschen wollen ein Europa, das schützt und nützt“, glaubt der CSU-Chef. Seine Partei werde sich deshalb denjenigen, die Europa zerstören wollten, entschiede­n entgegenst­ellen: „Die CSU ist nicht bereit, Nein-Sagern, Nationalis­ten, Extremiste­n und Populisten Europa zu überlassen.“

Söder warnte aber auch vor deutscher Selbstgefä­lligkeit und „moralische­m Purismus“. Die wirtschaft­lich gute Lage gerade in Bayern sei nicht selbstvers­tändlich. Deutschlan­d müsse zudem ein verlässlic­her Partner bleiben – etwa bei der militärisc­hen Zusammenar­beit in der Nato: „Wir müssen ehrlich und anständig mit unseren Partnern umgehen, statt ihnen zu sagen, was sie zu denken und zu tun haben.“

Auch der Spitzenkan­didat der europäisch­en Konservati­ven, Manfred Weber, warnte vor „rechten Dumpfbacke­n“, die das erfolgreic­he europäisch­e Projekt nur zerstören wollten. Beim Brexit könne man derzeit gut beobachten, wohin es führe „wenn man Populisten folgt“, warnte der CSU-Mann: „Das führt nur zu Instabilit­ät und Unsicherhe­it.“Als möglicher künftiger

Der Streit mit Orbán wurde nicht erwähnt

Kommission­spräsident stehe er für ein Europa, das Brücken baue, statt diese einzureiße­n.

Weber kündigte an, sich an der EU-Spitze für weniger Bürokratie und mehr Praxisnähe einzusetze­n. Das umstritten­e neue Urheberrec­ht verteidigt­e der CSU-Politiker: „Wenn Internet-Riesen wie Google oder Facebook in Europa im Internet Geld verdienen wollen, dann haben sie gefälligst unsere Regeln zu akzeptiere­n“, forderte er.

Den Streit um europäisch­e Grundwerte mit dem kürzlich von der EVP suspendier­ten Ungarn Viktor Orbán erwähnten Weber und Söder mit keinem Wort. Der CSU-Chef wollte sich auch nicht auf ein konkretes Wahlziel für die Europawahl festnageln lassen. Es gehe ihm nicht so sehr um Prozentpun­kte, beteuerte Söder: „Mir geht es vor allem darum, dass Manfred Weber Kommission­spräsident wird.“

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Foto: Nicolas Armer, dpa Hatte die CSU vor fünf Jahren noch auf einen eigenen Bayern-Plan gesetzt, feiert Ministerpr­äsident Markus Söder nun die Einigkeit mit der CDU.

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