Mindelheimer Zeitung

Was, wenn es im Tunnel brennt?

Retter proben den Ernstfall an wichtigem Autobahndr­eieck

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Leonberg Dichter Rauch strömt aus dem Abluftkana­l des längsten Autobahntu­nnels in Baden-Württember­g. In einer der beiden Röhren brennt ein Auto, dahinter stehen Fahrzeuge im Stau. Ein automatisc­hes Sicherheit­ssystem löst Alarm aus, rund 400 meist ehrenamtli­che Einsatz- und Rettungskr­äfte machen sich auf den Weg nach Leonberg (Kreis Böblingen). An diesem Sonntagvor­mittag ist das nur eine Übung – doch im Ernstfall laufe es genau so ab, sagt Frieder Lieb, Branddirek­tor des Stuttgarte­r Regierungs­präsidiums.

Am Autobahndr­eieck Leonberg wird die A81 mit der A8 und damit mit den Großräumen Karlsruhe, Stuttgart, Ulm und München verknüpft. Gleich zu Übungsbegi­nn gibt es eine Panne: Ein Durchsages­ystem, das die Autofahrer vor Feuer und Rauch warnen soll, funktionie­rt nicht. „Das Schöne an Übungen ist, dass man sieht, wo es klemmt“, sagt Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) später. Die restliche Sicherheit­stechnik im zweieinhal­b Kilometer langen Tunnel funktionie­rt. Wenige Minuten nach Alarmauslö­sung preschen die ersten Feuerwehra­utos heran. Autos und Lastwagen sind schon im Qualm verschwund­en. Ein Feuerwehrt­rupp sucht nach Menschen, die noch in ihren Fahrzeugen sitzen. Die Retter holen Statisten aus den Autos, mit Atemluftha­uben werden sie aus dem Gefahrenbe­reich geführt oder auf Tragen gezogen.

In der Realität fangen immer wieder Fahrzeuge in Tunneln Feuer. Allein im Engelbergt­unnel brannten 2018 zwei Autos aus. Verletzt wurde niemand – auch dank eines detaillier­ten Einsatzpla­nes, nach dem sich Feuerwehr, Rettungskr­äfte und das Technische Hilfswerk auch bei dieser Übung richten. Dazu gehört ein Versorgung­splatz für Verletzte, den Helfer draußen aufbauen. 50 Menschen können dort betreut werden.

Das ist notwendig, denn „bei einer Stausituat­ion rechnen wir mit 500 bis 1000 Menschen im Tunnel“, so die Übungsleit­ung. Baden-Württember­g hat viele Tunnel, laut dem Verkehrsmi­nister befindet sich fast jeder dritte Deutschlan­ds im Südwesten. Etwa 300 Menschen wurden 2018 allein bei Unfällen in Unterführu­ngen im Südwesten verletzt.

Sechs Stunden lang war die A81 am Sonntag im Bereich des Engelbergt­unnels gesperrt. In das Übungsszen­ario war eine Baustelle eingebaut, als Vorbereitu­ng. Der 20 Jahre alte Tunnel muss ab September 2019 aufwendig und über Jahre saniert werden.

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Foto: Sommer, dpa Retter kämpften sich bei der Übung durch dichten Rauch.

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