Mindelheimer Zeitung

Verdienter Rückschlag

Der FCA zeigt bei der 0:3-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg alte Verhaltens­muster, die schon überwunden schienen. Nun steckt er wieder mitten im Abstiegska­mpf

- VON ROBERT GÖTZ

Nürnberg Die Fans des FC Augsburg hatten wohl schon so eine Ahnung. Am Freitag versuchten sie, die Mannschaft mit einem Besuch beim Abschlusst­raining noch einmal zusätzlich für das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg zu motivieren. Es war eine bunte Mischung aus Ultras, Mitglieder­n anderer Fanklubs – auch ein Vater mit seinen zwei kleinen Kindern war dabei – die sich dann in Absprache mit dem Verein im M-Block mit dem Team zum Gruppenfot­o stellten.

Geholfen hat es nichts. Die FCAProfis enttäuscht­en die rund 4000 mitgereist­en Augsburger Anhänger maßlos und zeigten bei der verdienten 0:3 (0:0)-Niederlage einen Rückfall in alte Verhaltens­muster, die schon überwunden schienen.

Und überrascht­en damit auch die eigenen Verantwort­lichen. FCAGeschäf­tsführer Stefan Reuter war konsternie­rt: „Wir hätten heute die große Chance gehabt, uns ein bisschen Luft zu verschaffe­n, den Club auf Distanz zu halten, selbst mit einem Unentschie­den. Das war aber unserem Spiel heute nicht anzumerken. Und das war enttäusche­nd. Aber das zieht sich ein bisschen durch unsere Saison, dass wir keine Konstanz reinbringe­n.“

Das kann man so sagen. Vor der Länderspie­lpause hatte sich der FCA mit einem kräftigen Zwischensp­urt Richtung Tabellenmi­ttelfeld 2:1 gegen Dortmund, 0:0 gegen Leipzig, 3:1 gegen Hannover, 25 Punkte – alles schien sich zum Guten zu wenden. In Franken sollte die kleine Erfolgsser­ie fortgesetz­t werden. 20 Spiele hatte der Club zuvor nicht mehr gewonnen, der letzte Erfolg datierte vor dem Samstag vom 29. September 2018.

Doch dann gaben die Augsburger den idealen Aufbaugegn­er. Sie spielten so konfus wie beim 0:4 in Bremen oder dem 1:5 in Freiburg. „Wir standen heute nicht kompakt genug. Man kann ja in jedem Bereich des Spielfelde­s für eine gewisse Kompakthei­t sorgen. Uns ist das aber häufig gar nicht gelungen. Unsere Abstände zwischen den einzelnen Mannschaft­steilen waren viel zu groß. Darum gelang es uns nicht, Druck aufzubauen“, analysiert­e Reuter die Partie.

Natürlich hatten die Nürnberger den Vorteil, nur einen Spieler in der Länderspie­lpause abstellen zu müssen, während es beim FCA deren sieben waren. Natürlich musste der FCA nach dem Ausfall von Jonathan Schmid ohne etatmäßige­n rechten Verteidige­r spielen, doch wenn die meisten Spieler Zweikampfs­tärke, Willen, Leidenscha­ft und vor allem taktische Disziplin nur in homöopathi­scher Dosierung einsetzen, muss man sich nicht wundern, dass man auch einem spielerisc­h beschränkt­en Gegner neues Leben einhaucht.

Für die meiste Aufregung auf Augsburger Seite sorgten neben dem zu Recht nicht gegebenen Abseitstor von Michael Gregoritsc­h (67.) zwei Pyro-Einlagen der Augsburger Ultras, die dem Verein einige tausend Euro Strafe kosten werden. Das sagt vieles über die sportliche Leistung aus.

Dementspre­chend bedient war FCA-Trainer Manuel Baum: „Wir sind alle enttäuscht über die Leisaufgem­acht. tung“, gab er nach den Gegentoren durch Mikael Ishak (52.), Matheus Pereira (88.) und Eduard Löwen (90.+1) bei der Pressekonf­erenz zu. Und er fügte fast schon trotzig an: „Das wird uns nicht aus der Bahn werfen.“Das hofft auch Stefan Reuter. Er stellt sich auf ein nervenaufr­eibendes Saisonfina­le ein: „ Wir werden bis zum Ende unten mit drin hängen. Ich gehe davon aus, dass wir uns irgendwie durchwurst­eln müssen.“

Doch am Dienstag (20.45 Uhr. ARD) wartet erst einmal der Pokal, das Viertelfin­ale zu Hause gegen RB Leipzig. Für Reuter eine gute Gelegenhei­t, sich zu rehabiliti­eren. Diesen Wettbewerb sieht er losgelöst vom Ligaalltag. „Wir wollen den Pokal gewinnen, dafür musst du aber auch das Viertelfin­ale gewinnen.“Eins ist aber auch ihm klar: „Mit so einer Leistung wie heute haben wir am Dienstag keine Chance.“

Die FCA-Fans haben wieder eine Aktion geplant: Sie wollen um 19 Uhr den Mannschaft­sbus vor dem Stadion lautstark begrüßen. Ob die Motivation­sspritze diesmal wirk?

1. FC Nürnberg Mathenia – Ro. Bauer, Mühl, Ewerton (54. Margreitte­r), Leibold – Erras – Löwen, Behrens – Kubo (84. Ilicevic), Ishak, Kerk (70. Pereira) FC Augsburg Kobel – Danso, Gouweleeuw, R. Khedira, Max – Koo (78. Cordova), Baier – Hahn, Gregoritsc­h, Ji – Finnbogaso­n (46. M. Richter) Tore 1:0 Ishak (52.), 2:0 Pereira (88.), 3:0 Löwen (90.+1) Zuschauer 42 658 Schiedsric­hter Siebert (Berlin)

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Foto: Sven Simon Der Ball beult das Netz des Augsburger Tores aus. Mikael Ishak hat zum 1:0 getroffen. FCA-Torhüter Gregor Kobel sitzt geschlagen in seinem Kasten. Es war der Anfang eines bitteren Endes für die Gäste.
 ?? Foto: dpa ?? Dank an die leidensfäh­igen Nürnberger Fans: Matheus Pereira, 2:0-Torschütze für den Club.
Foto: dpa Dank an die leidensfäh­igen Nürnberger Fans: Matheus Pereira, 2:0-Torschütze für den Club.

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