„Bleierne Gleichgültigkeit“
Dass die Schließung der Dorfwirtschaft Ritter in Wiedergeltingen von den Dorfbewohnern als Verlust empfunden wird, kann Besitzer Josef Ritter zwar verstehen. Er sieht vor allem die Gemeinde in Zugzwang
Wiedergeltingen Die Schließung der Wiedergeltinger Dorfwirtschaft Ritter kam für viele überraschend. Wie es mit dem imposanten Gebäude in der Dorfmitte von Wiedergeltingen weitergeht, steht derzeit noch nicht fest. „Momentan gehen die Gedanken in alle Richtungen“, so Josef Ritter, dessen Familie das Anwesen gehört. Für konkrete Aussagen sei es derzeit noch zu früh, so Ritter.
Der Schießbetrieb der Schützen könne momentan unverändert weiterlaufen. Der Vorstand des Schützenvereins sei vonseiten der Eigentümer etwa fünf Wochen vor der Schließung über den schlechten Gesundheitszustand der Wirtin informiert worden. Daher sei es nicht richtig, dass die Schützen „vor verschlossenen Türen“gestanden hätten, betont Ritter: „Die Schützen verfügen sogar über eigene Schlüsse“.
Josef Ritter und seine Familie könne durchaus nachempfinden, dass die Schließung der Dorfwirtschaft von vielen Wiedergeltingern als Verlust empfunden werde: „Das denkmalgeschützte Gasthaus ist für das Ortsbild prägend“, weiß auch Josef Ritter.
Seine Familie versuche ihrerseits aber schon seit Jahren, die Gebäude und insbesondere auch die ehemalige Brauerei „architektonisch ansprechend zu gestalten“und einer neuen Nutzung zuzuführen, so Ritter: „Dies wirkt sich für unser Ortsbild sehr positiv aus“. Und daran werde sich auch nichts ändern, betont der Steuerberater: „So werden wir auch mit der Gaststätte, gleich mit welcher Nutzung, weiter verfahren“.
Ein ähnliches Verhalten würde sich Ritter auch von den Dorfpolitikern wünschen. Er empfinde es als „befremdlich, dass sich bleierne Gleichgültigkeit in Bezug auf die Ortsdurchfahrt bei Gemeinderat mit Bürgermeister sowie bei vielen Bürgern“breit gemacht habe: „Man lässt Häuser ungenutzt leer stehen und verfallen. Somit wird unser Ortsbild zunehmend hässlich“.
Das hohe Verkehrsaufkommen tue dazu sein übriges. Von Seiten der Gemeindeführung wurde die versprochene Verkehrszählung mit Befragung der Bevölkerung wiederum verschoben, kritisiert Josef Ritter: „Bezeichnenderweise auf einen Zeitraum nach den Gemeinderatswahlen“. Hinzu komme, dass das Engagement bezüglich einer Umgehungsstraße „sichtbar eingestellt“worden sei.
Zu einer guten Dorfentwicklung gehört zweifellos eine Gastwirtschaft, aber auch ein lebenswertes und sicheres Umfeld, sagt Josef Ritter: „Dafür wird zu wenig getan.“