Die Kritik an Israel
Zum Leitartikel „Israel – der Paria der Weltgemeinschaft“von Rudi Wais vom 26. März:
Der Leitartikel mag gut gemeint sein, aber er ist kontraproduktiv. Wenn nämlich die logisch klare Grenzlinie zwischen legitimer Israel-Kritik und unzulässigem Antisemitismus verwischt wird, wächst die Gefahr, dass antijüdische Ressentiments bedient werden und zu „neuem Antisemitismus“führen. Herr Wais beklagt, dass die UN die Politik Israels, der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“, im vergangenen Jahr in 21 Resolutionen verurteilt haben, wogegen die „notorischen Menschenrechtsverletzer“ Kim, Assad und Chamenei nur gerügt worden seien. In diesem einen Satz sind gleich mehrere Fehler enthalten. Zum einen verkennt der Kommentator, dass die von ihm benannten notorischen Verbrecher im Gegensatz zu Israel keine fremden Landesteile besetzt und annektiert haben. Genau das sind aber die Ansatzpunkte für die Verurteilung Israels durch die UN. Er verschweigt auch, dass diese Verurteilungen sogar von der israelischen Schutzmacht USA mitgetragen worden sind; andernfalls wäre es nicht zu besagten 21 Resolutionen gekommen. Und schließlich führt der Hinweis auf die einzige Demokratie im Nahen Osten auf eine falsche Fährte. Der Begriff Demokratie darf nicht verwechselt werden mit dem Begriff Rechtsstaat. Allein die jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen gegenüber den palästinensischen Menschen und die völkerrechtswidrigen Siedlungsbauten auf fremdem Gebiet lassen zweifeln, dass Israel die Kriterien eines Rechtsstaates erfüllt.
Peter Vonnahme, Kaufering