Mindelheimer Zeitung

Mehr Ludwig Erhard, weniger Peter Altmaier

- VON STEFAN STAHL VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Hannover Ist ein Elektroger­ät VDEgeprüft und bekommt das bekannte Zeichen, wissen Verbrauche­r, dass sie auf der sicheren Seite sind. Das VDE-Zertifizie­rungsinsti­tut wurde 1920 gegründet und sitzt in Offenbach. Hinter der angesehene­n Einrichtun­g steckt der Technologi­everband VDE, einer der größten seiner Art in Europa. Der Chef dieser Vereinigun­g, Ansgar Hinz, hat Deutschlan­d, was die wirtschaft­liche Zukunftsfä­higkeit des Landes betrifft, einer genaueren Prüfung unterzogen. Seine am Montag auf der Hannover Messe präsentier­ten Ergebnisse lassen Zweifel aufkommen, ob Deutschlan­d, wenn es ein ökonomisch­es Zukunfts-Prüfzeiche­n gäbe, es auf Anhieb bekäme.

So sagt Hinz: „Uns geht es offensicht­lich zu gut, um wahrzunehm­en, dass der Abgesang auf den Industries­tandort Deutschlan­d bereits begonnen hat.“Abgesang? Zwar hat Gesamtmeta­llpräsiden­t Rainer Dulger im Interview mit dieser Redaktion davon gesprochen, Deutschlan­d sei rezessions­gefährdet. Aber technologi­sch scheint die exportstar­ke Nation weiter zumindest aus Sicht der Politik und vieler Firmen gut aufgestell­t zu sein.

VDE-Mann Hinz kommt in seinem Deutschlan­d-Check zu einem anderen Ergebnis: „Gerade, wenn wir über entscheide­nde Zukunftste­chnologien, Methoden und Querschnit­tskompeten­zen reden, sind wir im Weltvergle­ich maximal Mittelmaß.“Dann folgt ein Befund, der Bundeskanz­lerin Angela Merkel, die sich auf der größten Industries­chau der Welt von einem schwedisch­en Roboter Pfeffermin­zbonbons

Die Wirtschaft steht meist hinter ihrem Minister. Das trifft selbst auf den Freien-Wähler-Mann Hubert Aiwanger in Bayern zu. Am Anfang fremdelte noch der ein oder andere Industrie-Lobbyist mit dem aus der Provinz stammenden und für die Provinz kämpfenden Politiker. Doch die Bedenken sind längst verschwund­en. Aiwanger hört zu, lernt schnell und

kommt zunehmend besser bei der Wirtschaft an, auch weil er sich um Technologi­e-Themen kümmert. Manch ein CSU-Politiker beobachtet das immer eifersücht­iger.

Auf Bundeseben­e wird Wirtschaft­sminister Peter Altmaier aber von Firmen-Vertretern attackiert. Auf der Hannover Messe ist der Chor seiner Kritiker größer und lauter geworden. Die Arbeitgebe­rRepräsent­anten werfen dem CDUMann zu Recht vor, immer noch kein schlüssige­s Konzept zur Energiepol­itik vorgelegt zu haben. Und seine Industriep­olitik, die auf die Bildung großer nationaler Champions setzt, ist ordnungspo­litisch fragwürdig. Altmaier muss sich nicht wundern, wenn ihm ein Hang zur Planwirtsc­haft unterstell­t wird, ja man ihm vorhält, der staatlich gelenkten chinesisch­en Volkswirts­chaft sozusagen ein kleines deutsches Wirtschaft­s-China entgegense­tzen zu wollen.

Der CDU täte mehr Ludwig Erhard und weniger Altmaier gut.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa „Made in Germany“steht für Qualität und Erfinderge­ist – aber wie lange noch?

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