Mehr Ludwig Erhard, weniger Peter Altmaier
Hannover Ist ein Elektrogerät VDEgeprüft und bekommt das bekannte Zeichen, wissen Verbraucher, dass sie auf der sicheren Seite sind. Das VDE-Zertifizierungsinstitut wurde 1920 gegründet und sitzt in Offenbach. Hinter der angesehenen Einrichtung steckt der Technologieverband VDE, einer der größten seiner Art in Europa. Der Chef dieser Vereinigung, Ansgar Hinz, hat Deutschland, was die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Landes betrifft, einer genaueren Prüfung unterzogen. Seine am Montag auf der Hannover Messe präsentierten Ergebnisse lassen Zweifel aufkommen, ob Deutschland, wenn es ein ökonomisches Zukunfts-Prüfzeichen gäbe, es auf Anhieb bekäme.
So sagt Hinz: „Uns geht es offensichtlich zu gut, um wahrzunehmen, dass der Abgesang auf den Industriestandort Deutschland bereits begonnen hat.“Abgesang? Zwar hat Gesamtmetallpräsident Rainer Dulger im Interview mit dieser Redaktion davon gesprochen, Deutschland sei rezessionsgefährdet. Aber technologisch scheint die exportstarke Nation weiter zumindest aus Sicht der Politik und vieler Firmen gut aufgestellt zu sein.
VDE-Mann Hinz kommt in seinem Deutschland-Check zu einem anderen Ergebnis: „Gerade, wenn wir über entscheidende Zukunftstechnologien, Methoden und Querschnittskompetenzen reden, sind wir im Weltvergleich maximal Mittelmaß.“Dann folgt ein Befund, der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich auf der größten Industrieschau der Welt von einem schwedischen Roboter Pfefferminzbonbons
Die Wirtschaft steht meist hinter ihrem Minister. Das trifft selbst auf den Freien-Wähler-Mann Hubert Aiwanger in Bayern zu. Am Anfang fremdelte noch der ein oder andere Industrie-Lobbyist mit dem aus der Provinz stammenden und für die Provinz kämpfenden Politiker. Doch die Bedenken sind längst verschwunden. Aiwanger hört zu, lernt schnell und
kommt zunehmend besser bei der Wirtschaft an, auch weil er sich um Technologie-Themen kümmert. Manch ein CSU-Politiker beobachtet das immer eifersüchtiger.
Auf Bundesebene wird Wirtschaftsminister Peter Altmaier aber von Firmen-Vertretern attackiert. Auf der Hannover Messe ist der Chor seiner Kritiker größer und lauter geworden. Die ArbeitgeberRepräsentanten werfen dem CDUMann zu Recht vor, immer noch kein schlüssiges Konzept zur Energiepolitik vorgelegt zu haben. Und seine Industriepolitik, die auf die Bildung großer nationaler Champions setzt, ist ordnungspolitisch fragwürdig. Altmaier muss sich nicht wundern, wenn ihm ein Hang zur Planwirtschaft unterstellt wird, ja man ihm vorhält, der staatlich gelenkten chinesischen Volkswirtschaft sozusagen ein kleines deutsches Wirtschafts-China entgegensetzen zu wollen.
Der CDU täte mehr Ludwig Erhard und weniger Altmaier gut.