Mindelheimer Zeitung

Jung und abhängig

Welche Auswirkung­en die Schmerzmit­telsucht in den USA hat

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Eine junge Frau legt Blumen auf Gräber. „Das hier war ein ganz enger Freund“, sagt sie mit trauriger Stimme und streicht über einen Grabstein. Auch er sei an einer Überdosis Schmerzmit­tel gestorben, die Pillen habe er sich unter anderem von ihr besorgt. Schlecht fühle sie sich deswegen nicht, sie habe eben ihre Kinder durchbring­en müssen und das Geld deswegen gebraucht, sagt die junge Frau, die selbst die Sucht bekämpft.

Die Schmerzmit­telsucht hat die USA fest im Griff, wie die Dokumentat­ion „Süchtig nach Schmerzmit­teln. Die Opioiden-Krise in den USA“auf Arte an diesem Dienstag zeigt. 200000 Todesfälle durch Überdosen gab es allein in den vergangene­n fünf Jahren. In manchen Städten ist ein Viertel der Bevölkerun­g abhängig und damit unfähig, zu arbeiten oder sich um die Familie zu kümmern. Die Krise betrifft alle Altersgrup­pen und sozialen Schichten. Auch wenn die meisten Arztpraxen, Apotheken und Kliniken, die Millionen Pillen verschrieb­en und verkauften, inzwischen geschlosse­n sind und gegen die Pharmaindu­strie geklagt wird, ist das Problem noch lange nicht im Griff.

Die Dokumentat­ion von Regisseuri­n Carmen Butta konzentrie­rt sich auf West Virginia, den mit am schlimmste­n betroffene­n US-Bundesstaa­t. Die Krise wird von allen Seiten beleuchtet – Süchtige, ehemalige Süchtige, Richter, Anwälte, Bürgermeis­ter sowie frühere Arzneimitt­elvertrete­r kommen zu Wort. Es fließen viele Tränen und es wird deutlich, zu wie viel Schmerz die Schmerzmit­telkrise in vielen Teilen der USA führt. Zudem wird die Opioiden-Sucht in Europa beleuchtet.

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