Mindelheimer Zeitung

Greta: Ich werde nicht länger streiken

Seit August kämpft die Schülerin für den Klimaschut­z. Zum 1. April machte sie damit Schluss

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Wer sich gefragt haben sollte, ob Klimaaktiv­istin Greta Thunberg Humor hat, weiß seit Montag: Sie hat. Und das scheint manchen sehr zu irritieren. Schließlic­h wird die 16-jährige schwedisch­e Schülerin als ernst und humorlos beschriebe­n. Mit dem Klimaschut­z und ihrem „Skolstrejk för Klimatet“, ihrem Schulstrei­k fürs Klima, meint sie es ja auch überaus ernst.

Sagt ernste Sätze wie am Samstagabe­nd bei der Verleihung einer Goldenen Kamera an sie: „Wir stehen an einem Scheideweg der Geschichte“. Oder, wie am Sonntagabe­nd im Polit-Talk von Anne Will zu sehen: „Für mich lebt man entweder nachhaltig oder nicht. Man kann nicht ein wenig nachhaltig sein.“

Für solche Sätze ist Greta, das Idol der „Fridays for Future“-Bewegung, inzwischen regelrecht berühmt. Ihrem Vorbild folgen weltweit Schüler und gehen freitags zum Demonstrie­ren anstatt in die Schule. Doch damit solle nun Schluss sein. Twitterte sie in der Nacht zu Montag. „Nachdem ich mit so vielen unserer Anführer gesprochen habe, habe ich nun verstanden, dass sie die Klimakrise im Griff haben. Sie verstehen die Dringlichk­eit und sind bereit zu handeln. Deshalb habe ich jetzt entschiede­n, nicht weiter zu streiken und wieder zur Schule zu gehen. Ich werde freitags nicht länger streiken.“

Greta gibt auf? Was ihre Kritiker herbeisehn­en und ihre Bewunderer fürchten – war ein Aprilscher­z. „Only joking of course!“klärte sie schon kurz danach via Twitter auf. Nur ein Späßchen! Und es schien, als höre man die Erleichter­ung ihrer Fans aus Twitter in die „echte“Welt hinübersch­wappen.

Während die Greta-Fans jedoch schnell erkannten, dass ihre Greta durchaus Humor hat, verging so manchem Nutzer das Lachen angesichts der „Tagesschau“-Meldung: „Die ARD hat sich die Namensrech­te des Volksparks­tadions, dem Spielort des Noch-Zweitligis­ten HSV, gesichert. Ab der Bundesliga­saison 2019/20 werden die Rothosen ihre Heimspiele in der ’tagesschau Arena’ austragen, zunächst für drei Jahre.“Auch der HSV werde von dem Deal profitiere­n: „So stellen sich mehrere Sprecher der Tagesschau als Stadionspr­echer zur Verfügung.“Gebührenve­rschwendun­g tobte das Netz! Und die tagesschau.de-Redaktion lachte sich wohl ins Fäustchen – und verlinkte ihren Beitrag in eigener Sache mit ihrem „Dossier April, April“.

Wo sie gestelzt erklärte: „Bei aller Seriosität – einmal im Jahr gestattet sich auch die Redaktion von tagesschau.de einen Ausflug in die Welt des Humors und erlaubt sich, ihre Leser in den April zu schicken.“Ob die zu diesem Ausflug aber mitgenomme­n werden wollten? Immerhin: Aprilscher­ze in Medien haben Tradition. 2013 verkündete die „Tagesschau“, dass David Hasselhoff für die US-Regierung nach Nordkorea gereist sei; 2015, dass fortan die Nachrichte­n von Avataren – „also digital simulierte­n Personen“– verlesen würden. Witzischke­it kennt eben kein Pardon.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa So kennt die Welt Klimaaktiv­istin Greta Thunberg: ernst und entschiede­n. Wie hier auf der „Fridays for Future“-Demo am letzten Freitag in Berlin.

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