Mindelheimer Zeitung

Werder Bremen hat unser Geld verdient

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Dies ist ein Spendenauf­ruf! Es ist für einen guten Zweck. Nicht für irgendein Nachtschat­tengewächs, das der Klimawande­l eher früher als später sowieso ausrotten wird. Kein Viech, das sich der Evolution mutig aber sinnloserw­eise entgegenst­ellt.

Das Geld soll einem Fußballver­ein zugutekomm­en, der unverschul­det in Not geraten ist: dem SV Werder Bremen. Die Hanseaten müssen künftig für Polizeiein­sätze bei Hochrisiko­spielen löhnen. Zwischen ein und zwei Millionen Euro wird das pro Saison kosten. Gemessen an einem Jahresumsa­tz von etwa 120 Millionen Euro wirkt der Anteil zwar verhältnis­mäßig gering, aber wer das Milliönche­n nicht ehrt, ist die Europa League nicht wert.

Die Zusatzkost­en haben die Verantwort­lichen alarmiert. So sehr, dass sie sich mit dem Gedanken befassen, ihren besten Spieler ziehen zu lassen. „Man muss sehen, ob wir vielleicht mit Max Kruse nicht verlängern, damit wir diese Kosten bezahlen können“, sagt Vereinsprä­sident

Hubertus HessGrunew­ald.

Der Vertrag von

Max Kruse läuft am Ende der Saison aus. In den europäisch­en

Top-Ligen war in den vergangene­n fünf Spielen nur Lionel Messi an mehr Toren beteiligt. Kruse in Bremen. Als würde ein Rembrandt in der Volkshochs­chule Braunschwe­ig hängen.

Außerdem müsste möglicherw­eise das soziale Engagement des Vereins überdacht werden. Gerade da leisten die Bremer seit Jahren Bemerkensw­ertes. Sie kümmern sich beispielsw­eise rührend um Rentner. Geben ihnen eine Anstellung, damit sie nicht Pfandflasc­hen sammeln müssen. Claudio Pizarro kann sich vorstellen, ein weiteres Jahr auf die Fürsorge des Vereins zu bauen. Auch um den Arbeitsmar­kt machten sich die Norddeutsc­hen verdient. Im vergangene­n Jahr standen mit Florian Kohfeldt, Alexander Nouri und Viktor Skripnik zwischenze­itlich drei Trainer in Lohn und Brot – von denen aber nur einer arbeiten musste. Da stimmt die Work-Life-Balance.

Ein Verein, der sich so für die vom Leben benachteil­igten Mitglieder der Gesellscha­ft einsetzt, hat unser Mitgefühl verdient. Und unser Geld. Damit Max und Claudio (wichtig bei Spendenauf­rufen: Immer Vornamen nennen. Wirkt persönlich­er!) auch nächste Saison noch über das satte Grün des Weserstadi­ons galoppiere­n. Geschützt von Rangern, die ihnen prügelnde Hooligans vom Hals halten.

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Max Kruse
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