Lernen zu lernen – mit WhatsApp
Benjamin Hadrigan ist Schüler und Autor. Das Buch zeigt, wie Schüler das Smartphone effektiv nutzen
Augsburg Die Schule weckte bei Benjamin Hadrigan lange Zeit keine guten Gefühle. „Bei mir wurde Legasthenie und ADHS diagnostiziert, meine Noten waren miserabel, Schule hat mich einfach nicht interessiert.“Irgendwann habe er festgestellt, sagt Hadrigan, dass Lehrer und Mitschüler von seinen Noten auf seinen Charakter und seine Intelligenz schlossen. Da wollte er es allen zeigen – er begann zu lernen. Heute fragt sich der 17-Jährige, wie man die Jugend mit Mitteln der Vergangenheit für die Zukunft rüsten kann. Als Nachhilfelehrer und Unternehmer erlebt der Wiener jeden Tag, wie unzureichend Schüler aus seiner Sicht auf ihr Berufsleben vorbereitet werden. Und das fange beim Lernen an, erklärt er. Seit zwei Jahren studiert er bereits, obwohl er erst 2020 seine Matura, das österreichische Abitur, macht. Neben der Schule hat er ein Modeunternehmen gegründet. Und er gibt Nachhilfe. „Ich unterrichte kein Fach, sondern bringe den Schülern das Lernen bei – darauf kommt es in Schule und Beruf an.“Sein Lernweg begann mit dem klassischen Karteikartensystem, die Noten verbesserten sich rasch. „Ich habe immer wieder Karteikarten verloren, also fotografierte ich sie ab“, sagt er.
Irgendwann, er müsse etwa elf Jahre alt gewesen sein, sagt Hadrigan, sei ihm die Idee für das Lernen mit sozialen Medien gekommen. Schüler seien heutzutage voll digital, da brauche es keinen Beamer oder ein Whiteboard. „Mit dem Smartphone kann ein Schüler für die Schule alles erarbeiten.“Laut ihm müssen Lehrer den effektiven und professionellen Umgang mit Smartphones erlernen – und Schüler etwas völlig anderes: „Man sollte Schülern zu Beginn ihrer Schulzeit erst einmal beibringen, wie sie richtig lernen.“
Er selbst sei Nachhilfelehrer, seitdem er etwa 13 Jahre alt ist, sagt Hadrigan. Und nun hat er sein eigenes Buch geschrieben – #Lernsieg. Erfolgreich lernen mit Snapchat, Instagram und WhatsApp heißt es und fasst die über etliche Schuljahre gemachten Erfahrungen des 17-jährigen Autors zusammen. Als Nachhilfelehrer habe er soziale Medien genutzt, um seinen Schülern Lernstrategien beizubringen und sich jede Menge Lerntheorie angelesen. „Wenn Eltern hören, was ihre Kinder bei mir lernen, sind sie erst einskeptisch. Aber der Erfolg der Kinder gibt mir recht“, sagt Hadrigan.
Um viel mehr Schüler zu erreichen, habe er dieses Buch geschrieben. Das Werk ist klar strukturiert Symbolfoto: Julian Stratenschulte und einfach geschrieben. Der 17-Jährige arbeitet mit Schaubildern und Motivationstechniken. Zwischen einzelnen Abschnitten streut der Autor immer wieder Snapchat- oder WhatsApp-Nachmal richten seiner Nachhilfeschüler ein, die sich für die erfolgreiche Hilfe bedanken. Es gibt Terminlisten und Wochenpläne zum Ausschneiden, denn eines betont Benjamin Hadrigan vorneweg: Wer nicht diszipliniert und konsequent lernt, dem hilft auch die ausgefeilteste Lerntechnik nichts.
Ehe der Autor erklärt, wie Schüler mit sozialen Medien zum Lernerfolg gelangen können, versucht er
Mit Instagram und Co. lässt es sich strukturiert lernen
seinen Lesern zu vermitteln, wie sie denn lernen sollen. Denn Hadrigan geht von verschiedenen Lerntypen aus. Der eine lerne besser, indem er etwas hört, ein anderer müsse etwas sehen, um es zu verstehen. Ein Dritter brauche Bewegung während des Lernens, schreibt der Wiener. Das entspricht populärwissenschaftlichen Standards von Lern-Ratgebern, nicht aber wissenschaftlicher Lernpsychologie. Und dennoch erfüllen diese Kategorisierungen ihren Zweck: Hat der Leser sich in eine Rubrik eingeordnet, kann er im nächsten Abschnitt Hadrigans Empfehlungen für seinen Lerntyp folgen. Denn der 17-Jährige rät je nach Lerntyp zu einem anderen Umgang mit den sozialen Medien als Lernplattform. Somit helfen die Klassifikationen dem Leser beim Erkenntnisgewinn.
Auch wenn die Einteilung in Lerntypen wissenschaftlich stark angezweifelt wird, hat doch jeder Mensch seine eigenen Vorlieben, wie er neuen Stoff verarbeitet. „Das Buch ist praktisch geschrieben und orientiert sich an der Praxis“, erklärt der Autor. „Ob daraus ein pädagogisches Konzept entstehen kann, müssen andere entscheiden.“Seine Erläuterungen zu dem erfolgreichen Lernen mit sozialen Medien sind schlüssig. Hadrigan zeigt mit seinen Instrumenten, welche vielfältigen Möglichkeiten in sozialen Medien stecken, strukturiert und nachhaltig lernen zu können. Und dabei nicht den Spaß an der Sache zu verlieren. Da wundert es nicht, dass der 17-Jährige nach eigener Aussage vom österreichischen Schulleiterkongress angefragt wurde, 2020 als Vortragsredner aufzutreten.
O#Lernsieg. Erfolgreich lernen mit Snapchat, Instagram und WhatsApp ist am 23. März im edition a-Verlag erschienen. Die rund 200 Seiten kosten 20 Euro.