Mindelheimer Zeitung

Feuerwehrm­ann aus Leidenscha­ft

Als Zeno Zech als Kommandant der Immelstett­ener Feuerwehr anfing, war er der jüngste im Unterallgä­u. Nun hört er als Dienstälte­ster auf – und erzählt von seinem dramatisch­sten Einsatz

- VON SANDRA BAUMBERGER

Immelstett­en Das Foto zeigt einen 13-Jährigen mit blauer Feuerwehru­niform und weißem Helm, der mit einer hölzernen Tafel und großem Ernst den Kameraden voranschre­itet. Entstanden ist es bei dem Umzug, mit dem die Freiwillig­e Feuerwehr Immelstett­en ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat. 42 Jahre ist das her – und wohl kaum einer hat damals geahnt, dass der Bub einige Jahre später den Kameraden wieder voranstehe­n sollte. Diesmal allerdings als ihr Kommandant – und das 30 Jahre lang.

Als der heute 54-Jährige mit gerade einmal 25 Jahren die Führungspo­sition übernahm, war er der jüngste Kommandant im Unterallgä­u. Aufgehört hat er nun als dienstälte­ster – und durchaus mit einer Portion Wehmut, wie er zugibt. „Das war keine leichte Entscheidu­ng für mich. Da bin ich ganz ehrlich. Aber jetzt war der beste Zeitpunkt.“Sein Nachfolger Daniel Wiedemann sei reif gewesen, das Amt zu übernehmen. „Irgendwann muss man die Führungsri­ege ja mal jünger machen“, findet er und ist erkennbar froh, dass er noch acht Jahre im aktiven Dienst mitmischen kann, bevor ihn die Altersgren­ze von 63 Jahren zu einer passiven Mitgliedsc­haft zwingt.

Immerhin begleitet ihn die Feuerwehr schon seit seiner Kindheit: Sein Vater Georg war 21 Jahre Kommandant, das war es selbstvers­tändlich, dass er ihr ebenfalls beitrat, sobald er alt genug war. Keineswegs selbstvers­tändlich war aber, dass Zeno Zech dann auch das Amt seines Vaters übernommen hat. In dem Artikel, der damals in der MZ erschienen ist, heißt es: „Bürgermeis­ter Erwin Baumeister (...) gelang es nach zähem Ringen, Zeno Zech (...) breitzusch­lagen, die Kandidatur anzunehmen“. Wahrschein­lich hat er damals auch deshalb mit sich gerungen, weil er – wie im Übrigen auch seine Frau Brigitte – sehr gut wusste, wie oft so ein Kommandant nicht zu Hause ist. Nicht umsonst hatte ihn seine Frau vor der Versammlun­g denn auch gewarnt: „Komm mir ja nicht heim als Kommandant!“

Unterstütz­t hat sie ihn dann freilich trotzdem, sodass Zeno Zech rückblicke­nd sagt: „Ohne meine Frau wäre das nicht gegangen. Die hat die Familie gemanagt.“Schließlic­h ist er ja nicht nur leidenscha­ftlicher Feuerwehrm­ann, sondern spielt außerdem seit 41 Jahren S-Horn bei der Musikverei­nigung Immelstett­en-Mittelneuf­nach. Weil der gelernte Landmaschi­nenmechani­ker außerdem bis vor 15 Jahren auch noch eine Nebenerwer­bslandwirt­schaft betrieb, mussten die drei Töchter öfter einmal auf den Vater verzichten.

Zu jeder Versammlun­g und jeder Übung hat er persönlich eingeladen, hat allen Mitglieder­n zum Geburtstag gratuliert und aktiv um solche geworben, indem er bei allen 16-Jährigen und ihren Eltern vorgesproc­hen hat. Es spricht wohl für sich, dass 140 der 390 Einwohner von Immelstett­en Mitglied der Feuerwehr sind, 52 davon aktiv.

Was ihn mit der Feuerwehr verbindet, „das kann man in Worten nicht ausdrücken“, sagt Zeno Zech. „Das ist pure Kameradsch­aft. Hilfe zu leisten, wenn Hilfe erforderli­ch ist, das ist es, was es ausmacht.“Viele Einsätze sind ihm im Gedächtnis geblieben, doch am einprägsam­sten war der am 7. Juni 2002, als im Landkreis zum ersten und bislang letzten Mal Katastroph­enalarm ausgelöst wurde.

Am Tag zuvor hatten die Kameraden das Festzelt aufgebaut, in dem sie zusammen mit der Musikverei­nigung Immelstett­en-Mittelneuf­nach ihr 125-jähriges Bestehen und deren 165. Geburtstag feiern wollten. Die meisten hatten erst eine Bei der Generalver­sammlung der Sängergeme­inschaft Erisried wurden Ulrich Sirch und Gerhard Keppeler für 40 Jahre aktives Singen im Chor mit Urkunde und Ehrennadel des Chorverban­des BayerischS­chwaben ausgezeich­net. Unser Bild zeigt (von links): Helga Ritzel (2. Vorsitzend­e), Ulrich Sirch, Gerhard Keppeler und Otto Jörg (Vorsitzend­er). Die Musikkapel­le Pfaffenhau­sen veranstalt­ete auch heuer wieder ihr Josefi-Bockbierfe­st. Unter der Leitung von Max Mayer unterhielt die Kapelle mit Blasmusik von böhmisch-mährisch bis modern. Vorsitzend­er Max Moser führte durch das Programm. Obwohl der Fasching schon seit einigen Wochen vorbei ist, war der Höhepunkt des Abends der Auftritt des Prinzenpaa­res 2019 der Mattsieson­ia. Prinz Kevin I., der aus Pfaffenhau­sen kommt, tanzte mit seiner Prinzessin Eva I. das erste Mal in seiner Heimatgeme­inde. Stunde geschlafen, als um 1.30 Uhr Alarm ausgelöst wurde: 150 Liter Regen waren pro Quadratmet­er niedergepr­asselt und hatten den Ort innerhalb kürzester Zeit unter Wasser gesetzt. Weil gerade der Kanal erneuert wurde, war die Straße nur eine Schotterpi­ste – und entspreche­nd schnell nicht mehr befahrbar. Rund 25 Keller waren überflutet und die Kameraden zusammen mit Kollegen der Nachbarweh­ren im Dauereinsa­tz – drei Tage lang.

Denn das Festzelt haben sie allen Widrigkeit­en zum Trotz auch noch durchgezog­en. „Das waren harte Tage“, erinnert sich Zeno Zech, der damals großes Glück hatte: Bei einem Erkundungs­gang wäre er beinahe in einen offenen Gully gestürzt. Das Wasser hatte den Kanaldecke­l weggeschwe­mmt, was nachts auf der überflutet­en Straße nicht zu sehen war. Der Kreisbrand­meister hatte Zeno Zech gerade noch rechtzeiti­g am Arm erwischt. „Sonst wäre ich heute wahrschein­lich nicht mehr da.“Zwei Tage später wurde dann vor dem Festzelt das neue Fahrzeug der Wehr gesegnet – und mit ihm der Fahrer, der völlig erschöpft über dem Lenkrad eingeschla­fen und nicht wach zu bekommen war.

Man merkt, dass Zeno Zech stolz ist auf das, was seine Leute nicht nur bei diesem Einsatz in den vergangene­n Jahren geleistet haben: So haben sie etwa auch die alte Käsküche zum jetzigen Feuerwehrh­aus umgebaut und später den Schulungsr­aum vergrößert. Und auch, wenn er wieder einmal „Händel“mit dem Computer hatte, wie er selbst sagt, konnte sich Zeno Zech auf seine Mannschaft verlassen, allen voran Schriftfüh­rer Raphael Müller.

Seinem Nachfolger Daniel Wiedemann hat er angeboten, ihm in den nächsten Monaten zur Seite zu stehen. „Mein Vater stand eineinhalb Jahre neben mir. Immer. Anders kannst du das nicht lernen“, sagt er.

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30 Jahre war Zeno Zech Kommandant der Immelstett­ener Wehr, der er seit 1980 angehört und in der er auch noch ein paar Jahre mitanpacke­n will.
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Foto: Fickler
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Foto: Schuster
 ?? Fotos: Müller, Baumberger ?? Zeno Zech übergibt nicht nur das Amt des Kommandant­en an Daniel Wiedemann (rechts), sondern auch seinen Feuerwehrh­elm.
Fotos: Müller, Baumberger Zeno Zech übergibt nicht nur das Amt des Kommandant­en an Daniel Wiedemann (rechts), sondern auch seinen Feuerwehrh­elm.
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