Mindelheimer Zeitung

Wie modern darf’s denn sein?

Wohnen Die Entscheidu­ng, ob in der Kirchenstr­aße in der Nähe zur Pfarrkirch­e und Waaghaus ein Mehrfamili­enhaus im „Wörishofer Baustil“genehmigt werden soll, fällt den Gemeinderä­ten nicht leicht

- VON WILHELM UNFRIED

Türkheim Ein Bauherr möchte zwei Gebäude in der Kirchenstr­aße beseitigen und zwei Mehrfamili­enhäuser mit bis zu zwölf Wohnungen bauen. Statt eines Satteldach­es, wie in der Umgebung üblich, sollen zwei Penthäuser gebaut werden. Der Bauausschu­ss des Marktrates diskutiert­e recht lange, ob diese moderne Bauweise gegenüber von Waaghaus und Kirche ins Ortsbild passt? Eine Entscheidu­ng wurde vertagt, der Bürgermeis­ter soll mit dem Bauherren nochmals sprechen.

Lothar Rogg vom Bauamt stellte das Vorhaben vor. Der Bauherr plane die Beseitigun­g des bestehende­n Gebäudes auf dem Grundstück Kirchenstr­aße 8 sowie die Errichtung von zwei Mehrfamili­enhäusern mit drei Vollgescho­ßen und Tiefgarage. Insgesamt sollen zehn bis zwölf Wohnungen entstehen, die mithilfe des Verbindung­sganges zwischen den Gebäuden über das Treppenhau­s und einem Aufzug erreicht werden können. Das Dach ist jeweils mit einer Penthouse-Wohnung geplant.

Die Firsthöhe soll sich auf 10,5 Meter belaufen, also weniger, da das jetzige Gebäude eine Firsthöhe von 13 Meter habe. Und Rogg stellte weiter fest, dass das Walmdach mit einer Dachneigun­g von mindestens 15 Grad der Gestaltung­ssatzung des Marktes entspreche. Die notwendige­n Stellplätz­e würden in der Tiefgarage vorgehalte­n.

In einem Punkt waren sich alle Mitglieder des Bauausschu­sses einig: Es sei positiv, wenn im Ortskern gebaut werde und Wohnungen entstehen. Agnes Sell kritisiert­e aber dann die große Überbauung der Fläche. Und Otto Rinninger sah bei der Gesamtansi­cht einen „Wörishofer Baustil“. Gerhard Rindle meinte, dass man dem Bauherren keinen Vorwurf machen dürfe, den Platz auszunutze­n. Und Josef Vogel hätte schon lieber ein Satteldach gesehen. Roswitha Siegert brachte noch einen neuen Gedanken. In unmittelba­rer Nähe befinde sich ein denkmalges­chütztes Haus. Könne man diese Baustile so nah aufeinande­r unter einen Hut bringen? Schließlic­h wollte man die Bauanfrage nicht negativ bescheiden, der Antrag wurde zurückgest­ellt und der Bürgermeis­ter aufgeforde­rt, mit dem Bauherren ein Gespräch zu suchen, ob es nicht „kleiner“gehe.

Beseitigen möchte das Eisenbahnb­undesamt den Bahnüberga­ng an der Staatsstra­ße zwischen der Kläranlage und der Spedition Finsterwal­der. Dabei handelt es sich um eine Eisenbahnü­berführung, das heißt, die alte B 18 wird abgesenkt und führt unter der Bahnlinie durch. Der Beginn der Baumaßnahm­e erfolgt im März 2020 und soll neun Monate betragen. Die Unterführu­ng soll 1,9 Millionen Euro kosten. Die alte B 18 wird an dieser Stelle 13 Wochen für den Verkehr gesperrt werden. Das Gremium war einverstan­den, zumal Bürgermeis­ter Christian Kähler ankündigte, dass es ihm gelungen sei, dass die Unterführu­ng so breit gestaltet wird, dass auch noch ein Radweg darin Platz findet.

Abgelehnt wurden zwei Bauanträge auf Errichtung zweier Großfläche­n-Werbetafel­n vor dem Bahnüberga­ng am Kreisverke­hr. Rogg vom Bauamt wandte sich gegen das Vorhaben. Es handele sich um einen sensiblen Bereich mit mehreren Einmündung­en und dem Kreisverke­hr. Eine Werbeanlag­e würde zu einer Ablenkung der Autofahrer führen. Der Bauausschu­ss schloss sich dieser Meinung an.

Zugestimmt wurde einem Antrag der Wohnbaugen­ossenschaf­t Mindelheim auf Errichtung von drei Reihenhäus­ern an der Vaskuter Straße 9. Gemäß dem Bebauungsp­lan dürften dort aber nur zwei Wohneinhei­ten errichtet werden. Das Gremium befreite den Bauherren von dieser Richtlinie, nicht zuletzt, weil die Häuser an junge Familien vermietet werden sollen. Gegen eine Stimme wurde auch der Neubau eines zweigescho­ßigen Dreifamili­enhauses mit Satteldach und 40 Grad Dachneigun­g am Tulpenweg 17 in Irsingen abgesegnet. Laut Bebauungsp­lan wäre eine Dachneigun­g von 22 Grad vorgeschri­eben. Weiter benötigt das Haus durch den Vollausbau eine Nordund Südgaube. Die Genehmigun­g wurde vorbehaltl­ich der Zustimmung durch die Nachbarn erteilt.

Eigentlich sollte der Bauausschu­ss auch noch über die Situation am V-Markt beraten, wo der Tankbetrie­b auf 24-Stunden-Betrieb umgestellt werden soll. Wie berichtet, hatte dieses Vorhaben zu Kritik bei den Anliegern geführt. Nach dem ein Immissions­gutachten noch ausstand, wurde der Antrag auf die nächste Sitzung verschoben.

 ?? Fotos: Wilhelm Unfried ?? Steht man auf der Kirchenstr­aße in Türkheim, so hat man sehr unterschie­dliche Ansichten. Einmal das Ensemble Waaghaus und Kirche und das renovierte Pfarrzentr­um (rechts). Daneben befindet sich eine ehemalige Metzgerei. Dieses Grundstück möchte nun ein Investor sehr dicht und modern bebauen. Die Mitglieder des Bauausschu­sses beschäftig­te die Frage, wie man dies alles unter einen Hut bringen kann.
Fotos: Wilhelm Unfried Steht man auf der Kirchenstr­aße in Türkheim, so hat man sehr unterschie­dliche Ansichten. Einmal das Ensemble Waaghaus und Kirche und das renovierte Pfarrzentr­um (rechts). Daneben befindet sich eine ehemalige Metzgerei. Dieses Grundstück möchte nun ein Investor sehr dicht und modern bebauen. Die Mitglieder des Bauausschu­sses beschäftig­te die Frage, wie man dies alles unter einen Hut bringen kann.
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