Wie modern darf’s denn sein?
Wohnen Die Entscheidung, ob in der Kirchenstraße in der Nähe zur Pfarrkirche und Waaghaus ein Mehrfamilienhaus im „Wörishofer Baustil“genehmigt werden soll, fällt den Gemeinderäten nicht leicht
Türkheim Ein Bauherr möchte zwei Gebäude in der Kirchenstraße beseitigen und zwei Mehrfamilienhäuser mit bis zu zwölf Wohnungen bauen. Statt eines Satteldaches, wie in der Umgebung üblich, sollen zwei Penthäuser gebaut werden. Der Bauausschuss des Marktrates diskutierte recht lange, ob diese moderne Bauweise gegenüber von Waaghaus und Kirche ins Ortsbild passt? Eine Entscheidung wurde vertagt, der Bürgermeister soll mit dem Bauherren nochmals sprechen.
Lothar Rogg vom Bauamt stellte das Vorhaben vor. Der Bauherr plane die Beseitigung des bestehenden Gebäudes auf dem Grundstück Kirchenstraße 8 sowie die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern mit drei Vollgeschoßen und Tiefgarage. Insgesamt sollen zehn bis zwölf Wohnungen entstehen, die mithilfe des Verbindungsganges zwischen den Gebäuden über das Treppenhaus und einem Aufzug erreicht werden können. Das Dach ist jeweils mit einer Penthouse-Wohnung geplant.
Die Firsthöhe soll sich auf 10,5 Meter belaufen, also weniger, da das jetzige Gebäude eine Firsthöhe von 13 Meter habe. Und Rogg stellte weiter fest, dass das Walmdach mit einer Dachneigung von mindestens 15 Grad der Gestaltungssatzung des Marktes entspreche. Die notwendigen Stellplätze würden in der Tiefgarage vorgehalten.
In einem Punkt waren sich alle Mitglieder des Bauausschusses einig: Es sei positiv, wenn im Ortskern gebaut werde und Wohnungen entstehen. Agnes Sell kritisierte aber dann die große Überbauung der Fläche. Und Otto Rinninger sah bei der Gesamtansicht einen „Wörishofer Baustil“. Gerhard Rindle meinte, dass man dem Bauherren keinen Vorwurf machen dürfe, den Platz auszunutzen. Und Josef Vogel hätte schon lieber ein Satteldach gesehen. Roswitha Siegert brachte noch einen neuen Gedanken. In unmittelbarer Nähe befinde sich ein denkmalgeschütztes Haus. Könne man diese Baustile so nah aufeinander unter einen Hut bringen? Schließlich wollte man die Bauanfrage nicht negativ bescheiden, der Antrag wurde zurückgestellt und der Bürgermeister aufgefordert, mit dem Bauherren ein Gespräch zu suchen, ob es nicht „kleiner“gehe.
Beseitigen möchte das Eisenbahnbundesamt den Bahnübergang an der Staatsstraße zwischen der Kläranlage und der Spedition Finsterwalder. Dabei handelt es sich um eine Eisenbahnüberführung, das heißt, die alte B 18 wird abgesenkt und führt unter der Bahnlinie durch. Der Beginn der Baumaßnahme erfolgt im März 2020 und soll neun Monate betragen. Die Unterführung soll 1,9 Millionen Euro kosten. Die alte B 18 wird an dieser Stelle 13 Wochen für den Verkehr gesperrt werden. Das Gremium war einverstanden, zumal Bürgermeister Christian Kähler ankündigte, dass es ihm gelungen sei, dass die Unterführung so breit gestaltet wird, dass auch noch ein Radweg darin Platz findet.
Abgelehnt wurden zwei Bauanträge auf Errichtung zweier Großflächen-Werbetafeln vor dem Bahnübergang am Kreisverkehr. Rogg vom Bauamt wandte sich gegen das Vorhaben. Es handele sich um einen sensiblen Bereich mit mehreren Einmündungen und dem Kreisverkehr. Eine Werbeanlage würde zu einer Ablenkung der Autofahrer führen. Der Bauausschuss schloss sich dieser Meinung an.
Zugestimmt wurde einem Antrag der Wohnbaugenossenschaft Mindelheim auf Errichtung von drei Reihenhäusern an der Vaskuter Straße 9. Gemäß dem Bebauungsplan dürften dort aber nur zwei Wohneinheiten errichtet werden. Das Gremium befreite den Bauherren von dieser Richtlinie, nicht zuletzt, weil die Häuser an junge Familien vermietet werden sollen. Gegen eine Stimme wurde auch der Neubau eines zweigeschoßigen Dreifamilienhauses mit Satteldach und 40 Grad Dachneigung am Tulpenweg 17 in Irsingen abgesegnet. Laut Bebauungsplan wäre eine Dachneigung von 22 Grad vorgeschrieben. Weiter benötigt das Haus durch den Vollausbau eine Nordund Südgaube. Die Genehmigung wurde vorbehaltlich der Zustimmung durch die Nachbarn erteilt.
Eigentlich sollte der Bauausschuss auch noch über die Situation am V-Markt beraten, wo der Tankbetrieb auf 24-Stunden-Betrieb umgestellt werden soll. Wie berichtet, hatte dieses Vorhaben zu Kritik bei den Anliegern geführt. Nach dem ein Immissionsgutachten noch ausstand, wurde der Antrag auf die nächste Sitzung verschoben.