Mindelheimer Zeitung

Bienen: Regierung beugt sich dem Volksbegeh­ren

Artenschut­z CSU und Freie Wähler nehmen Gesetzentw­urf an. Was die Bauern dazu sagen

- VON ULI BACHMEIER UND STEPHANIE SARTOR

München „Es ist fantastisc­h. Ich freu mich wie Schnitzel. Die Vernunft hat sich durchgeset­zt.“Agnes Becker, Vizechefin der ÖDP in Bayern und Initiatori­n des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen!“, konnte ihr Glück kaum fassen. Dass die Staatsregi­erung sich dem Druck beugt und den Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens komplett übernehmen will, hatte sich schon am Vormittag herumgespr­ochen. Und Becker fragte sicherheit­shalber noch einmal nach, ob das nicht doch ein Aprilscher­z sein könnte. War es nicht.

Am Nachmittag dann verkündete­n Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mit den Fraktionsc­hefs Thomas Kreuzer und Florian Streibl ihren Entschluss: Die Forderunge­n des Volksbegeh­rens sollen unveränder­t Gesetz werden. Das bedeutet: mehr Ökolandbau, mehr Schutz für Grünland und Streuobstw­iesen, weniger Einsatz von Pestiziden, verpflicht­ende Gewässerra­ndstreifen, mehr Biotope und strengere Regeln für die Grünlandbe­wirtschaft­ung.

Söder kündigte zudem an, das Volksbegeh­ren über Ausführung­sbestimmun­gen und Begleitges­etze zu verbessern und „ein großes Gesamtpake­t für mehr Artenschut­z und eine Stärkung der bäuerliche­n Landwirtsc­haft“zu schnüren. Die Landwirte sollen für ihre Leistungen Ausgleichs­zahlungen erhalten. Insbesonde­re Kommunen sollen verpflicht­et werden, sich zu beteiligen. „Wenn wir es machen, dann machen wir’s g’scheit“, sagte Söder. Er rechnet mit Kosten von 70 bis 75 Millionen Euro. Bayern setze Prioritäte­n im Artenschut­z, „die kein einziges Bundesland in Deutschlan­d weder rechtlich noch finanziell hat“.

Die Regierungs­fraktionen segneten diesen Plan ab – die CSU einstimmig, die Freien Wähler „mehrheitli­ch“. Dort hatte es, wie aus den Aussagen von Aiwanger und Streibl hervorging, größere Bedenken gegeben. Im Streit um das Volksbegeh­ren, so Streibl, seien Verletzung­en entstanden, „die man nicht einfach so wegwischen“könne. „Die Landwirte fühlen sich an den Pranger gestellt. Wir müssen sie aus dieser Sünderroll­e heraushole­n“, sagte Aiwanger und verglich das Volksbegeh­ren mit einem „Kartoffels­ack“, der jetzt zu einem „Arbeitsanz­ug umgeschnei­dert“werden müsse. Söder und CSU-Fraktionsc­hef Kreuzer rückten dieses Bild gleich wieder zurecht. Kreuzer versichert­e: „Wir werden die Dinge mit allem Ernst angehen. Das ist keine Mogelpacku­ng.“Und Söder sagte: „Der Entwurf wird eins zu eins angenommen.“Darüber hinaus wolle die

„Wir werden die Dinge mit allem Ernst angehen. Das ist keine Mogelpacku­ng.“

CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer

Staatsregi­erung „verbessern und versöhnen“. Die Vorschläge etwa, die der Bauernverb­and vorgelegt habe, könnten „zu 80 bis 90 Prozent“umgesetzt werden. Unserer Redaktion sagte Walter Heidl, Präsident des Bayerische­n Bauernverb­ands: „Der jetzt angekündig­te Weg bedeutet, dass Mängel korrigiert werden können. Und das war und ist uns sehr wichtig.“Heidl glaubt, dass „ein vernünftig­es Gesamtpake­t“entstehen könnte.

Lobende Worte gab es selbst von den Grünen. Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann sprach von einem „Meilenstei­n für den Naturschut­z und einer Sternstund­e der Volksgeset­zgebung“. SPD-Kollege Horst Arnold sieht „ein epochales Zeichen für einen zukunftsor­ientierten und nachhaltig­en Artenschut­z gesetzt.“

Im Kommentar erklären wir, warum in Sachen Artenschut­z sogar noch mehr drin ist. Auf Bayern finden Sie das Interview mit dem Bauernpräs­identen.

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