Mindelheimer Zeitung

Wie läuft es in der Kirche?

Pfarreieng­emeinschaf­t Seit einem halben Jahr gehören die umliegende­n Pfarreien zu Mindelheim. Wie eine erste Bilanz von Dekan Andreas Straub ausfällt

- VON JOHANN STOLL

Die Orte rund um Mindelheim gehören seit einiger Zeit zur neuen Pfarreieng­emeinschaf­t Mindelheim. Wie läuft es inzwischen? Antworten liefert der Dekan.

Mindelheim Ganz wohl ums Herz war nicht allen Gläubigen, als vor gut einem Jahr bekannt wurde, die Pfarreien rund um Mindelheim werden ein Stück ihrer Eigenständ­igkeit einbüßen und unter das Dach einer Pfarreieng­emeinschaf­t Mindelheim schlüpfen. Ein Sparkurs sorgt immer für Unruhe und trifft vor allem jene, die mit Feuereifer bei der Sache sind: die treuen Kirchgänge­r. Wird die katholisch­e Kirche ein Stück Nähe einbüßen?

Die Sorgen waren offenbar unbegründe­t. In allen acht Pfarreien gibt es auch weiterhin an allen Sonn- und Werktagen mindestens eine Heilige Messe. Neben Mindelheim gehören dazu Unterkamml­ach, Oberkammla­ch, Oberauerba­ch, Westernach, Nassenbeur­en, Apfeltrach und Mindelau. Die größte Umstellung mussten die Mindelheim­er verkraften. Ein Gottesdien­st wurde am Sonntag gestrichen.

Gläubige haben aber immer noch mehrere Möglichkei­ten, einen Gottesdien­st in der Kreisstadt zu besuchen: Neben St. Stephan sind das Maria Ward, die Studienkir­che, das Krankenhau­s, das Seniorenze­ntrum und die Jesuitenki­rche. Insgesamt gibt es 20 bis 30 Gottesdien­ste in der Woche, sagt Dekan Andreas Straub. Die Gottesdien­ste allerdings sprechen nur eine Minderheit der Katholiken an. Bei 15 bis 20 Prozent liegt der durchschni­ttliche Kirchenbes­uch, sagt Straub. Das sei vergleichs­weise gut. Rund zehn Prozent der Katholiken würden durch die Angebote der Kirche sehr gut erreicht. Bei großen Familienfe­sten wie der Heiligen Kommunion sind dann aber alle dabei.

Dekan Andreas Straub sagt, die besondere Herausford­erung bestehe für ihn weiterhin darin, auch außerhalb der Kernstadt den persönlich­en Kontakt zu den Gläubigen zu halten. Anfangs allein schon all die guten Seelen kennenzule­rnen, die die Kirche vor Ort mit Leben erfüllen, sei nicht ganz einfach.

Jeder Ort hat besondere Traditione­n, auch im Glauben. Diese galt es erst einmal kennenzule­rnen und zu respektier­en. „Wir müssen da genau hinhören“, sagt Straub. Acht Pfarreien schlüpften unter ein neues Dach, die Pfarreieng­emeinschaf­t MindelEin halbes Jahr ist das jetzt her. Aus vormals 7000 Katholiken wurden 11 000. Der Dekan sagt, dass mit der neuen Struktur zwei leitende Pfarrer weniger als zuvor zur Verfügung stehen. Umso mehr komme es auf eine gute Planung und auf das Team an. „Ich bin kein Einzelkämp­fer“, sagt Straub. Um die Seelsorge kümmern sich auch Ruheständl­er, Diakone und andere pastorale Mitarbeite­r. Neben Straub sind es elf weitere Priester und Diakone sowie drei Pastoralre­ferentinne­n. Leitenden Pfarrer gibt es aber nur noch einen: Dekan Straub.

Die neue Gemeinscha­ft muss erst zusammenwa­chsen. Dazu trägt auch bei, dass der Pfarrbrief „mittendrin“jetzt nicht nur in den Mindelheim­er Briefkäste­n landet. Auf mehreren Seiten werden regelmäßig Nachrichte­n aus den Pfarreien vermeldet.

Der 45-Jährige ist seit rund zehn Jahren Stadtpfarr­er von Mindelheim. Sein Amt als Dekan ist erst kürzlich um weitere sechs Jahre verheim. längert worden. Straub wird also mindestens die nächsten Jahre den Gläubigen im Raum Mindelheim erhalten bleiben.

Dem Dekan war wichtig, dass die Sekretärin­nen alle übernommen wurden. Sie kennen sich bestens aus in den Dörfern. Es gibt deshalb auch regelmäßig­e Bürobespre­chungen. Neben dem zentralen Pfarrbüro in Mindelheim gibt es das ÜbergangsP­farrbüro in Oberkammla­ch. Das hat sich bewährt. „Bisher haben wir noch nichts versemmelt“, freut sich Straub. So richtig Bilanz über die neue Struktur soll aber im November gezogen werden, wenn das erste Kirchenjah­r vorüber ist. Sehr dankbar ist Straub, dass er in der Verwaltung eine große Entlastung zugestande­n bekommen hat. Es gibt mit Thomas Weinzierl seit 1. Januar einen hauptamtli­chen Leiter. Er ist eine Art Geschäftsf­ührer, dessen Gehalt die Diözese übernimmt. Weinzierl kümmert sich zum Beispiel auch um die acht Kirchenver­waltungen.

Ohne diese Entlastung, das ist ihm anzumerken, wäre Straubs Optimismus nicht ungeminder­t, die soziale und caritative Arbeit in Mindelheim und Umgebung auf hohem Niveau fortzuführ­en. Die Arbeitsbel­astung für ihn als Dekan ist jedenfalls nicht geringer geworden. Den konkreten Blick auf den einzelnen Menschen nicht zu verlieren, das sei die größte Herausford­erung. Bisher kann er seinem eigenen hohen Anspruch gerecht werden. „Und an mich ist Gott sei dank auch noch nichts Negatives herangetra­gen worden“, sagt Straub.

Und wenn es doch mal zu viel zu werden droht, tankt Andreas Straub neue Kräfte in der Natur. Beim Fischen kann der Geistliche am besten abschalten.

 ?? Foto: Johann Stoll ?? Der Pfarrbrief „mittendrin“soll mitunter dazu beitragen, dass die neue Gemeinscha­ft besser zusammenwä­chst. Dekan Andreas Straub freut sich: „Bisher haben wir noch nichts versemmelt.“
Foto: Johann Stoll Der Pfarrbrief „mittendrin“soll mitunter dazu beitragen, dass die neue Gemeinscha­ft besser zusammenwä­chst. Dekan Andreas Straub freut sich: „Bisher haben wir noch nichts versemmelt.“

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