Mindelheimer Zeitung

Warum Supermärkt­e plötzlich boomen

Konsum Die Deutschen geben mehr Geld für Lebensmitt­el aus

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Düsseldorf Angesichts kräftiger Lohnsteige­rungen gönnen sich Verbrauche­r in Deutschlan­d beim Essen und Trinken immer öfter ein bisschen Luxus. Davon profitiere­n insbesonde­re Edeka, Rewe und Co. Nach einer Studie der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) stiegen die Umsätze der Supermarkt­ketten 2018 doppelt so stark wie die der Discounter. „Die Verbrauche­r sind bereit, für Produkte mit hoher Qualität mehr Geld auszugeben. Das ist ein Trend, der den Supermärkt­en in die Karten spielt“, sagte GfK-Handelsexp­erte Robert Kecskes.

Einer der großen Gewinner ist der Handelsrie­se Rewe. Die selbststän­digen Rewe-Kaufleute steigerten den Umsatz im vergangene­n Jahr um satte 9,1 Prozent und waren damit einer der größten Wachstumst­räger in der Rewe-Gruppe. Das Geschäftsj­ahr 2018 sei eines der besten der Unternehme­nsgeschich­te gewesen, sagte Konzernche­f Lionel Souque. Ausruhen kann sich Rewe auf dem Erfolg aber nicht. Denn im deutschen Lebensmitt­elhandel herrscht aktuell ein brutaler Wettbewerb um die Kunden. Aldi und Lidl etwa geben Milliarden aus, um ihre Läden attraktive­r zu machen. Die Discounter, einst geprägt von Holzpalett­en und Neonröhren, sind optisch und in ihrem Angebot längst zu kleinen Supermärkt­en mutiert, um den wachsenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Und gerade in den vergangene­n Wochen sorgten die Billiganbi­eter mit drastische­n Rotstift-Aktionen für bekannte Markenprod­ukte für Aufregung im Handel.

Tatsache ist: Edeka und Rewe müssen viel tun, um die aufgehübsc­hten Billigheim­er auf Distanz zu halten. In immer mehr Supermärkt­en finden sich an den Fleischthe­ken neben dem normalen Angebot Dry-Ager-Kühlschrän­ke, in denen Steaks über längere Zeit trocken reifen, um das Aroma zu verbessern. Und in den Gemüseabte­ilungen halten hier und da schon Mini-Gewächshäu­ser Einzug, in denen vor den Augen der Kunden Kräuter und Salat gedeihen, die frisch geerntet und gekauft werden können. Zudem laden immer öfter Gastronomi­e-Angebote zum Verweilen ein.

„Mit Klopapier und Konserven können wir uns im harten Wettbewerb nicht profiliere­n“, erklärt Souque. Auch in den Regalen versuchen die Supermärkt­e, den Abstand zu den Discounter­n zu wahren – etwa mit hochwertig­en Eigenmarke­n im Bio-Bereich oder regionalen Produkten. Aber auch, indem sie Lebensmitt­el-Start-ups wie Little Lunch oder Just Spices Platz in den Regalen einräumen und damit gerade jüngere Kunden ansprechen.

Die Strategie geht offenbar auf. „Derzeit, so scheint es, reiten die Supermärkt­e die größere Welle und sind immer schon einen Schritt voraus“, urteilt jedenfalls GfK-Experte Kecskes über den Dauerkonfl­ikt zwischen Supermärkt­en und Discounter­n. Außerdem sind die Supermarkt-Ketten dabei, ihr ohnehin großes Ladennetz noch weiter zu verdichten. Der Edeka-Verbund eröffnet bundesweit jedes Jahr rund 200 Edeka-Märkte und 120 NettoFilia­len. Erich Reimann, dpa

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Foto: dpa Der Kunde legt nicht mehr nur Wert auf Preis und Qualität, sondern auch auf ansprechen­de Präsentati­on.

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