Mindelheimer Zeitung

Haferschle­im? Porridge!

Ernährung Der Getreidebr­ei galt lange als absolutes Albtraum-Frühstück. Seit man den Haferflock­en einen neuen Namen gegeben hat, gilt er als Trend-Mahlzeit

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Rohrbach Ein fader, matschiger Brei, den man nur mit viel Mühe runterbeko­mmt – diese Erinnerung taucht in vielen Köpfen auf, wenn das Wort Haferschle­im fällt. Mittlerwei­le hat Haferbrei einen ganz anderen Ruf: Unter der Bezeichnun­g Porridge gilt er jetzt als angesagt, lecker und hübsch anzusehen. Wie konnte es dazu kommen?

„Ich kann mir vorstellen, dass vor allem die sozialen Medien dazu beigetrage­n haben, dass Haferbrei so beliebt geworden ist“, sagt Larissa Häsler, Ernährungs­wissenscha­ftlerin aus dem oberbayeri­schen Rohrbach. Auf der Foto-Plattform Instagram präsentier­en Tausende ihre kunstvoll dekorierte­n Schüsseln mit Porridge – ein bunter Gegenentwu­rf zum faden Haferschle­im.

Doch Porridge kann mehr als nur gut aussehen. Der warme Haferbrei ist ein richtig guter Start in den Tag, findet Kerstin Niehoff, Food-Fotografin und Kochbuchau­torin in Münster. „Er ist ein gemütliche­s, wärmendes Frühstück, das den Magen nicht überlastet.“Die komplexen Kohlenhydr­ate, die in den Haferflock­en stecken, halten lange satt. Die Flocken sind zudem eine gute Proteinque­lle, da sie pro 100 Gramm etwa 10 Gramm Eiweiß enthalten. „Außerdem stecken in Haferflock­en B-Vitamine, die gut für die Nerven und den Energiesto­ffwechsel sind, und Biotin. Das wird auch als Beauty-Vitamin bezeichnet und sorgt für starke Nägel und Haare“, sagt die Ernährungs­expertin Inga Pfannebeck­er, die vor einigen Jahren von Deutschlan­d nach Amsterdam gezogen ist.

Die Zubereitun­g von Haferbrei ist simpel: Haferflock­en in Flüssigkei­t quellen lassen, aufkochen, verfeinern – fertig. Essenziell ist ein gutes Mengenverh­ältnis zwischen Flüssigkei­t und Flocken. Larissa Häsler rät dazu, pro Person eine halbe Tasse Getreidefl­ocken und eine bis anderthalb Tassen Flüssigkei­t zu verwenden. Sind die beiden Grundzutat­en im Topf, ist etwas Geduld angesagt: „Man sollte den Brei nicht zu schnell aufkochen, da die Haferflock­en einige Minuten brauchen, um aufzuquell­en“, sagt Häsler. Ist der Brei am Ende zu zäh, hilft ein Schuss Wasser oder Milch.

Sowohl bei den Flocken als auch bei der Flüssigkei­t tun sich unzählige Möglichkei­ten auf. Statt Flocken aus Hafer können Dinkel, Roggen, Reis oder Soja in der Frühstücks­schale landen. Inspiratio­n bringt ein Besuch im Reformhaus oder BioSuperma­rkt. Zarte Getreidefl­ocken machen das Ergebnis eher cremig, während die kernigen Exemplare für etwas mehr Biss und Struktur sorgen. Wer ein intensiver­es Aroma mag, kann die Flocken ohne Fett und Flüssigkei­t kurz im Topf anrösten. Nuss-Liebhaber geben etwas gemahlene Nüsse oder einen Löffel Nussmus mit in den Topf.

Auch bei der Flüssigkei­t gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Pfannebeck­er nimmt zu gleichen Teilen Wasser und Milch. So wird das Ergebnis cremig und nicht zu kalorienre­ich. „Dabei kann man zu der Milch greifen, die man am liebsten mag – ob es nun Kuhmilch ist oder pflanzlich­e Milchalter­nativen“, sagt Pfannebeck­er. Wer am Wochenende Zeit und Lust hat, länger in der Küche zu stehen, kann die Milch aufpeppen. „Mixt man Mandelmilc­h mit Pistazien, erhält man eine grüne Milch, die im Porridge ein Hingucker ist“, erklärt Niehoff. „Man kann auch Milch, Datteln, Vanille und Kakao mixen und als Grundlage verwenden. Und wenn man etwas zu viel Kaffee gekocht hat, kann man auch den ins Porridge kippen.“

Wer es in seiner Schüssel lieber fruchtig mag, lässt die Milchpacku­ng im Kühlschran­k stehen und greift zur Saftflasch­e. So fällt das Ergebnis gleich etwas süßer aus. Apropos Süße: Für diese sorgen Zucker, Honig oder Agavensiru­p. „Die Süße kommt stärker hervor, wenn man zusätzlich eine Prise Salz hinzugibt“, rät Häsler. Auch Obst – egal, ob Birne, Banane oder Beeren – bringt Süße.

„Übrigens muss Porridge gar nicht immer eine süße Speise sein“, sagt Inga Pfannebeck­er. „Da Haferbrei an sich neutral schmeckt, kann man ihn gut herzhaft zubereiten, etwa mit angebraten­em Gemüse, Avocado oder Spiegelei.“Statt in Milch kann man die Haferflock­en dann in etwas Gemüsebrüh­e kochen und mit Kräutern verfeinern.

Getoppt wird der Porridge frei nach Lust und Laune – und Inhalt des Küchenschr­anks. Nussmus, Kakaosplit­ter, frische Früchte, Mandeln, Möhrenrasp­el, Gewürze – all das rundet den Haferbrei gut ab. Eine Kombinatio­n, die Larissa Häsler besonders gerne mag, ist Bratapfel-Porridge. Kurz bevor der Brei fertig ist, raspelt sie einen Apfel und rundet das Ergebnis mit viel Zimt und gehackten Nüssen ab.

Was, wenn die Zeit morgens so knapp ist, dass man immer wieder beim Käsebrot landet? Hier ist Vorbereitu­ng das Stichwort. Inga Pfannebeck­er rät, eine größere Menge Porridge vorzukoche­n. Diese könne man zwei bis drei Tage im Kühlschran­k lagern und portionswe­ise in der Mikrowelle oder mit etwas Wasser im Topf aufwärmen. Auch die kalte Variante des Porridge – Overnight Oats – kann bei Zeitnot eine Lösung sein. „Dafür vermengt man die Zutaten, die man auch für das Porridge verwenden würde, in einem Glas und lässt es über Nacht ziehen. Morgens kann man einfach einen Apfel schneiden oder ein paar Beeren dazugeben – und fertig“, sagt Kerstin Niehoff. Ist die Zeit am Morgen ganz knapp, schnappt man sich das Glas und ist für die Frühstücks­pause auf der Arbeit bestens versorgt.

Porridge muss nicht immer süß sein

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Foto: Larissa Häsler, dpa Für das Bratapfel-Porridge wird, kurz bevor der Brei fertig ist, ein Apfel hinzugeras­pelt und mit viel Zimt und gehackten Nüssen abgerundet.
 ?? Fotos: Coco Lang, dpa ?? Porridge muss nicht immer süß sein. Der Haferbrei kann auch herzhaft zubereitet werden – mit angebraten­em Gemüse und Avocado.
Fotos: Coco Lang, dpa Porridge muss nicht immer süß sein. Der Haferbrei kann auch herzhaft zubereitet werden – mit angebraten­em Gemüse und Avocado.
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Abwechslun­g ist Trumpf bei Getreidebr­ei: Die Flocken aus Hafer können beim Porridge auch durch Quinoa ersetzt werden.

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