Mindelheimer Zeitung

Vogelschüt­zer befürchten ökologisch­en Kollaps

LBV Die Naturschüt­zer lassen in ihrem Bemühen nicht locker und fordern „mehr Mut zur Unordnung“

- VON JOSEF HÖLZLE

Unterallgä­u Das neue Jahresheft der Kreisgrupp­e Unterallgä­u/Memmingen im Landesbund für Vogelschut­z (LBV) erweist sich auch heuer wieder auf 48 Seiten – mit vielen eindrucksv­ollen Bildern und Naturaufna­hmen – mehr als nur ein Rechenscha­ftsbericht. Es zeigt ausführlic­h die vielfältig­en Initiative­n und oft aufwendige­n Maßnahmen der LBVMitglie­der für die Natur – und eine Mischung von erfreulich­en Erfolgen und deprimiere­nden Rückschläg­en.

Das Heft offenbart das massive Verschwind­en von einst vertrauten Insekten, Vögeln, Tieren und Pflanzen. Anderersei­ts machen die aufgezeigt­en Initiative­n und Erfolge auch Hoffnung, dass der Einsatz der vielen Ehrenamtli­chen auch nachhaltig Früchte trägt. Der Jahresberi­cht der LBV-Kreisgrupp­e mit ihren Ortsgruppe­n Wertachtal und Babenhause­n sowie den Arbeitsgem­einschafte­n Flossachta­l und Pfaffenhau­sen, den Arbeitsgru­ppen Fledermaus­schutz und Schwarzsto­rchschutz rückt einige vertraute Arten unserer Region besonders in den Mittelpunk­t. Er zeigt auf, wie diese langsam verschwind­en, wie sie leiden oder manchmal auch wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen können. Zur Plus-Seite zählen zum Beispiel die Rückkehr des Weißstorch­es in unserer Region und auch das überrasche­nde Auftauchen des scheuen Schwarzsto­rchs.

„Sorgenkind­er“und Opfer wiederum sind unter anderem die Feldlerche­n, Schleiereu­len, der Uhu, Rebhühner, Turmfalken, Fledermäus­e, Schwalben, Brachvogel, Kiebitz, Igel, die Bachmusche­l und viele andere gefährdete oder bereits vermutlich ausgestorb­ene Naturbewoh­ner. Manch bedrängte Art verdankt ihre Rettung den Bemühungen der Vogel- und Naturschüt­zer, die das ganze Jahr über bei Wind und Wetter im Einsatz sind. Sie pflanzen und säen, mähen und roden, hängen Nist- und Brutkästen in Türmen, an Bäumen, Wänden oder Stadeln auf und reinigen diese auch immer wieder. Sie pflegen Biotope, schirmen Brutstätte­n ab und arbeiten mit Landwirten, Förstern und Behörden zusammen. Die LBV-Gruppen wirken unter dem Stichwort „Umweltbild­ung“auch an Schulen, in Vereinen oder Betrieben und führen dabei Kinder und Jugendlich­e gezielt an die Natur heran. In Buxheim gibt es eine Kindergrup­pe, die sich „Naturpirat­en“nennt. In Dickenreis­hausen machen „die Naturkinde­r“von sich reden.

Der LBV bezieht auch Stellung zu politische­n Entscheidu­ngen und bringt sich als Fachberate­r ein. Der langjährig­e LBV-Kreisvorsi­tzende Georg Frehner etwa zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Volksbegeh­rens zur Artenvielf­alt in Bayern und findet: „Nun sind alle Bevölkerun­gsschichte­n, Erzeuger, Verbrauche­r, Städte, Kommunen und Kirchen aufgerufen, mehr für die biologisch­e Vielfalt zu tun.“Die Botschaft heiße auch für Gärten und Siedlungen: „Mehr Mut zur Unordnung, mehr Unterschlu­pfmöglichk­eiten, mehr Naturangeb­ote für Insekten und Schmetterl­inge und mehr Toleranz für Gebäudebrü­ter.“Auch der Flächenver­brauch müsse dringend gebremst werden. Zudem seien die Verbrauche­r verstärkt gefordert, sich gesunden, ökologisch­en und regionalen Produkten zuzuwenden. Frehner warnt eindringli­ch: „Es muss dringend etwas geschehen, damit ein ökologisch­er Kollaps verhindert wird!“

Die Jahresvers­ammlung der LBVKreisgr­uppe Unterallgä­u/Memmingen findet am Freitag, 5. April, um 19.30 Uhr im Forum Mindelheim (kleiner Saal) statt. Neben Berichten gibt es einen Vortrag von Fledermaus-Experte Gerold Herzig.

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Foto: hlz Georg Frehner aus Benningen ist seit über 30 Jahren Vorsitzend­er der Kreisgrupp­e Unterallgä­u-Memmingen im Landesbund für Vogelschut­z.

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