Vogelschützer befürchten ökologischen Kollaps
LBV Die Naturschützer lassen in ihrem Bemühen nicht locker und fordern „mehr Mut zur Unordnung“
Unterallgäu Das neue Jahresheft der Kreisgruppe Unterallgäu/Memmingen im Landesbund für Vogelschutz (LBV) erweist sich auch heuer wieder auf 48 Seiten – mit vielen eindrucksvollen Bildern und Naturaufnahmen – mehr als nur ein Rechenschaftsbericht. Es zeigt ausführlich die vielfältigen Initiativen und oft aufwendigen Maßnahmen der LBVMitglieder für die Natur – und eine Mischung von erfreulichen Erfolgen und deprimierenden Rückschlägen.
Das Heft offenbart das massive Verschwinden von einst vertrauten Insekten, Vögeln, Tieren und Pflanzen. Andererseits machen die aufgezeigten Initiativen und Erfolge auch Hoffnung, dass der Einsatz der vielen Ehrenamtlichen auch nachhaltig Früchte trägt. Der Jahresbericht der LBV-Kreisgruppe mit ihren Ortsgruppen Wertachtal und Babenhausen sowie den Arbeitsgemeinschaften Flossachtal und Pfaffenhausen, den Arbeitsgruppen Fledermausschutz und Schwarzstorchschutz rückt einige vertraute Arten unserer Region besonders in den Mittelpunkt. Er zeigt auf, wie diese langsam verschwinden, wie sie leiden oder manchmal auch wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen können. Zur Plus-Seite zählen zum Beispiel die Rückkehr des Weißstorches in unserer Region und auch das überraschende Auftauchen des scheuen Schwarzstorchs.
„Sorgenkinder“und Opfer wiederum sind unter anderem die Feldlerchen, Schleiereulen, der Uhu, Rebhühner, Turmfalken, Fledermäuse, Schwalben, Brachvogel, Kiebitz, Igel, die Bachmuschel und viele andere gefährdete oder bereits vermutlich ausgestorbene Naturbewohner. Manch bedrängte Art verdankt ihre Rettung den Bemühungen der Vogel- und Naturschützer, die das ganze Jahr über bei Wind und Wetter im Einsatz sind. Sie pflanzen und säen, mähen und roden, hängen Nist- und Brutkästen in Türmen, an Bäumen, Wänden oder Stadeln auf und reinigen diese auch immer wieder. Sie pflegen Biotope, schirmen Brutstätten ab und arbeiten mit Landwirten, Förstern und Behörden zusammen. Die LBV-Gruppen wirken unter dem Stichwort „Umweltbildung“auch an Schulen, in Vereinen oder Betrieben und führen dabei Kinder und Jugendliche gezielt an die Natur heran. In Buxheim gibt es eine Kindergruppe, die sich „Naturpiraten“nennt. In Dickenreishausen machen „die Naturkinder“von sich reden.
Der LBV bezieht auch Stellung zu politischen Entscheidungen und bringt sich als Fachberater ein. Der langjährige LBV-Kreisvorsitzende Georg Frehner etwa zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Volksbegehrens zur Artenvielfalt in Bayern und findet: „Nun sind alle Bevölkerungsschichten, Erzeuger, Verbraucher, Städte, Kommunen und Kirchen aufgerufen, mehr für die biologische Vielfalt zu tun.“Die Botschaft heiße auch für Gärten und Siedlungen: „Mehr Mut zur Unordnung, mehr Unterschlupfmöglichkeiten, mehr Naturangebote für Insekten und Schmetterlinge und mehr Toleranz für Gebäudebrüter.“Auch der Flächenverbrauch müsse dringend gebremst werden. Zudem seien die Verbraucher verstärkt gefordert, sich gesunden, ökologischen und regionalen Produkten zuzuwenden. Frehner warnt eindringlich: „Es muss dringend etwas geschehen, damit ein ökologischer Kollaps verhindert wird!“
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Die Jahresversammlung der LBVKreisgruppe Unterallgäu/Memmingen findet am Freitag, 5. April, um 19.30 Uhr im Forum Mindelheim (kleiner Saal) statt. Neben Berichten gibt es einen Vortrag von Fledermaus-Experte Gerold Herzig.