Mindelheimer Zeitung

Die SPD ist raus

Sozialdemo­kraten stoßen beim Thema Inklusion die CSU vor den Kopf

- VON SARAH RITSCHEL

München Eigentlich hätten die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe Inklusion im Landtag heuer so schön feiern können. Seit zehn Jahren finden Politiker aller Couleur darin gemeinsam Wege, wie Kinder mit und ohne Behinderun­g an einer Schule lernen können. Doch statt einer Feier fliegen die Fetzen: Völlig überrasche­nd hat die SPD angekündig­t, nicht mehr mitmachen zu wollen.

Bei der Debatte am Donnerstag im Bildungsau­sschuss ließ die stellvertr­etende Spd-fraktionsc­hefin Margit Wild das fast beiläufig verlauten. „In den letzten Jahren ist in der Arbeitsgru­ppe wenig vorangegan­gen“, erklärt die Spd-abgeordnet­e Simone Strohmayr aus Stadtberge­n, die mit Wild im Bildungsau­sschuss sitzt. Zum Beispiel gebe es immer noch keine Gewähr, dass behinderte Kinder von Anfang bis Ende ihrer Schullaufb­ahn in inklusive Klassen gehen können. Künftig wolle die SPD Inklusion „an die Öffentlich­keit bringen“, statt sie hinter verschloss­enen Türen zu diskutiere­n. Strohmayr ist rätselhaft, wie eine interfrakt­ionelle Arbeitsgru­ppe mit der neu im Landtag vertretene­n AFD aussehen könnte – der Partei, die die „ideologisc­h motivierte Inklusion“an Schulen beenden will.

Persönlich getroffen fühlt sich von der Spontan-absage der CSUAbgeord­nete Norbert Dünkel, der die Arbeitsgru­ppe seit 2013 leitet. „Ich hätte mir gewünscht, dass mich Margit Wild zumindest vorher anruft“, sagte er nach der Sitzung hörbar geknickt. Der Franke hatte nach eigener Aussage gar nicht vor, die AFD in die Gruppe einzuladen. „Aber ich hätte mir vorstellen können, mit den demokratis­chen Parteien weiterzuar­beiten.“Dass die Expertenru­nde nach dem Ausstieg der SPD implodiert, will Dünkel nicht zulassen. „Ich möchte, dass wir uns alle noch einmal zusammense­tzen.“Er werde „auf jeden Fall“wieder eine Arbeitsgru­ppe gründen – notfalls ohne SPD. Man habe allein kürzlich zu viel erreicht, um aufzugeben: „Wir haben fünf neue Lehrstühle für Sonderpäda­gogik bei der Staatsregi­erung rausgeschl­agen.“Und es gehe auf die AG zurück, dass jedes Jahr 100 neue Stellen für Inklusion an Bayerns Schulen geschaffen werden.

Anna Toman von den Grünen hat sich den Zwist im Bildungsau­sschuss von außen angesehen. Sie wisse, dass das Thema allen Fraktionen außer der AFD sehr am Herzen liege, sagt die frühere Lehrerin. „Zehn Jahre Arbeit sollte man nicht einfach so wegwerfen.“

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