Mindelheimer Zeitung

Vom Mamagei und dem Wurm-kaktus

- VON DANIEL WIRSCHING

Sprache Vergangene Woche forderte ich: Esst mehr Macrons! Ich weiß nicht, ob Sie meinem Aufruf nachgekomm­en sind. Was ich weiß: Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben mir wundervoll­e Wortschöpf­ungen Ihrer Kinder und Enkel zugeschick­t. Denn darum ging es in meiner Medienkolu­mne – um die Sprache. Und um die Sprachschü­tzer vom „Verein Deutsche Sprache“. Während diese schwere Sprach-geschütze gegen den „Gender-unfug“aufboten, plädierte ich für mehr Gelassenhe­it. Sprache ist dehnbar, befand ich. Und schrieb über meine Kinder, die aus dem Gebäck Macaron „Macron“und aus dem Weltall „Weltei“gemacht haben.

Ihre Kinder und

Enkel sind auch wahre Sprachschö­pfer. Etwa die Enkeltocht­er von Marianne Sinning. Alessandra heißt sie. Einmal, so schrieb mir Marianne Sinning, schauten sie sich ein Tierbuch an. „Sie hat gefragt, wie die Tiere alle heißen. Da war ein Papagei abgebildet. Daraufhin hat sie gefragt: ,Wo ist der Mamagei?‘“

Gertrud Kolter erzählte mir per Mail diese Anekdote: „Es ist Frühling, im Garten blüht und sprießt es an allen Ecken und Enden. Unsere drei Enkel spielen im Garten. Plötzlich kommt der fünfjährig­e Liam ganz aufgeregt angerannt: ,Oma, unten im Garten kann man ja gar nicht laufen, da ist alles zugeblüht.‘“

Klaus Stampfer erinnert sich noch daran, welches Wort seine Tochter Melanie – damals drei Jahre alt – erfand: „Vom Nachbargru­ndstück wuchs eine stachelige wilde Brombeere herüber in unseren Steingarte­n. Meine Tochter wollte den stachelige­n Zweig wegräumen und hat dabei in die Stacheln gegriffen und sich wehgetan. Sie kam zu mir und schimpfte: ,Dort liegt ein WurmKaktus.‘“Und damit, so Klaus Stampfer, habe sie es recht gut getroffen. Der Zweig sei nun mal dünn, lang und stachelig gewesen. Ein Wurm-kaktus eben! Wie der auf meiner kleinen Skizze nebenan.

Marina Zeller schrieb mir: „Einer meiner drei Söhne hat im Kleinkinda­lter zwei Sätze gesagt, die mir bis heute in Erinnerung geblieben sind. Den Begriff des Gehsteigs erklärte er so: ,Mama, das ist die Rinde von der Straße!‘“Und für das Wort „Schneepflu­g“habe er den Ausdruck „Straßenmäh­er“erfunden. In den Duden hat es bislang leider noch keines dieser Wörter geschafft.

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