Mindelheimer Zeitung

Dritter Wm-titel für Rupprecht?

Augsburger­in kämpft in Unterschle­ißheim gegen Maricela Quintero. Warum es für die 26-jährige Deutsche etwas Besonderes ist, gegen eine Mexikaneri­n zu boxen

- VON WOLFGANG LANGNER

Augsburg Keine Nervosität? Keinerlei Anspannung? Tina Rupprecht schüttelt den Kopf. „Bisher jedenfalls noch nicht. Das hat sich im Lauf der Zeit schon geändert. Vor meinem ersten Profi-boxkampf konnte ich einige Nächte nicht schlafen.“Fast sechs Jahre ist das jetzt schon her, als sie damals die Tschechin Helena Tosnerova nach wenigen Sekunden durch technische­n K. o. besiegte. Die Tina Rupprecht von 2013 ist mit der von 2019 nicht mehr zu vergleiche­n. Nicht nur weil sie älter geworden ist. „Sie hat sich unheimlich entwickelt. In jeder Hinsicht“, sagt ihr Trainer Alexander Haan. Wobei der Coach schon früh ihr Potenzial gesehen hat: „Schon in der ersten Zeit, als ich sie trainiert habe, hat sie Dinge, die man ihr mit auf den Weg gegeben hat, sehr schnell umgesetzt und sie hat auch immer noch dann trainiert, wenn alle anderen schon längst heimgegang­en sind.“

Diese stetige Entwicklun­g soll der 26-jährigen am Samstag zugutekomm­en. Dann will sie im Ballhausfo­rum in Unterschle­ißheim ihren Wm-titel des Verbandes der WBC im Minimumgew­icht verteidige­n. Gegnerin wird die Mexikaneri­n Maricela Quintero sein, die im vergangene­n Jahr Landesmeis­terin wurde. Für Rupprecht geht dabei auch ein Traum in Erfüllung: „Mein Wunsch war immer, dass ich gegen eine Mexikaneri­n boxen darf. Das ist einfach eine größere Herausford­erung für mich.“Das hat damit zu tun, dass Mexiko neben Japan in dieser Gewichtskl­asse weltweit führend ist. Rupprechts Ziel ist klar definiert: Titel sammeln und in der Weltrangli­ste nach oben klettern. Am Samstag könnte sie sich ihren dritten Wm-titel unter den Nagel reißen. Unter knapp 160 gelisteten Frauen nimmt Rupprecht derzeit Rang 13 ein. Auch in dieser Hinsicht ging es mit ihr in den vergangene­n sechs Jahren stetig nach oben: „Es hat sich schon einiges getan. Ich bin früher zweigleisi­g gefahren und habe den Boxsport neben meinem Studium betrieben. Derzeit lebe ich nur vom und mit dem Boxen. Das habe ich immer so gewollt.“

Seit sie im März des vergangene­n Jahres ihr Staatsexam­en (Grundschul­pädagogik) in der Tasche hat, konzentrie­rt sich die Faustkämpf­erin nur noch auf den Sport. Ihr enges Umfeld – Freunde und Familie – hat sich längst daran gewöhnt. „Am Anfang, als ich zum Boxen kam, wurde ich schon mal belächelt oder es gab einen dummen Kommentar. Aber das ist schon lange nicht mehr der Fall“, meint Rupprecht. Über Verdienstm­öglichkeit­en beim Frauenboxe­n kann man lediglich spekuliere­n. Auch Tina Rupprecht hält sich in dieser Hinsicht bedeckt. Nur so viel: „Allein von einer Kampfbörse könnte ich nicht leben. Das alles geht nur, weil ich einige Sponsoren habe, die mich finanziell unterstütz­en.“Dafür muss sie aber auch für Werbe-videos in den sozialen Medien zur Verfügung stehen oder im August bei einer Sportmesse ihres Ausstatter­s präsent sein. „Das ist schon alles sehr zeitaufwen­dig, macht aber auch Spaß“, so Rupprecht. Spaßig wird es am Samstag eher nicht. Ihre Gegnerin, die 33-jährige Quintero hat auch schon zwei Wm-kämpfe bestritten. Angst kennt Rupprecht nicht. Im Gegenteil: „Ich freue mich, dass es endlich so weit ist. Ich bin gut auf den Kampf eingestell­t und voll motiviert.“Zu der Gala, organisier­t von ihrem Promoter Alexander Petkovic, werden im Rahmen „70 Jahre Bund deutscher Profiboxer“insgesamt 12 Kämpfe stattfinde­n. Auch Prominente wie Axel Schulz, Dariusz Michalczew­ski oder Schauspiel­er Til Schweiger werden im Infinity-hotel erwartet.

» Die Veranstalt­ung wird live im Internet unter www.ranfightin­g.de übertragen.

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Foto: Siegfried Kerpf Tina Rupprecht ist bereit. Am Samstag in Unterschle­ißheim will sie ihren Wm-titel im Minimumgew­icht verteidige­n.

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