Mindelheimer Zeitung

Wer wann zur Vorsorge muss

Früherkenn­ung Bei Vorsorgeun­tersuchung­en können ernste Krankheite­n entdeckt werden, noch bevor sie richtig ausbrechen. Die wichtigste­n Routineunt­ersuchunge­n im Überblick

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg Zum Arzt gehen viele Menschen nur, wenn sie wirklich krank sind. Ihnen graut vor schwierige­r Terminfind­ung, überfüllte­n Praxen und langen Wartezeite­n. Dabei ist Früherkenn­ung gerade bei ernsthafte­n Krankheite­n wie Krebs wichtig, um Chancen auf erfolgreic­he Behandlung oder sogar Heilung zu haben. Roland Stahl, Sprecher der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (KBV), sagt: „Vorsorgeun­tersuchung­en können Krankheite­n nicht verhindern, helfen aber, sie rechtzeiti­g zu erkennen.“

Viele Krankheite­n beginnen nämlich sehr unauffälli­g. Wenn Risiken rechtzeiti­g erkannt werden, können Beschwerde­n bestenfall­s noch vermieden werden. Welchen Arzt Patienten zu Vorsorgeun­tersuchung­en konsultier­en, dürfen sie selbst entscheide­n, stellt Stahl klar. Er sagt aber auch: „Viele Vorsorgeun­tersuchung­en werden nur von den darauf spezialisi­erten Fachärzten durchgefüh­rt.“Dabei sei auch individuel­le Vorsorge wichtig. Das heißt: Welche Untersuchu­ng wirklich notwendig ist, sollten Patienten direkt mit ihrem Arzt abstimmen.

Mitglieder der gesetzlich­en Krankenkas­sen haben Anspruch auf Vorsorgeun­tersuchung­en, ohne dass für sie Kosten anfallen. Beim Zahnarzt ist die reine Kontrolle kostenlos, die Zahnreinig­ung und -behandlung aber meist nicht. Wir zeigen in der Übersicht, welche Untersuchu­ngen für Männer und Frauen in welchen Altersklas­sen wichtig werden. Frauen ab 20 Jahren sollten zur Früherkenn­ung von Gebärmutte­rhalskrebs und anderen Krebserkra­nkungen der Genitalien einmal jährlich zur Routineunt­ersuchung beim Gynäkologe­n gehen. Dazu gehören die Untersuchu­ng der Geschlecht­sorgane und ein Gewebeabst­rich vom Muttermund sowie aus dem Gebärmutte­rhalskanal.

● Frauen bis 25 Jahre sollten einmal im Jahr beim Gynäkologe­n ein Chlamydien-Screening machen lassen. Die Infektion kann zu Kinderlosi­gkeit, Schwangers­chaftskomp­likationen und Infektione­n der Neugeboren­en führen.

● Frauen ab 30 Jahren sollten jährlich zur Früherkenn­ung von Brustkrebs gehen. Dabei tastet der Gynäkologe die Brust und die örtlichen Lymphknote­n ab und erklärt der Patientin, wie sie ihre Brust selbst untersuche­n kann.

● Männer und Frauen ab 35 Jahren können sich seit 1. April nur noch alle drei Jahre zur Früherkenn­ung von Herz-Kreislauf-Erkrankung­en, Diabetes und Nierenerkr­ankungen von ihrem Hausarzt untersuche­n lassen. Dabei ist eine Routineunt­ersuchung des Körpers sowie eine Kontrolle der Blutwerte vorgesehen. Auch der Urin wird auf Auffälligk­eiten untersucht. Zudem sollten Männer und Frauen in diesem Alter mit den Vorsorgeun­tersuchung­en zur Früherkenn­ung von Hautkrebs beginnen. Dabei untersucht der Hautarzt die gesamte Haut nach Hinweisen auf Hautkrebs.

● Männer ab 45 Jahren sollten zur Früherkenn­ung von Krebserkra­nkungen von Prostata und äußerer Genitalien den Urologen aufsuchen. Der inspiziert und tastet äußere Geschlecht­sorgane ab. Auch wird die Prostata untersucht, indem der Arzt den Enddarm abtastet. Er untersucht auch örtliche Lymphknote­n. ● Männer und Frauen ab 50 Jahren sollten einmal im Jahr die Gelegenhei­t zur Früherkenn­ung von Darmkrebs nutzen. Bis zum 55. Geburtstag soll eine Stuhlprobe gemacht werden, um eventuell nicht sichtbares Blut im Stuhl zu identifizi­eren. ● Frauen ab 50 Jahren sollten zur Früherkenn­ung von Brustkrebs bis zum Ende ihres 70. Lebensjahr­es alle zwei Jahre ein Mammograph­ieScreenin­g machen lassen. Bei der Untersuchu­ng werden Röntgenauf­nahmen der Brust gemacht.

● Männer und Frauen ab 55 Jahren sollten zur Früherkenn­ung von Darmkrebs zunächst einmalig eine Darmspiege­lung machen lassen, um Veränderun­gen der Zellen noch vor dem Ausbruch einer Krebserkra­nkung festzustel­len. Nach zehn Jahren steht zur weiteren Vorsorge eine zweite Darmspiege­lung an.

● Männer ab 65 Jahren sollten sich zudem einmalig um eine Vorsorgeun­tersuchung zur Früherkenn­ung von Bauchaorte­n-Aneurysmen bemühen. Dabei wird per Ultraschal­luntersuch­ung die Bauchschla­gader auf Anomalität­en untersucht.

● Intakter Impfschutz ist ein Leben lang wichtig. Dabei sind die ersten Monate im Leben eines Menschen die entscheide­nden. Fast alle Impfungen erhält man im Säuglingsa­lter. Aber auch Erwachsene sollten auf den Impfschutz achten – und den Impfpass hin und wieder zur Kontrolle zum Hausarzt mitnehmen. Männer und Frauen ab 18 Jahren bekommen eine einmalige Impfung gegen Keuchhuste­n sowie alle zehn Jahre zur Auffrischu­ng eine Impfung gegen Diphtherie und Tetanus. Eine Masernimpf­ung ist nötig für alle nach 1970 Geborenen, die noch nicht oder nur einmal in der Kindheit geimpft wurden, und für Erwachsene mit unklarem Impfstatus. Erwachsene­n ab 60 Jahren empfiehlt die Kassenärzt­liche Bundesvere­inigung, sich einmal im Jahr gegen Grippe impfen zu lassen. Einmalig sollten Senioren eine Impfung gegen Pneumokokk­en erhalten.

● Zahn-Vorsorge heißt für Kinder bis sechs Jahre, insgesamt drei Mal zum Zahnarzt zu gehen. Kinder ab sechs Jahren sowie Jugendlich­e und Erwachsene sollten zweimal im Jahr auf Zahn-, Mund- und Kieferkran­kheiten inspiziert werden.

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa ?? Auch das gehört zu den sinnvollen medizinisc­hen Vorsorgeun­tersuchung­en: Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößeru­ngsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkenn­ung.
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Auch das gehört zu den sinnvollen medizinisc­hen Vorsorgeun­tersuchung­en: Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößeru­ngsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkenn­ung.

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