Mindelheimer Zeitung

Zurück an die Leine

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger-allgemeine.de

EU-Kommissare, die für Wettbewerb­sfragen zuständig sind, pflegen eine eher zurückhalt­ende Wortwahl. Doch im Fall der verbotenen Absprachen zwischen den Autobauern kann man aus jedem Satz Margrethe Vestagers heraushöre­n, wie empört sie war. Dass sich die großen Konzerne konspirati­v trafen, um zu vereinbare­n, eine vorhandene Technologi­e zur Luftreinha­ltung nicht einzusetze­n, ist schon unglaublic­h. Wie abgebrüht müssen die Verantwort­lichen in den Konzerneta­gen von BMW, Daimler, Volkswagen, Audi und Porsche sein, die ein solches Vorgehen hinnehmen?

Der Vertrauens­verlust ist immens. Aber noch gravierend­er dürfte sein, dass sich hier VorzeigeFi­rmen von gesetzlich­en Vorgaben verabschie­det und damit die Klimaschut­zpolitik der Mitgliedst­aaten in der Europäisch­en Union außer Kraft gesetzt haben. Wie viele Maßnahmen von Städten und Gemeinden wären gar nicht nötig gewesen, wenn die Autobauer die Auflagen eingehalte­n hätten?

Die nationale und die europäisch­e Politik müssen die Konzerne wieder an die Leine legen. Der Staat darf nicht zulassen, dass Ingenieure und Entwickler sich nicht um die geltenden Vorgaben scheren. Wann merkt auch die Bundesregi­erung, die sich von der Automobili­ndustrie immer wieder hat vereinnahm­en lassen, dass auch sie betrogen wurde?

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