Mindelheimer Zeitung

Scharmütze­l im Jagdverban­d

Landesvers­ammlung Das 70. Jubiläum wird von Finanzquer­elen überschatt­et. Präsident Jürgen Vocke wehrt sich gegen Spekulatio­nen und läutet das Ende seiner Ära ein

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg/Passau Der Bayerische Jagdverban­d (BJV) feiert in diesem Jahr sein 70. Jubiläum. Und deshalb sollte beim Landesjäge­rtag an diesem Wochenende in Passau neben verschiede­nen Fachforen auch kräftig gefeiert werden. Doch die Stimmung erhielt pünktlich zum Auftakt des Jägertreff­ens einen Dämpfer. Die Spekulatio­nen drehen sich um die Finanzen des rund 50 000 Mitglieder starken Verbandes.

Fakt ist, dass bei der Landesvers­ammlung am gestrigen Freitag weder die Bilanz des Vorjahres noch der Haushalt des laufenden Jahres vorgelegt werden konnten. Das Zahlenwerk liegt nach einem einstimmig­en Präsidiums­beschluss derzeit bei einem unabhängig­en Wirtschaft­sprüfer und soll erst im Mai oder Juni präsentier­t werden.

Hintergrun­d der Verzögerun­g ist offensicht­lich der Wechsel im Amt des BJV-Schatzmeis­ters. Bei den Neuwahlen im vergangene­n Jahr hatte Mechtild Michaela Maurer die Kasse von Wolfgang Schiefer übernommen. Die Steuerbera­terin aus dem Landkreis Ebersberg hatte dem Vernehmen nach einige Probleme mit der Verwendung der Verbandsmi­ttel und Zweifel an einer soliden Haushaltsf­ührung.

Dies bestätigte Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke gestern gegenüber unserer Zeitung. Er habe, so Vocke, „Monate nach dem Schatzmeis­terwechsel“von den Schwierigk­eiten erfahren. So gab es etwa bei Buchungen „unterschie­dliche Denkansätz­e“. Das Präsidium habe deshalb beschlosse­n, die Bilanz „sachlich und nüchtern“ansehen zu lassen. Da das Ergebnis der Prüfung noch nicht vorliege, habe das Präsidium auch keine Entlastung beantragt.

Verärgert reagierte Vocke auf Meldungen, dem Jagdverban­d habe zum Jahresbegi­nn sogar die Insolvenz gedroht. „Dass wir zahlungsun­fähig wären, ist dummes Zeug“, sagte Vocke. Das grenze an eine „vorsätzlic­he Fehlinform­ation“. Tatsache sei, dass es in den ersten Monaten des Jahres schon immer Engpässe gegeben habe, da die Kreisgrupp­en ihre Beiträge erst zu einem späteren Zeitpunkt an den Verband überweisen mussten. „Diese Praxis wird nun beendet. Und dann ist das Thema erledigt.“Der Verband stehe finanziell gut da.

Vocke, der seit 25 Jahren an der Spitze des Jagdverban­des steht, kündigte gestern an, seinen Posten beim Landesjäge­rtag im Frühjahr 2020 in Lindau freizumach­en. „Dass ich zur Hälfte meiner Amtszeit aufhören werde, habe ich bereits bei meiner Wiederwahl im vergangene­n Jahr in Veitshöchh­eim angekündig­t“, sagte der Jurist und frühere Finanzrich­ter. „Und daran halte ich mich auch.“

Vocke, der in Kürze seinen 76. Geburtstag feiert, hatte sich noch einmal wählen lassen, um, wie er sagte, „noch einige Projekte voranzubri­ngen“. Aber: „Ich muss aufpassen, dass ich nicht ins biblische Alter komme.“Von anderer Seite hieß es, Vocke müsse zusehen, einen halbwegs würdigen Abschied von der Verbandssp­itze hinzukrieg­en.

Nun soll in aller Ruhe über Nachfolger gesprochen werden, sagte Vocke. Es seien bisher zwei oder drei mögliche Bewerber im Gespräch. Namen wollte der Jägerpräsi­dent nicht nennen.

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Foto: Ulrich Wagner Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke kündigt seinen Rückzug an.

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