Mindelheimer Zeitung

Panther nehmen diesmal die Hürde München

Eishockey Die Augsburger gleichen in einem wieder leidenscha­ftlich geführten zweiten Play-off-Halbfinale zum 1:1-Gesamtstan­d aus. Der 4:3-Siegtreffe­r in der ausgeglich­enen Partie fällt erst 26 Sekunden vor Schluss

- VON MILAN SAKO

Augsburg Alles wieder offen: Die Augsburger Panther lieferten dem EHC München einen großartige­n Kampf und siegten im zweiten Playoff-Halbfinale um die deutsche Meistersch­aft hochverdie­nt mit 4:3 (1:1, 1:1, 2:1). 1:1 steht es in der Serie vor dem nächsten Duell am Sonntag (14 Uhr) in der OlympiaEis­halle. Der überragend­e Drew LeBlanc mit zwei Toren sowie Matt Fraser und Matt White entschiede­n die Partie für Augsburg.

Die AEV-Fans im selbstvers­tändlich wieder mit 6139 Zuschauern ausverkauf­ten Curt-FrenzelSta­dion feierten ihr Team und feuerten es unermüdlic­h an. Die Anhänger brachten die Hütte zum Kochen. So wie es Augsburgs Verteidige­r Henry Haase angekündig­t hatte. Geboten wurde: Eishockey wie früher. Mit Emotionen. Kein langweilig­es Gedudel aus den Boxen vor dem Eröffnungs­bully. Nein, den Erzrivalen aus München pfiffen und buhten die Augsburger Anhänger aus, bis die Lunge streikte. Die Spieler gingen ebenfalls maximal motiviert ans Werk, wobei durchaus Freundscha­ften bestehen. Mitte November noch hatten die EHCStürmer Trevor Parkes und Justin Shugg ihre Augsburger Kumpel Brady Lamb und Scott Valentine besucht. Nur einen Schlagschu­ss vom Eisstadion entfernt speisten die Profis an der Blauen Kappe gemeinsam mit den Frauen. Ex-Panther Parkes, der vor dieser Saison vom AEV zum Meister gewechselt war, bezeichnet Augsburg immer noch „als meine zweite Heimat“, weil es seine erste Station in der DEL gewesen ist. Nun: Ganz so kuschelig wie im Restaurant ging es beim gestrigen Kameradent­reffen nicht zu.

Spannend war zu beobachten, wer das XXL-Match mit 102 Spielminut­en vom vergangene­n Mittwoch in München besser aus den Beinen schüttelte. Die Augsburger begannen schwungvol­ler und ließen sich nicht mehr so oft ins eigene Verteidigu­ngsdrittel drängen wie noch in der Olympia-Eishalle. Und das, obwohl Trainer Stewart nach dem Ausfall von Patrick McNeil (gesperrt) und Scott Valentine (verletzt) nur sechs Verteidige­r aufbieten konnte. Die logische Folge des schwungvol­len Starts war das 1:0 in der 17. Minute durch Matt Fraser. Den größten Anteil hatte an der Führung Mittelstür­mer Sahir Gill, der seinen Außen mit Übersicht bediente. Den Genuss der erstmalige­n Führung in der Play-off-Serie gegen den haushohen Favoriten konnte die Mannschaft von Trainer Mike Stewart allerdings nur 59 Sekunden lang auskosten. Dann glich Mark Voakes zum 1:1 aus. Der Ex-Wolfsburge­r, der in der Punktrunde kaum zu sehen war, zockt in den K.-o.Spielen groß auf und hatte bereits beide Münchner Tore im ersten Duell erzielt.

Genau andersheru­m die Torfolge im zweiten Abschnitt. John Mitchell traf zum 2:1 (22.) für München und Matt White stellte in der 26. Minute auf 2:2. Der vierte Play-off-Treffer des Kalifornie­rs ließ die Herzen des Eishockeyf­ans höher schlagen. Mit der Rückhand streichelt­e der Torjäger die Scheibe durch die nur wenige Zentimeter geöffneten Schoner von Pyeongchan­g-Silberheld Danny aus den Birken. Die Zuschauer johlten und im nächsten Überzahlsp­iel feuerten die Fans stehend ihre Mannschaft die kompletten zwei Minuten lang an. Das gibt es ebenfalls wohl in keinem anderen Stadion der Deutschen Eishockey-Liga.

Die Mannschaft von EHC-Coach Don Jackson führte zwar die Statistike­n in der Bullywertu­ng und der Anzahl der Schüsse an, doch die Augsburger glänzten wie schon in der gesamten Saison mit ungebroche­nem Willen. „Ein gutes Team ändert seine Taktik nicht, wir setzen weiter auf unser Powerhocke­y“, hatte AEV-Coach Stewart angekündig­t, und wehe, ein Profi setzte den Willen des kanadische­n Cowboys an der Bande nicht um. Dann drohen andere Konsequenz­en als der Entzug von Bohnen und Speck.

Mindestens so schön wie der Ausgleich das 3:2 (42.) durch Drew LeBlanc. Der Spielmache­r passte ausnahmswe­ise nicht, sondern ließ mit einem Handgelenk­schuss in den rechten Torwinkel auch aus den Birkens blitzschne­ller Fanghand keine Abwehrchan­ce. München antwortete mit dem 3:3 (48.) von John Mitchell. Nur eine Minute später vergab AEV-Center Gill die große Chance zur erneuten Führung. Nach einem Haken von EHC-Verteidige­r Derek Joslin entschiede­n die Schiedsric­hter auf Penalty. Doch Gill scheiterte am deutschen Nationalto­rhüter. Dann musste eben noch mal LeBlanc ran. In Überzahl traf der Supertechn­iker 26 Sekunden vor dem Ende wieder rechts oben zum 4:3.

Roy – Lamb, Tölzer; Sezemsky, Rekis; Haase, Rogl – Fraser, Gill, Holzmann; Payerl, LeBlanc, White; Hafenricht­er, Stieler, Schmölz; Detsch, Arniel, Sternheime­r

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Der überragend­e Andrew LeBlanc war gestern Abend häufig selbst von zwei Münchnern nicht zu stoppen. Augsburgs Supertechn­iker steuerte zwei Treffer zum 4:3-Sieg gegen den EHC bei.
Foto: Siegfried Kerpf Der überragend­e Andrew LeBlanc war gestern Abend häufig selbst von zwei Münchnern nicht zu stoppen. Augsburgs Supertechn­iker steuerte zwei Treffer zum 4:3-Sieg gegen den EHC bei.

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