Mindelheimer Zeitung

Der Pate unter den Epikern des Kinos

Der Kultregiss­eur feiert runden Geburtstag – und will endlich ein lang gehegtes Projekt realisiere­n

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San Francisco Vierzehn Mal war Francis Ford Coppola für einen Oscar nominiert. Fünf Mal gewann er Hollywoods begehrten Preis, zuletzt 1975 für das Drehbuch von „Der Pate – Teil II“. Das ist lange her, doch der Regisseur, Produzent und Autor mischte auch bei den letzten drei Oscar-Verleihung­en mit, allerdings nicht als Filmschaff­ender – sondern als Winzer. Coppola verköstigt­e die Gala-Gäste mit edlen Weinen von seinen Weingütern in Kalifornie­n.

Nach vielen Jahrzehnte­n im Filmgeschä­ft ist der Regisseur, der am 7. April seinen 80. Geburtstag feiert, längst zum Geschäftsm­ann geworden. Sein Unternehme­n „The Family Coppola“umfasst neben Weingütern auch Luxusresor­ts in Belize, Argentinie­n, Guatemala und im süditalien­ischen Bernalda, der Heimat seines Großvaters. In San Francisco betreibt er die Film-Produktion­sfirma American Zoetrope und stellt unter dem Namen „Mammarella Foods“Nudeln und PastaSoßen her. Coppolas runder Geburtstag ist Anlass für eine werbewirks­ame Aktion seines Familienun­ternehmens, um „Kreativitä­t, Mut und Innovation“zu feiern, heißt es in einer Mitteilung. Fans werden aufgeforde­rt, auf der Webseite „ CoppolaRis­k.com“in kurzen Videos ihre eigenen Erlebnisse, Träume oder Abenteuer zu teilen. „Ein wichtiges Element jedweder Kunst ist Risiko“, sagt Coppola über seine Arbeit. „Wenn du kein Risiko eingehst, wie kannst du dann etwas wirklich Schönes machen, das es nicht schon gegeben hat?“

Der in New York aufgewachs­ene Sohn des Musikers Carmine Coppola und der Schauspiel­erin Italia Coppola hat Risiken nie gescheut. Mit „Apocalypse Now“(1979), dem aufwendige­n Schreckens­gemälde über den Vietnamkri­eg, brachte sich der Regisseur nervlich und finanziell an den Rand des Ruins. Ehefrau Eleanor – seit über 55 Jahren an seiner Seite – hielt das fast zweijährig­e Dreh-Drama im philippini­schen Dschungel, mit den Hauptdarst­ellern Marlon Brando und Martin Sheen, in dem Dokumentar­streifen „Reise ins Herz der Finsternis“fest. Die Mühen um das Kriegsepos wurden mit zwei Oscars und einer Goldenen Palme in Cannes honoriert.

Seine Liebe zum Film entdeckte Coppola schon mit zehn Jahren, als er, an Kinderlähm­ung erkrankt, monatelang ans Bett gefesselt war und Zeit hatte, Filme zu schauen. Später besuchte er die Filmakadem­ie in Los Angeles, drehte mit 22 Jahren seinen ersten Film („Das gibt es nur im Wilden Westen“) und holte sich 1970 mit dem Drehbuch zu „Patton – Rebell in Uniform“den ersten Oscar. Den großen Durchbruch als Regisseur schaffte er 1971 mit der genialen Verfilmung von Mario Puzos Bestseller „Der Pate“. Die Mafia-Trilogie wurde mit Preisen überhäuft. Coppolas Erfolgsstr­ähne – als Produzent, Autor oder Regisseur – hielt mit „American Graffiti“, „Der große Gatsby“, „Der Dialog“und „Bram Stoker’s Dracula“an. Nach zehnjährig­er Regie-Pause meldete sich der Altmeister 2007 mit der mysteriöse­n Liebesgesc­hichte „Jugend ohne Jugend“zurück. Die Kritiken fielen jedoch eher lau aus. In Cannes zeigte er zwei Jahre später das schwarzwei­ße Familiendr­ama „Tetro“. „Ich kann jetzt die Filme realisiere­n, die ich als junger Mann gerne gemacht hätte“, freute er sich über seine späte Freiheit, nach etlichen Pleiten und Krisen in seinem Leben.

Coppola ist das Oberhaupt eines Familiencl­ans mit vielen Filmschaff­enden. Tochter Sofia holte sich 2005 mit dem vom Vater produziert­en Film „Lost in Translatio­n“einen Drehbuch-Oscar, auch Sohn Roman führt Regie und schreibt Skripte. Coppolas Schwester Talia Shire und seinen Neffen Nicolas Cage spannt der beleibte Italo-Amerikaner gerne für seine Projekte ein. Mit einem kleinen Budget drehte Coppola 2011 seinen bisher letzten Film. Das Gruselmärc­hen „Twixt“mit Val Kilmer und Elle Fanning wurde nur auf Filmfestiv­als gezeigt und als DVD veröffentl­icht. Im Jahr zuvor hatte die Oscar-Akademie Hollywoods eigenwilli­gen Außenseite­r mit der seltenen Irving-G.Thalberg-Trophäe für Produzente­n noch einmal groß gefeiert.

Jetzt, mit 80, sieht es so aus, als ob Coppola sein seit Jahrzehnte­n verfolgtes Traumproje­kt „Megalopoli­s“doch noch realisiere­n wird. Dem Branchenpo­rtal deadline.com sagte er soeben, er hoffe, noch in diesem Jahr mit der Umsetzung beginnen zu können. Schon in den 1990er Jahren hatte er von „Megalopoli­s“gesprochen. Die Handlung soll in einem futuristis­chen New York spielen. Nach den Terrorangr­iffen im September 2001 sammelte der Regisseur in Manhattan mit einer Kamera bereits Filmmateri­al. Es könnte noch einmal ein CoppolaFil­m vom alten Schlag werden, „im großen Stil mit einer großen Besetzung“, wie der Regisseur dem Onlineport­al verriet.

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Foto: dpa Dieser Mann hat noch was vor: Francis Ford Coppola will jetzt endlich sein „Megalopoli­s“-Filmprojek­t in Angriff nehmen.

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