Eishockey live mitverfolgen
Wie die Idee hinter Sprade.tv enstand
Wangen Das Stadion ist ausverkauft, der Lieblingsverein spielt auswärts: Verzichten müssen Eishockey-Fans auf solche Partien in keinem der beiden Fälle. Seit geraumer Zeit streamt die Internet-Plattform Sprade.tv alle Spiele der zweiten Liga und viele Drittliga-Partien (darunter die des ECDC Memmingen) live. Einer der Erfinder des Projekts ist Christian Müller aus Wangen.
„Sprade.tv lohnt sich für uns in jedem Fall“, ist Michael Kreitl, Geschäftsführer des ESV Kaufbeuren, voll des Lobes. Seit der Saison 2015/16 werden alle Heimspiele der Joker im Internet übertragen. Kreitl: „In den Play-offs letzte Saison gegen Bad Nauheim hatten wir einmal 1500 Buchungen.“Den Bestwert der gesamten Liga hält der ESV Kaufbeuren in diesem Jahr: Spiel sieben der Viertelfinalserie gegen die Lausitzer Füchse habe nach eigenen Angaben einem ligaweiten Zuschauerrekord bei Sprade.tv erzielt, wie der ESVK jüngst in einer Pressemitteilung verkündete. Im Schnitt über 500 Zuschauer klicken sich aktuell für 5,50 Euro pro Spiel in den Livestream der Buron Joker.
„Dabei hatten wir am Anfang etwas völlig anderes geplant“, verrät Müller (45). Der Westallgäuer ist Geschäftsführer und einer der Hauptgesellschafter der Sports Trade GmbH, die sich hinter Sprade.tv verbirgt. Zusammen mit vier Bekannten aus ganz Deutschland hatte er die Firma 2011 gegründet. „Wir wollten eigentlich eine Art Facebook für Eishockeyspieler und Fans ins Leben rufen. Eine InternetPlattform, in der sich Spieler präsentieren und anbieten können und in der auch alle Statistiken zu finden sind.“Doch dann richtete sich der Blick nach Ostdeutschland, wo die Zweitligisten Weißwasser und Crimmitschau eine Vorreiterrolle in Sachen Videoaufzeichnung einnah
Löwenanteil der Einnahmen geht an die Vereine
men. „Sie haben ihre Spiele gefilmt und auf DVD gebrannt. Wir haben dann gesagt: Ihr kümmert euch um die Aufnahmen und Kommentatoren, wir übernehmen die technische Seite der Übertragung, die Bezahlabwicklung und versuchen, die Spiele zu verkaufen“, erzählt er.
Sieben Jahre später sind alle 14 Vereine der DEL 2 an Bord, auch in der Oberliga machen immer mehr mit. Die Memminger haben gute Erfahrungen gemacht und sind auch nächste Saison dabei. Finanziell sind die Klubs an den Buchungen beteiligt. Müller: „Der Löwenanteil geht an die Vereine. Sie bekommen durch uns einen extremen Mehrwert, auch finanziell.“
Dafür müsse zunächst in entsprechende Technik investiert werden, etwa in Kameras und Software. Und: Ein Medienteam muss zusammengestellt werden. Leute, die fast ausnahmslos ehrenamtlich dabei sind. „Sechs bis neun Personen arbeiten bei uns an der Live-Übertragung“, sagt Kreitl. In Memmingen haben sich nach anfänglicher Skepsis sogar über zehn Ehrenamtliche gefunden, die mitarbeiten.