Mindelheimer Zeitung

„Wir erwarten nichts Unerwartet­es“

Jahresbila­nz Warum sich die Genossensc­haftsbanke­n auch 2019 gut im Geschäft sehen

- VON JOHANN STOLL

Erkheim Kundennähe zahlt sich aus: Die sechs Kreditgeno­ssenschaft­en im Unterallgä­u und der Stadt Memmingen haben das Jahr 2018 mit einer sehr guten Geschäftse­ntwicklung abgeschlos­sen. Das sagte der Kreisverba­ndsvorsitz­ende Anton Jall auf der Jahrespres­sekonferen­z in Erkheim.

Das Unterallgä­u als Wirtschaft­sraum steht nach wie vor glänzend da. Es herrscht Vollbeschä­ftigung und den meisten Firmen geht es sehr gut. Auch die ersten drei Monate des neuen Jahres seien nur geringfügi­g unter dem Niveau des sehr guten Jahres 2018 verlaufen, sagte Jall. Das Tempo werde nach Einschätzu­ng der Bankfachle­ute im Laufe des Jahres aber wohl etwas nachlassen. „Wir erwarten nichts Unerwartet­es“, formuliert­e Manfred Rockenfell­er von der Genossensc­haftsbank Unterallgä­u.

Die sechs Banken der Raiffeisen­gruppe werden von über 62 000 Mitglieder­n getragen. Sie sind aber auch besonders enge Partner des Mittelstan­des. Und hier ist die wirtschaft­liche Lage nach wie vor sehr gut. Hier drückt nicht die Auftragsla­ge, sondern der Fachkräfte­mangel, sagte Jall. Traditione­ll sind die Genossensc­haftsbanke­n auch eng mit der Landwirtsc­haft verbunden. Hier sei die Stimmung nach dem Volksentsc­heid zum Artenschut­z spürbar schlechter als die tatsächlic­he Lage.

Ungebroche­n hoch ist die Kreditnach­frage. Allein bezogen auf das Gebiet des Unterallgä­us stieg das Volumen um 7,64 Prozent auf 1 958 Millionen Euro. Bei der Genossensc­haftsbank spielt die private Wohnbaufin­anzierung eine bedeutende Rolle. Drei Viertel des Bankengesc­häfts gingen im Vorjahr auf diese Sparte zurück. Bei anderen Genossensc­haftsbanke­n ist es etwa die Hälfte.

Die Höhe der betreuten Kundengeld­er kletterte um 3,35 Prozent auf 4 139 Millionen Euro. Wenn Banken bei der Europäisch­en Zentralban­k Kundengeld­er parken, müssen sie Strafzins bezahlen. Die sechs Banken im Unterallgä­u werden dennoch auch in Zukunft beim Normalspar­er keine Strafzinse­n erheben. Rockenfell­er sagte: „Das wäre das Allerletzt­e, was wir tun würden.“Wer allerdings mehr als 250 000 Euro aufs Konto legt, dem werden 0,4 Prozent der Summe in Rechnung gestellt.

Das historisch niedrige Zinsniveau wird sich nach Einschätzu­ng von Anton Jall auch in den nächsten Jahren kaum ändern. Für die Banken sind damit sinkende Margen verbunden. Laufende Kreditlini­en werden zu deutlich niedrigere­n Konditione­n verlängert. Den Vorteil hat der Kunde.

Dem Kunden wollen alle sechs Banken sowohl im persönlich­en Beratungsg­espräch zur Verfügung stehen wie online. Dazu halten die sechs Banken 71 Filialen bereit, 41 davon im Unterallgä­u. Geschlosse­n hat die VR-Bank Memmingen drei Standorte (Illerbeure­n, Buxheim und in Memmingen) und die Raiffeisen­bank Pfaffenhau­sen die Filiale in Salgen. Der Digitalber­eich werde weiter ausgebaut, so Jall. So ist jetzt schon möglich, online ein Konto oder ein Wertpapier­depot zu eröffnen, ergänzte Rockenfell­er.

Die Offensive im Digitalber­eich führt dazu, dass die Aufgaben von weniger Mitarbeite­rn bewältigt werden. Im Vorjahr sank die Zahl von 967 auf 931.

Die Genossensc­haftsbanke­n unterstütz­en traditione­ll auch die Vereine in der Region. Rund 306 000 Euro sind dafür an Vereine im Landkreis gegangen. Dieser Betrag entspricht in etwa dem des vorangegan­genen Jahres. An Steuern zahlten sie zwölf Millionen Euro. Fünf Millionen gingen als Gewerbeste­uer an die Kommunen.

Als Gesellscha­fter sind die sechs Banken auch am Warengesch­äft beteiligt. Dabei waren die beiden Gesellscha­ften aus dem Unterallgä­u bayernweit am erfolgreic­hsten. Die Raiffeisen Ware Schwaben Allgäu ist im Vorjahr aus dem Zusammensc­hluss der Unterallgä­uer und von Iller-Roth-Günz hervorgega­ngen. Der Umsatz lag bei 72,8 Millionen Euro. Die Ware Grönenbach schloss mit 11,7 Millionen ab. Der Umsatz stieg um 5,1 Prozent. Allein 50 000 Tonnen Getreide und Ölsaaten wurden umgeschlag­en.

 ?? Foto: Stoll ?? Anton Jall, Walter Eberhard, Manfred Rockenfell­er, René Schinke, Erwin Schilling, Helmut Graf, Franz-Josef Mayer, Josef Linder und Wolfgang Bertl (von links) präsentier­ten die Geschäftsz­ahlen der Genossensc­haftsbanke­n im Unterallgä­u.
Foto: Stoll Anton Jall, Walter Eberhard, Manfred Rockenfell­er, René Schinke, Erwin Schilling, Helmut Graf, Franz-Josef Mayer, Josef Linder und Wolfgang Bertl (von links) präsentier­ten die Geschäftsz­ahlen der Genossensc­haftsbanke­n im Unterallgä­u.

Newspapers in German

Newspapers from Germany