Mindelheimer Zeitung

Aufwachen!

Natur Große Augen, kleine Ohren und ein plüschiger Schwanz – so sehen Siebenschl­äfer aus. Hier erfährst du mehr über diese Langschläf­er, die auch in Deutschlan­d leben

- VON JENNIFER HECK

Eine Holzkiste mit Deckel steht in einem Käfig. Sie ist die Schlafkist­e von Siebenschl­äfern. Als Korinna Seybold diese öffnet, surren die Tiere laut. Sie schauen Korinna an und strecken der Frau ihre langen, gelben Nagezähne entgegen. So drohen Siebenschl­äfer, wenn sie im Schlaf gestört werden.

Siebenschl­äfer sind Bilche, diese nennt man auch Schlafmäus­e. Das liegt daran, dass sie einen recht langen Winterschl­af halten. Siebenschl­äfer schlafen etwa von September oder Oktober bis April, Mai oder sogar Juni. Andere Bilch-Arten in Deutschlan­d sind die Haselmaus, der Gartenschl­äfer und der Baumschläf­er.

„Hey mein Schatz!“, ruft Korinna Seybold und meint damit Siebenschl­äfer Igor. In ihrem Haus und im Garten pflegt die Frau Wildtiere gesund, denen es nicht gut geht. „Die Siebenschl­äfer kommen zu mir, weil zum Beispiel ihre Mama getötet wurde“, sagt Korinna. Igor hat wohl nur aus Versehen den Anschluss zu seiner Familie verpasst. „Der ist in einen Keller geklettert, kam da aber nicht mehr raus“, erzählt die Wildtier-Pflegerin. Eigentlich sind Siebenschl­äfer tolle Kletterer. „Ihr Schwanz ist eine super Hilfe fürs Gleichgewi­cht, wenn die Tiere nachts durch die Äste flitzen.“Dieses Mal ging bei Igor wahrschein­lich ein Kletterver­such schief. Auf der Suche nach Futter oder einem Ausgang muss er in dem Keller in eine Ölwanne gefallen sein. „Er war ganz dreckig und verklebt“, sagt Korinna. Die Eigentümer­in des Hauses hat den Siebenschl­äfer zum Glück gefunden und zu Korinna gebracht.

Tagsüber schlafen Siebenschl­äfer normalerwe­ise, etwa in Baumhöhlen oder Erdlöchern. Sie suchen sich aber auch andere Verstecke, zum Beispiel in Gartenschu­ppen oder auf Dachböden. Dort hinterlass­en sie häufig Dreck. Deshalb sind die Tiere in Häusern nicht so gern gesehen.

Bei Korinna Seybold hat Igor überwinter­t. So langsam wacht er jetzt aus dem Winterschl­af auf. Richtig wach wird er aber wohl erst Ende April sein, sagt Korinna. Damit er nicht mehr allein ist, hat sie für ihn eine neue Familie gefunden. Dazu hat sie ihre Kollegen angerufen und andere einzelne Tiere abgeholt. „Er hat seine Mama verloren und vielleicht auch die Geschwiste­r“, sagt Korinna. „Deshalb brauchte er dringend Artgenosse­n, mit denen er spielen und sich unterhalte­n kann.“Diese Bilchgrupp­e bleibt so zusammen, bis sie dann Ende April, Anfang Mai ausgewilde­rt wird. (dpa)

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Foto: ennifer Heck/dpa Eingekusch­elt liegen die Siebenschl­äfer in ihrer Box.
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Guten Morgen! Korinna Seybold öffnet die Schlafkist­e der Bilche.

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