Mindelheimer Zeitung

Ein ungeliebte­s Geschenk

Bau Eine Stifterin will bei Westernach eine Kapelle errichten. Dagegen formiert sich Widerstand

- VON JOHANN STOLL

Eine Stifterin will bei Westernach eine Kapelle bauen und hat dafür vom Bauausschu­ss auch grünes Licht bekommen. Doch nun formiert sich Widerstand.

Westernach Im Mindelheim­er Ortsteil Westernach rumort es. Seit der Bauausschu­ss grünes Licht für den Bau einer Kapelle einer privaten Gönnerin gegeben hat, formiert sich Widerstand. „Mindestens drei Viertel der Westernach­er sind dagegen, weil sie sagen: Wer soll diese Kapelle später einmal pflegen?“Max Dolp sagt das, früherer Ortssprech­er von Westernach.

Der amtierende Ortspreche­r Andreas Schedel hat offenbar keine Einwände gegen den Kapellenba­u im Westen des Ortes auf einer grünen Wiese. Er war zwar in der fraglichen Sitzung des Bauausschu­sses verhindert, hatte seine Meinung aber zuvor Bürgermeis­ter Stephan Winter übermittel­t.

Offenbar hat Schedel das Stimmungsb­ild in Westernach falsch eingeschät­zt. Dolp sagt, die Gönnerin habe keinen Bezug zu Westernach und auch nie im Ort gelebt. Ihr verstorben­er Mann stammt allerdings aus dem Ort. In Westernach mit Doldenhaus­en gibt es bereits drei Kapellen „und die Kirche ist auch nie voll“, sagt Dolp. Die Skeptiker treibt vor allem die Sorge um, wer das vier mal acht Meter große Gebäude später einmal pflegen werde.

Im Bauausschu­ss war dazu eine klare Aussage zu hören: Die Kapelle sei eine reine Privatinit­iative, sagte Bürgermeis­ter Stephan Winter. Weder die Diözese Augsburg noch die Stadt Mindelheim werden dafür aufkommen. Vor ein paar Jahren war in Stetten in einer Gemeinscha­ftsaktion eine Kapelle im Osten des Ortes am Hang errichtet worden. Dort kümmert sich ein Kreis Engagierte­r um die Kapelle.

Im Mindelheim­er Bauausschu­ss war die Bauanfrage mit großem Wohlwollen behandelt worden. Alle Stadträte stimmten zu. Im Flächennut­zungsplan ist an der Stelle zwar Grünlandnu­tzung für die Landwirtsc­haft vorgesehen. Diese Fläche soll grundsätzl­ich von Bebauung freigehalt­en werden, sagte Michael Egger vom Bauamt. Gemeint sei damit aber, dass dort kein Gewerbe entstehen soll. Gegen eine kleine Kapelle sei nichts einzuwende­n. Das gehöre gewisserma­ßen zur schwäbisch­en Kulturland­schaft.

Zu früheren Zeiten war es nichts Ungewöhnli­ches, wenn jemand eine Kapelle gestiftet hat. Das war Teil der christlich geprägten Kultur in Schwaben. Von einigen Heimkehrer­n aus dem Zweiten Weltkrieg ist zum Beispiel bekannt, dass sie aus Dankbarkei­t eine solche Gebetsstät­te errichtet haben. Andere haben nach überstande­ner schwerer Krankheit eine solche Kapelle gestiftet. Die Frage der Pflege hat auch den Bauausschu­ss beschäftig­t. Stadtrat Manfred Schuster hatte sich erkundigt. Die Stadt werde dafür nicht in die Pflicht genommen. Michael Egger vom Bauamt ergänzte, er kenne die Motivation nicht, „die stand in der Bauvoranfr­age nicht drin“. Er könne hier nur spekuliere­n.

Eine Witwe will nach MZ-Informatio­nen die Kapelle errichten, deren verstorben­er Mann aus Westernach stammte. Das Haus soll ein Nachbau einer historisch­en Kapelle werden.

 ?? Fotos: Johann Stoll ?? In Westernach gibt es mit Doldenhaus­en bereits drei Kapellen, eine davon ist die Feldkapell­e St. Johann Baptist. Sie wurde zwischen 1753 und 1760 gebaut.
Fotos: Johann Stoll In Westernach gibt es mit Doldenhaus­en bereits drei Kapellen, eine davon ist die Feldkapell­e St. Johann Baptist. Sie wurde zwischen 1753 und 1760 gebaut.
 ??  ?? Die Tür der Kapelle St. Johann Baptist ist reich verziert.
Die Tür der Kapelle St. Johann Baptist ist reich verziert.
 ??  ?? Die St.-Anna-Kapelle liegt ebenfalls am Weg von Mindelheim nach Westernach.
Die St.-Anna-Kapelle liegt ebenfalls am Weg von Mindelheim nach Westernach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany