Schon wieder Böhmermann
TV Der Satiriker polarisiert. Die Grimme-Preis-Jury aber lobt ihn nun bereits zum fünften Mal für „vorbildliches Fernsehen“
Marl Hat dieser „Böhmi“denn ein Abo auf den Grimme-Preis? Scheint so. Denn auch in diesem Jahr durfte ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wieder einen aus dem Marler Stadttheater mit nach Hause nehmen, seinen fünften. Nach 2014, 2016, 2017 und 2018. Diesmal erhielt er die renommierte Auszeichnung für „vorbildliches Fernsehen auf der Höhe der Zeit“am Freitagabend für „Lass dich überwachen! – Die Prism Is A Dancer Show“. In diesem Format machen er und sein Team den Umgang von Internet-Nutzern mit ihren eigenen Daten zum Thema.
Was für die Studiogäste peinlich werden kann, wenn sie vor Millionenpublikum mit dem konfrontiert werden, was sie in den ach so sozialen Netzwerken von sich geben. Lustig ist das dann nur auf den ersten Blick, wenn Böhmi den Stalker gibt – und den ahnungslosen Sören, mit dessen Sauftouren auf Mallorca konfrontiert. Oder anhand von Kathleens Facebook-Account erkennt, dass diese in ihren Chef verliebt ist. Da ist Böhmermann, selbst eine Social-Media-Größe, Mahner und Warner, erhobener Zeigefinger inklusive. Ironisch mehrfach gebrochen, versteht sich. Rudi Carrell, dem geistigen Paten dieser Überraschungsshowform, hätte das sehr gefallen, lobte die Grimme-PreisJury. Und all die Von-Böhmermann-Genervten haben damit einen weiteren Grund, vom nahezu omnipräsenten Böhmermann genervt zu sein. Wie FAZ-Redakteur Reinhard Müller, der vor wenigen Tagen befand, der „öffentlich-rechtliche Komiker“sei eine „Staatsmimose“.
Zuvor war publik geworden, dass Böhmermann Kanzlerin Merkel verklagt hatte. Sie nannte sein „Schmähgedicht“auf den türkischen Präsidenten Erdogan „bewusst verletzend“. Für Böhmermann ein Angriff auf Meinungsund Kunstfreiheit. Auch hier geht es für ihn nicht unter dem ganz Großen und dem großen Ganzen.
Die bekanntesten weiteren Ausgezeichneten waren Comedian Luke Mockridge („Catch!“, Sat.1), Kabarettistin Maren Kroymann („Kroymann“, Das Erste) und Journalistin Isabel Schayani für ihre „Tagesthemen“-Kommentare und „Weltspiegel“-Moderationen.