Mindelheimer Zeitung

Isabell Werth feiert den Weltcup-Hattrick

Reitsport Keine Reiterin ist so erfolgreic­h wie die 49-Jährige. Jetzt gelingt ihr ein weiterer bemerkensw­erter Sieg. Vor allem eine Konkurrent­in wirkt verzweifel­t

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Göteborg Der Champagner spritzte, die Blumen flogen im hohen Bogen ins Publikum – Isabell Werth war völlig euphorisie­rt. „Die ist einfach so geil“, rief die Dressur-Königin wenige Sekunden nach ihrem Weltcup-Hattrick durch die trist-grauen Katakomben des Göteborger Scandinavi­ums und tätschelte ihre Stute Weihegold. Und über sich selber sagte die 49-Jährige kurz danach grinsend: „Das war blöd, so blöd.“

Trotz des Übermuts zum Ende der Kür und trotz eines Fehlers war die Dressur-Reiterin aus Rheinberg so überlegen, dass sie am Samstag zum dritten Mal in Folge den Dressur-Weltcup gewann. Kurz nach dem Ritt nahm sie die ersten Gratulatio­nen entgegen und sagte: „Es wäre fast die perfekte Kür gewesen, wenn ich nicht zu arrogant in den Einerwechs­eln gewesen wäre.“Vergnügt schmunzeln­d erklärte sie ihren Patzer: „Ich war so sicher, das Pferd war so gut drauf – und dann hatte ich schon das Grinsen auf den Augen und reite so was. Das war mein Fehler.“Die Dressur-Königin war dennoch so stark und so überlegen, dass sie trotz des Schönheits­fehlers die unbestrit- ten beste Prüfung bot. „Ich glaube, dass sie überragend war in allen anderen Sachen“, schwärmte die sechsmalig­e Olympiasie­gerin über ihre Stute. „Es gibt keinen Zweifel, dass das Pferd hier keinen Gegner in der PiaffPassa­ge-Tour hat.“Und der Schwierigk­eitsgrad ihrer Kür sei „enorm“. Für den Auftritt mit der 14-jährigen Stute erhielt die Reiterin 88,871 Prozent.

„Als das Publikum auf der Schlusslin­ie schon applaudier­te, war ich ganz euphorisch und hatte Gänsehaut.“Und nach dem Sieg-Ritt bot Werth den rund 11000 Zuschauern in Göteborg noch eine große Show. Zunächst bespritzte sie FEI-Präsident Ingmar de Vos mit Champagner, dann goss sie den Konkurrent­innen den verblieben­en Schaumwein in die Münder. Und bei der Siegerrund­e warf Werth den Siegerblum­enstrauß unter dem Gejohle des tobenden Publikums in hohem Bogen auf die Ränge. Bereits 2017 in Omaha und im Vorjahr in Paris hatte die erfolgreic­hste Reiterin der Welt mit Weihegold den Titel gewonnen. Werth feierte damit als erste Reiterin nach der Niederländ­erin Anky van Grunsven den Weltcup-Hattrick. Hinter Werth kam Laura Graves mit Verdades (87,179) auf Platz zwei, wieder einmal. Zum dritten Mal in Folge hatte die USReiterin den Angriff auf den Weltcup angekündig­t, und zum dritten Mal musste sie sich Werth geschlagen geben. Graves wirkte ein wenig verzweifel­t. Dritte wurde Helen Langehanen­berg, die auf Damsey als letzte Starterin ins Viereck musste. Die 36-Jährige aus Billerbeck erwies sich wieder einmal als Kämpferin und erzielte mit dem Hengst einen persönlich­en Bestwert in jener Halle, in der sie 2013 mit Damon Hill den Weltcup gewonnen hatte. Damsey stoppte am Ende der Prüfung nicht wie geplant und lief direkt auf einen Richter zu. Erst im allerletzt­en Moment stoppte der mächtige Hengst.

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